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Mehr Grippefälle in Sachsen: Zwei Wellen pro Saison gab es noch nie

Es gibt 30 Prozent mehr Grippekranke in Sachsen als in der Vorwoche. Selten wurden auch so viele Erkältungsmittel verkauft. Droht vielen Sachsen nun eine zweite Infektion?

Von Stephanie Wesely
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Rezeptfreie Erkältungsmittel sind in Apotheken wieder sehr gefragt, denn die Grippe scheint kein Ende zu nehmen.
Rezeptfreie Erkältungsmittel sind in Apotheken wieder sehr gefragt, denn die Grippe scheint kein Ende zu nehmen. © Susann Prautsch/dpa (Symbolfoto/Archiv)

In der Woche vom 20. bis zum 26. März hat das Sozialministerium in Sachsen 194 neue Grippefälle gemeldet. Das sind fast 30 Prozent mehr als eine Woche zuvor. Seit Anfang des Monats steigen die Zahlen stetig. Besonders betroffen ist die Altersgruppe der 25- bis 49-Jährigen.

Die Grippewelle ist in Sachsen damit noch nicht vorbei und geht ungewöhnlich weiter. Insgesamt erkrankten seit Saisonbeginn im Oktober im Freistaat nachweislich 30.202 Menschen an der Influenza, 127 sind daran gestorben. Das Robert Koch-Institut (RKI) spricht von einer zweiten Grippewelle – ein Novum.

Anstieg ab Ende Februar

Die Grippesaison habe diesmal bereits im Herbst und damit sehr früh begonnen, erklärt Susanne Glasmacher, Sprecherin des RKI. Ursachen dafür waren auch das höhere Ansteckungsrisiko und das abgeschwächte Immunsystem der Menschen aufgrund der Abstands- und Hygieneregeln in der Coronazeit.

Zu Beginn zirkulierten Influenzaviren des Typs A, was eine hohe Erkrankungswelle besonders bei jungen Erwachsenen zur Folge hatte. "Durch die Weihnachtsferien wurde diese Welle aber schnell und gründlich ausgebremst", sagt sie. Die danach dominierenden B-Influenzaviren hätten dann ab Ende Februar zu vielen neuen Grippefällen geführt.

B-Viren verlängern Grippesaison

Grippewellen laufen meist nach einem bestimmten Muster ab, erklärt das RKI. Den Anfang machen die A-Viren, die dann von B-Viren abgelöst werden. Das geht fließend ineinander über, sodass B-Viren bisher bestehende Grippewellen verlängerten. Eine so deutliche Unterbrechung wie in diesem Jahr habe es aber bislang noch nicht gegeben.

Zahlenmäßig und im Hinblick auf die Schwere der Erkrankung fallen B-Infektionen meist etwas leichter aus. Dass Menschen in einer Saison zweimal an Grippe erkranken, ist sehr selten, da eine durchgemachte Influenza A-Infektion meist auch für eine Immunität gegenüber B-Viren sorgt.

Umsatzplus für rezeptfreie Mittel

Angesichts von Krankheitswellen war 2022 auch der Absatz an rezeptfreien Medikamenten in Apotheken und im Versandhandel ungewöhnlich hoch. Laut Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) stieg er um etwa zwölf Prozent auf knapp eine Milliarde Packungen. Am meisten verkauft wurden Erkältungs- und Desinfektionsmittel. Der Höhepunkt war im vierten Quartal 2022 erreicht.

In der Pandemie hatten Corona-Maßnahmen Erkältungen und Grippe-Erkrankungen stark eingedämmt. Im vergangenen Jahr hatte sich die Lage dann komplett gedreht: Krankenkassen registrierten einen außergewöhnlich hohen Krankenstand, das Robert Koch-Institut beobachtete ungewöhnlich viele akute Atemwegserkrankungen. Pharmaunternehmen profitierten von einem starken Geschäft mit rezeptfreien Arzneien. Die Nachfrage gerade nach Erkältungsmitteln zog dabei kräftig an. (mit dpa)