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Jetzt rollt die Grippewelle auch durch Sachsen

Fast 1.700 Influenza-Kranke und ein Toter wurden seit Oktober offiziell in Sachsen gemeldet. Wie kann man sich schützen?

Von Sylvia Miskowiec & Stephanie Wesely
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Hohes Fieber, alles schmerzt, was hilft jetzt?
Hohes Fieber, alles schmerzt, was hilft jetzt? © Susann Prautsch/dpa (Symbolbild)

Wie sehen die neuesten Grippe-Zahlen in Sachsen aus?

116 Grippe-Neuinfektionen weniger als in der Woche vor Weihnachten klingt erst einmal gut. Doch diese Zahl stimme nur bedingt, warnte die Landesuntersuchungsanstalt Sachsen in ihrem neuen Bericht am Freitag. Denn während und zwischen den Feiertagen gehen viele Menschen nicht zum Arzt. Und mit 396 Neuerkrankungen in der 52. Kalenderwoche liegt die Zahl im Freistaat immer noch über der Mitte Dezember, als 354 Patienten mit Grippe neu hinzukamen.

Hotspot der Influenza waren in der letzten Woche des Jahres 2023 der Erzgebirgskreis mit 65 Neuinfektionen sowie die drei Großstädte Leipzig, Chemnitz und Dresden mit knapp unter 60 Neuerkrankungen. Das Robert Koch-Institut (RKI) spricht inzwischen deutschlandweit von einer Grippewelle.

Ab wann spricht man von einer Grippewelle?

Wenn in jeder fünften Patientenprobe Influenzaviren nachgewiesen werden. Das RKI datiert den Beginn der Grippewelle in Deutschland auf die Zeit zwischen dem 9. und 16. Dezember 2023.

Wie schwer verläuft die Grippewelle dieses Mal?

In dieser Saison gab es bislang in Sachsen einen Toten, deutschlandweit sind es 42. Laut RKI haben vor allem ältere Menschen ein hohes Risiko, schwer an einer Grippe zu erkranken oder zu sterben. Eine Prognose ist noch nicht möglich, da die Zahl der Todesfälle bei Grippewellen stark schwankt. In der letzten Saison zwischen Anfang Oktober 2022 und Ende April 2023 wurden in Sachsen 30.675 Grippekranke und 127 Grippetote gemeldet.

Wie erkenne ich, ob ich Grippe, Corona oder einen Infekt habe?

Die Symptome für eine Grippe sind hohes Fieber, Husten, der in der Lunge schmerzt, Arme und Beine, die sich bleischwer anfühlen, sowie eine körperliche Schwäche, die den Patienten zum Ausruhen zwingt. Im Gegensatz zu einer Erkältung beginnt die Grippe ganz plötzlich, eine Erkältung bahnt sich langsam an, so das RKI. Corona zeigt sich laut dem Hausarztchef von Sachsen, Dr. Torben Ostendorf, wie eine Erkältung. „Manche Patienten berichten aber auch von Fieber und starker Schwäche. Eine Unterscheidung ist schwierig und nur durch einen PCR-Test möglich“, sagt er. Doch dieser sei seiner Meinung nach nicht sinnvoll, da er keine therapeutische Konsequenz habe – allenfalls für wissenschaftliche Zwecke.

Wie werden Grippe und Corona behandelt?

Laut Hausarztchef Ostendorf wird nur symptomatisch behandelt – also mit Schmerz- und Fiebermitteln, Medikamenten gegen Husten und Nasenspray gegen Schnupfen. Wichtig sei es, dass sich die Patienten Ruhe gönnen und sich von anderen Menschen, vor allem Risikogruppen, fernhalten. Im Ausnahmefall werden immunschwache Patienten mit antiviralen Mitteln behandelt, doch dazu müsse die Infektion noch frisch sein.

Welche Hausmittel helfen bei Erkältung und Grippe?

