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Das sind die dreistesten Mogelpackungen des Jahres

Fünf Produkte von Rama bis Haribo hat die Verbraucherzentrale Hamburg nominiert. Welches bekommt den Negativpreis?

Von Katrin Saft
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Stimmen Sie über diese Produkte ab. © Verbraucherzentrale Hamburg

Viele Menschen schauen in Zeiten von Inflation und Energiekrise beim Einkauf genauer auf die Preise – und haben an der Kasse trotzdem den Eindruck, dass es teurer geworden ist. Kein Wunder. Denn noch nie hat es so viele versteckte Preiserhöhungen gegeben wie im letzten Jahr, zeigt die Mogelpackungsliste der Verbraucherzentrale Hamburg.

Hersteller reduzieren einfach still und heimlich den Inhalt ihrer Produkte, der Preis bleibt gleich und die Verpackung oft auch. „Über die Weniger-drin-Masche haben sich 2022 bei uns so viele Verbraucher wie nie zuvor beschwert“, sagt Armin Valet, Ernährungsexperte der Verbraucherzentrale Hamburg. Neben Markenartikeln seien in letzter Zeit auch immer öfter Handelsmarken von versteckten Preiserhöhungen betroffen.

Rein rechtlich sind solche Mogelpackungen selten zu belangen. „Die derzeitigen Gesetze geben Unternehmen viel Freiraum, um Verbraucher hinters Licht zu führen“, ärgert sich Valet. Der Verbraucherschützer hofft deshalb auf die Macht der Kunden und ruft bis zum 22. Januar zur Wahl der Mogelpackung des Jahres 2022 auf. Dazu habe man fünf Produkte ausgewählt, die durch reduzierte Füllmengen und zum Teil zusätzliche Preiserhöhungen deutlich teurer geworden sind.

Kandidat 1: Rama von Upfield

Gleicher Becher, gleiches Design. Hersteller Upfield füllt aber nur noch 400 statt bisher 500 Gramm ein – bei unverändertem Preis, Die perfekt getarnte Schrumpfkur führte zu einer versteckten Preiserhöhung von 25 Prozent. Sie geht auch auf Kosten der Umwelt. Für 1.000 Tonnen Streichfett werden nun eine halbe Million Becher mehr benötigt. Upfield begründete das auf Nachfrage mit „dramatischen Kostensteigerungen“. Mit Lätta, Sanella und Becel gab es auch bei weiteren Marken des Unternehmens versteckte Preiserhöhungen.

Kandidat 2: Leerdammer von Lactalis

Die Packungen mit den Leerdammer Käsescheiben sind leerer geworden. Der Hersteller hat nicht nur die Füllmenge reduziert. Zusätzlich haben viele Supermärkte und Discounter den Preis für die Käsesorten der Marke Leerdammer nach und nach angehoben. Bis zu 43 Prozent mehr müssen Verbraucher seit Anfang des Jahres dadurch zahlen. Der Sticker „Neuer Inhalt 140 g“ nützt wenig, wenn man die alte Packungsgröße nicht kennt, kritisiert Valet. Lactalis verweist auf höhere Milchpreise und gestiegene Produktionskosten.

Kandidat 3: Pringles von Kellogg

Die Füllmenge der Pringles Original Chips schrumpfte 2022 von 200 Gramm auf 185 Gramm. Viele Händler haben zusätzlich den Preis von meist 2,59 Euro auf 2,79 Euro und zum Jahresende auf 2,99 Euro erhöht. Alles zusammen ergibt das einen Preisanstieg von 25 Prozent. Auch andere Sorten der Marke sind teurer geworden.

Kandidat 4: Calgon von Reckitt Benckiser

Mehr Wäschen pro Packung Calgon Power Pulver klingt gut. Ist es aber nicht! Denn Reckitt Benckiser trickst beim Wasserenthärter. Für den gleichen Härtegrad sind nach seiner Dosierempfehlung bis zu 42 Prozent mehr Pulver nötig. Das Produkt wird entsprechend um bis zu 42 Prozent teurer trotz gleicher Füllmenge und Preis.

Kandidat 5: Goldbären von Haribo

Haribo mopst Verbrauchern zum Firmenjubiläum Goldbären aus der Tüte. Statt 200 sind nun nur noch 175 Gramm Bären drin. Die versteckte Preiserhöhung beträgt bis zu 14 Prozent. Auch zahlreiche andere Produkte des Unternehmens werden in kleineren Tüten mit weniger Inhalt verkauft. In einer Stellungnahme verweist das Unternehmen auf stark gestiegene Kosten.

Fazit

Weil die Beschwerden über die Schrumpfmasche nicht abreißen, fordert Valet, dass in Deutschland Füllmengenreduzierungen nur noch unter konkreten rechtlichen Vorgaben erlaubt sein sollten. „Auch mit Blick auf den Umwelt- und Ressourcenschutz braucht es strengere Regeln. Packungen sollten grundsätzlich voll befüllt sein“, sagt er. Brasilien zeige, dass es geht. Hersteller müssten dort für mindestens sechs Monate auf der Vorderseite der Verpackung gut lesbar die alte und neue Inhaltsmenge des Produkts sowie die absoluten und prozentualen Werte der Schrumpfung angeben.