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Der neue Intendant ist da

Daniel Morgenroth bereitet schon die kommende Spielzeit des Theaters vor und lebt seit Februar in Görlitz. Mit ihm wird sich manches ändern in Görlitz und Zittau.

Von Ines Eifler
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Ab der kommenden Spielzeit wird Daniel Morgenroth das Gerhart-Hauptmann-Theater als Generalintendant leiten. Er lebt bereits in Görlitz.
Ab der kommenden Spielzeit wird Daniel Morgenroth das Gerhart-Hauptmann-Theater als Generalintendant leiten. Er lebt bereits in Görlitz. © Nikolai Schmidt

Daniel Morgenroth schwärmt schon. Von der Schönheit der Stadt Görlitz, von den besonderen Ecken, die er auf langen Winterspaziergängen entdecken konnte, von seinen Nachbarn, die ihn, als er Mitte Februar in die Innenstadt zog, freundlich willkommen hießen, und vom Theater. Das wird er ab Sommer als Generalintendant leiten.

"Ich bin sehr froh, dass ich nicht mehr nach Konstanz pendeln muss", sagt der 36-Jährige, "und fühle mich sehr wohl in Görlitz. Die Stadt gefällt mir immer besser." Vor einem knappen Jahr entschieden sich die Gesellschafter des Gerhart-Hauptmann-Theaters, ihn als Nachfolger von Klaus Arauner einzusetzen, der in diesem Jahr nach einem ganzen Berufsleben am Görlitzer Theater in den Ruhestand gehen wird. Morgenroth war bis 2020 Referent der Intendanz des Theaters Konstanz. Im vergangenen Dreivierteljahr war er jeweils für etwa zehn Tage pro Monat in Görlitz und Zittau, um das Gerhart-Hauptmann-Theater besser kennenzulernen.

Neues Logo fürs Theater

"Ein paar Vorstellungen konnte ich mir trotz Corona ansehen", sagt Daniel Morgenroth, "die meisten haben mir sehr gut gefallen." Darunter waren "Loriot" und "Die Seuche" in Zittau, das 2. Philharmonische Konzert, "Ego-versum" des Tanztheaters und eine Aufzeichnung des "Kleinen Mädchens mit den Schwefelhölzern". Das "Land des Lächelns" sei leider nur so kurz zu sehen gewesen, dass er eine Musiktheaterinszenierung noch nicht erleben konnte.

Die Loriot-Inszenierung im September 2020 in Zittau gehört zu den Stücken, die Daniel Morgenroth gesehen hat.
Die Loriot-Inszenierung im September 2020 in Zittau gehört zu den Stücken, die Daniel Morgenroth gesehen hat. © Pawel Sosnowski

Nun bereitet der zukünftige Generalintendant die neue Spielzeit vor, die im Mai offiziell vorgestellt wird. Erst dann will das Theater bekannt geben, welche der bisher geplanten und wegen Corona nur selten oder noch gar nicht aufgeführten Inszenierungen in den Spielplan 2021/22 übernommen werden und welche neu hinzukommen. "Einige Produktionen sind ja schon komplett einstudiert und warten nach wie vor auf ihre Premiere", sagt Morgenroth, "natürlich werden wir auf diese Arbeit der Ensembles zurückgreifen." Mit dem Intendantenwechsel gibt sich das Gerhart-Hauptmann-Theater auch ein neues Logo, das ebenfalls im Mai präsentiert wird.

Hoffnung auf "normale" Spielzeit

Die Vorbereitung der Spielzeit und das Ankommen in Görlitz, in Zittau und am Theater mache ihm großen Spaß, sagt Daniel Morgenroth. Der Blick in den kommenden Herbst sorge im ganzen Theater für beste Stimmung, die zumindest ein wenig darüber hinweghelfe, dass im Moment niemand auftreten kann und das Theater geschlossen ist. "Wir hoffen einfach, dass im September die meisten Menschen geimpft sind", sagt Morgenroth, "und planen deshalb eine relativ normale Spielzeit."

Natürlich könne niemand in die Zukunft schauen. Auch würden besonders die ersten Premieren sicherlich so gestaltet sein, dass sie auch mit halber Kapazität "coronatauglich" aufgeführt werden können. "Aber was wir nicht möchten, sind Formate des digitalen Theaters", sagt Morgenroth. Von Videokonferenzen habe inzwischen sicherlich jeder genug. Theater sei genau das Gegenteil von Digital, die vielleicht letzte Bastion echter, vergänglicher, einmaliger Kunst im Dschungel des immer wieder Reproduzierbaren. "Es ist klar, die Künstler müssen auf die Bühne", sagt Morgenroth, "und das Publikum soll live dabei sein können."

