SZ + Görlitz
Merken

In der Görlitzer Altstadt eröffnet ein neuer Italiener

Antonio De Simone verkauft in der Brüderstraße Feinkost aus der Heimat seiner Familie, aber auch Pizza und Pasta. Einmal im Monat will er bestimmte Kunden kostenlos verköstigen.

Von Ingo Kramer
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Antonio De Simone und Anke Kretzschmar eröffnen ihren Feinkostladen „Salumeria Casa Italiana“ am Donnerstag.
Antonio De Simone und Anke Kretzschmar eröffnen ihren Feinkostladen „Salumeria Casa Italiana“ am Donnerstag. © Martin Schneider

Wenn es nach den Passanten und Touristen ginge, wäre die „Salumeria Casa Italiana“ in der Brüderstraße 14 schon offen. Immer wieder kommt jemand hinein und würde gern ein bisschen Käse, Schinken oder Salami kaufen. „Wir eröffnen am Donnerstag“, klärt Antonio De Simone dann auf. Zwar sieht drinnen alles recht startklar aus, doch ein paar letzte Details wollen seine Partnerin Anke Kretzschmar und er gern noch vollenden, bevor es losgeht. „Schon jetzt haben wir einige Tischreservierungen“, freut sich die Frau.

  • Hier können Sie sich für unseren kostenlosen Görlitz-Niesky-Newsletter anmelden.

Das „Casa Italiana“ vereint eigentlich zwei Geschäfte in einem. Vorn am Eingang ist es ein Feinkostgeschäft, wo die Kunden auch Dinge für zu Hause kaufen können, Käse, Schinken, Salami, Nudeln, Reis, Marmelade, Kaffee, Wein und Hochprozentiges – alles aus Italien und angeliefert von einem Feinkost-Großhandel aus Berlin. Dahinter steht der Pizzaofen. Antonio hat keine riesige Speisekarte, sondern bietet im Wesentlichen Pizza, Pasta, Vorspeisen und Desserts an – alles selbst gemacht. „Den Pizzateig mache immer ich, da lasse ich niemanden ran“, sagt er. Die Küche sei das Herz des Lokals: „Da muss alles stimmen.“

Käse, Wurst, Schinken: Alles hier kommt aus Italien
Käse, Wurst, Schinken: Alles hier kommt aus Italien © Martin Schneider

Die Gäste können ihm beim Kochen und Backen zuschauen: „Ich verwende die gleichen Zutaten, die es vorn im Feinkostgeschäft zu kaufen gibt.“ Ganz wichtig ist ihm der Käse auf der Pizza: Er verwendet ausschließlich Mozzarella, aber keinen Edamer oder gar Pizza-Mix. Seine Begründung ist simpel: „Ich bin Italiener.“

Weiter hinten im Lokal gibt es zwei Gasträume mit insgesamt 25 Sitzplätzen und einem kleinen Tresen, an dem das Personal offene Weine und andere kalte Getränke anbieten wird. Auf der Straße sind weitere 20 Sitzplätze an sechs Tischen geplant. Personal haben Antonio und Anke über Aushänge an der Ladenfront gefunden. „Wir sind jetzt zu viert, im Sommer kommen sicher noch Aushilfen dazu“, sagt Anke. Antonio ist der einzige Italiener im Team, alle anderen sind Deutsche.

Im hinteren Teil des Lokals gibt es zwei Gasträume mit insgesamt 25 Plätzen.
Im hinteren Teil des Lokals gibt es zwei Gasträume mit insgesamt 25 Plätzen. © Martin Schneider

Antonio wurde 1965 in Mannheim geboren. „Aber meine Eltern sind beide Neapolitaner“, erklärt er. 1975 haben sie in Mannheim ihren ersten Feinkostladen aufgemacht. Da war Antonio zehn Jahre alt – und half mit. „Ich bin also Gastronom seit 1975“, sagt er stolz. Die Eltern kehrten irgendwann nach Neapel zurück und betrieben dort einen Lebensmittelladen, aber Antonio blieb in Deutschland – und in der Lebensmittel- und Gastronomie-Branche.