Die AOK empfiehlt sieben Hausmittel, die sich seit Langem bewährt haben. 1. Viel trinken: Mindestens zwei Liter am Tag, um die Schleimhäute feucht zu halten. 2. Frische Luft: Frischluft ist nicht so trocken wie geheizte Raumluft, deshalb ist ein Spaziergang gut, wenn man sich kräftemäßig dazu in der Lage fühlt. 3. Inhalieren: Wasserdampf oder vernebelte Salzlösung zu inhalieren, befeuchtet die Atemwege. 4. Nasendusche mit Salzwasser: Salzwasser wirkt desinfizierend, und Viren werden ausgespült. 5. Erkältungsbad: Badezusätze, die die Atemwege befreien, sind eine Wohltat bei Erkältung.

Die Wärme wirkt entspannend auf die Bronchien und lindert Gliederschmerzen. Aber Vorsicht: Nicht länger als 20 Minuten im warmem Wasser bleiben, bei Fieber ist ein Erkältungsbad tabu. Nach dem Bad ist Ausruhen angesagt. 6. Gurgeln bei Halsschmerzen: Ein Sud aus Salbeiblättern, Salzlösung oder fertige Gurgellösungen aus der Apotheke lindern den Schmerz und halten die Schleimhäute feucht. 7. Hühnersuppe: Die Suppe ist gleich auf mehrere Arten hilfreich bei Erkältungen. Die Wärme und Flüssigkeitszufuhr tun dem Körper gut, aber auch die Immunabwehr wird gefördert.

Kann eine Maske auch vor einer Grippe-Ansteckung schützen?

„Ja, das Masketragen schützt vor einer Ansteckung in geschlossenen Räumen“, so Torben Ostendorf. Dort, wo der Mindestabstand von 1,5 bis 2 Metern nicht eingehalten werden könne und der Kontakt mindestens 15 Minuten dauere, bewahre die Maske vor einer Tröpfcheninfektion. Der Hausarzt denkt besonders an öffentliche Verkehrsmittel oder Einkaufszentren. Dauerhaftes Masketragen empfiehlt er aber nicht.

Welche Maske schützt am besten?

Corona hat gezeigt, dass die FFP 2-Maske am sichersten ist. Doch auch medizinische Masken halten infektiöse Tröpfen zum großen Teil ab.

Ist es jetzt noch sinnvoll, sich gegen Grippe impfen zu lassen?

Das RKI empfiehlt auch jetzt noch eine Impfung, vor allem Risikogruppen wie Senioren, Pflegebedürftigen und chronisch Kranken. Der Impfschutz entfaltet sich innerhalb von zwei Wochen voll. „Eine Impfung hat auch in der Grippewelle noch Sinn, weil keiner weiß, wann er sich ansteckt“, so Torben Ostendorf.

Wo kann man sich impfen lassen?

Jeder Arzt oder jede Ärztin kann eine Grippeimpfung verabreichen. Erster Ansprechpartner ist in vielen Fällen der Hausarzt, aber auch in manchen Gesundheitsämtern wird gegen die Grippe geimpft. In Apotheken bekommt man ebenfalls Grippe- und Coronaschutzimpfungen. Allerdings nur gesetzlich krankenversicherte Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben. Ob die Apotheke um die Ecke impft, lasse sich erfragen oder online abrufen.

Welchen Schutz bringt die Grippeimpfung?

Keinen 100-prozentigen. Trotz Impfung kann man erkranken. Der saisonale Impfstoff enthält Bestandteile der Virusvarianten, die für die aktuelle Saison erwartet werden. Da die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Zusammensetzung für den Impfstoff bereits im Frühjahr vor Beginn der Grippesaison festlegt, um den Impfstoffherstellern genügend Zeit zu geben, gibt es Unsicherheiten. Denn die Viren verändern sich schnell. Es sei möglich, „dass die in der folgenden Saison hauptsächlich auftretenden Influenzaviren nicht so gut mit den im Impfstoff enthaltenen Virusstämmen übereinstimmen“, so das RKI. Bei einer sehr guten Übereinstimmung könne die Schutzwirkung bei jungen Erwachsenen bei bis zu 80 Prozent liegen. Aber wie bei Corona gilt: Eine Erkrankung verläuft bei geimpften Personen in der Regel milder als bei Ungeimpften. Auch Menschen, die sich jährlich gegen Grippe impfen ließen, hätten einen besseren Immunschutz, da ihr Körper in der Vergangenheit bereits mit verschiedenen Virustypen Kontakt hatte und Abwehrstoffe bilden konnte.