Wieder mehr Kinder- und Jugendarbeit des Theaters

Unter dem neuen Generalintendanten wird aber auch manches anders werden als bisher. Hatte sich das Theater vor einigen Jahren von seinen angestellten Theaterpädagogen verabschiedet, wünscht sich Daniel Morgenroth wieder mehr vom Theater ausgehende Kinder- und Jugendarbeit. Zwei Theaterpädagogen werden im Moment gesucht, die Bewerbungsfrist endet am 31. März. Es soll einen Theaterclub für Kinder und Jugendliche auch wieder in Görlitz geben, Angebote der Tanzcompany für Jugendliche und eine stärkere Zusammenarbeit mit Schulen.

Moritz Manuel Michel (r.), hier mit Grzegorz Zak in der Kita der DPFA-Grundschule, wird auch weiterhin neben zwei neuen Theaterpädagogen mit Jugendlichen in Görlitz Theaterstücke erarbeiten.
Moritz Manuel Michel (r.), hier mit Grzegorz Zak in der Kita der DPFA-Grundschule, wird auch weiterhin neben zwei neuen Theaterpädagogen mit Jugendlichen in Görlitz Theaterstücke erarbeiten. © DPFA-Grundschule Görlitz

Bisher gibt es in Görlitz nur ein kleines Jugendtheater im Apollo, angeleitet vom freiberuflichen Schauspieler und Theaterpädagogen Moritz Manuel Michel, dessen Arbeit das Theater honoriert. Das soll ergänzend zu den anderen theaterpädagogischen Angeboten so bleiben. "Wir haben miteinander gesprochen", sagt Morgenroth, "Herr Michel möchte weiter in dieser Form mit dem Theater zusammenarbeiten."

Auch einen Chefdramaturgen wird der neue Intendant an seiner Seite haben, neben dem Operndramaturgen Ivo Zöllner in Görlitz und der Schauspieldramaturgin Patricia Hachtel in Zittau. Martin Stefke war bereits am Theater Konstanz Chefdramaturg, zuvor in Rostock und Senftenberg. "Wir kennen uns gut und arbeiten schon lange zusammen", sagt Morgenroth. Das Gleiche treffe auch auf die neue Marketingchefin zu, die genau wie die neue Referentin im Juli ihre Arbeit am Gerhart-Hauptmann-Theater aufnehmen wird.

Gräben zwischen Görlitz und Zittau zuschütten

Als sein großes Ziel hatte Daniel Morgenroth bereits im vergangenen Sommer, als er als zukünftiger Generalintendant des Theaters bestätigt wurde, die engere Zusammenarbeit der beiden Standorte Görlitz und Zittau genannt. Die Fusion der beiden Theater liegt inzwischen zehn Jahre zurück, doch nach wie vor scheint das Verhältnis zwischen beiden nicht frei von Konkurrenz- und Neidgefühlen. "Ich möchte diese Gräben zuschütten", sagt Morgenroth, "denn beide Standorte sind gleich wichtig."

2018 inszenierte Schauspielintendantin Dorotty Szalma die Dreigroschenoper im Görlitzer Stadthallengarten.
2018 inszenierte Schauspielintendantin Dorotty Szalma die Dreigroschenoper im Görlitzer Stadthallengarten. © Nikolai Schmidt/Archiv

Bereits jetzt arbeiten Chefdramaturg Martin Stefke und er einen Tag pro Woche in Zittau, unter anderem in gemeinsamen Beratungen mit dem dortigen Team. "Ich gehe mit offenen Armen auf jeden zu", sagt Morgenroth, "möchte die alten Animositäten ausräumen und mich nicht in irgendwelche Kämpfe oder Lager hineinziehen lassen."

Gerüchte über Streit mit Schauspielintendantin

Besonders in Zittau soll es Gerüchten zufolge Auseinandersetzungen mit der Zittauer Schauspielintendantin Dorotty Szalma geben, die bisher recht frei agieren und den Spielplan nach ihren Vorstellungen gestalten konnte. Das könnte sich mit einer engeren Verbindung der beiden Häuser und einem neuen Generalintendanten ändern.

Daniel Morgenroth sagt dazu, dass er sich mit den allermeisten Mitarbeitern beider Häuser einig sei und gut zusammenarbeite. Mit wem nicht, lässt er offen. "Aber es ist nur natürlich, dass Veränderungen Reibung mit sich bringen und nicht für jeden das ergeben, was er sich vorstellt." Alle zusammenzubringen sei die Herausforderung für die Zukunft und er sei zuversichtlich, dass dies auch gelinge.

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