Seit 2010 an der Ostsee gelebt

1985 eröffnete er einen kleinen Feinkostladen in Rastatt, später spezialisierte er sich darauf, Lokale zu übernehmen, die nicht mehr liefen, sie zum Laufen zu bringen und nach ein bis zwei Jahren wieder zu verkaufen. Das war sein Geschäftsmodell, zunächst noch in Süddeutschland, später in Berlin. 2010 beschloss er nach einem Ostsee-Urlaub – auf dem er im Übrigen auch Anke kennenlernte – an die Küste zu ziehen. Der heute 58-Jährige übernahm einen Laden in Zingst, später einen in Barth.

Doch dann kam Anke ins Spiel. Die heute 46-Jährige ist in Görlitz geboren und in Ostritz aufgewachsen. Nach ihrem Realschulabschluss hat sie zunächst Reiseverkehrskauffrau gelernt und später zur Altenpflegerin umgeschult. „Bis voriges Jahr habe ich noch in Reichenbach bei einem ambulanten Pflegedienst gearbeitet“, sagt Anke. Sie lebt mit ihren Kindern in Ostritz, hat dort ein Haus. Urlaub hat sie meist an der Ostsee gemacht – und dort Antonio getroffen, mit dem sie lange Zeit nur befreundet war. „Aber jetzt sind wir seit über zwei Jahren ein Paar“, berichtet sie.

Voriges Jahr reichte ihr schließlich das Hin- und Herfahren zwischen Ostritz und der Ostsee. So kam der Gedanke auf, dass Antonio zu ihr ziehen könnte und dass sie vielleicht ein Lokal am Markt in Ostritz eröffnen könnten. Allerdings ist der Platz nicht sehr belebt und so war den beiden das Risiko zu groß. „Dann gehen wir eben nach Görlitz“, schlug Antonio vor. Als er die Immobilienanzeige für den früheren Schuhladen in der Brüderstraße entdeckte, erinnerte er sich sofort daran, dort im Jahr 2019 ein Paar Schuhe gekauft zu haben.

Er hatte den Laden in guter Erinnerung – und schlug sofort zu, schloss einen Zehn-Jahres-Mietvertrag ab. Am 1. März bekam das Paar die Schlüssel und baute das Schuhgeschäft in Rekordzeit zum „Casa Italiana“ um. Die Einrichtung ist zu 80 Prozent neu, nur ein paar Geräte hat Antonio aus Barth mitgebracht, etwa die Aufschnittmaschine, die Waage und die Wurstvitrine. „Jedes Lokal ist wie ein eigenes Kind“, sagt er: „Dieses hier wird am Donnerstag geboren und lernt dann laufen.“

Antonio De Simone zeigt einen Teller mit dem Logo des Ladens.
Antonio De Simone zeigt einen Teller mit dem Logo des Ladens. © Martin Schneider

Dass er gleich einen Mietvertrag für zehn Jahre unterschrieben hat, begründet er damit, dass das sein letzter Laden sein soll. Lokale zu übernehmen und wieder zu verkaufen – das hat lange gut funktioniert, aber jetzt ist diese Zeit vorbei, jetzt möchte er mit Anke dauerhaft an einem Ort sein. Beziehungsweise an zweien: Das Paar lebt in Ostritz und arbeitet in Görlitz.

Hier haben sie auch etwas ganz Besonderes vor: Einmal im Monat wollen sie die Salumeria an einem Sonntag – wahrscheinlich von 12 bis 16 Uhr – für bedürftige Familien öffnen. Dann soll es Pizza auf großen Blechen und Softdrinks geben – kostenlos. Alkohol wird an diesen Tagen aber tabu sein. Wann dieses Angebot startet, steht noch nicht fest. Erst einmal muss der Laden anlaufen. Zur Eröffnung am Gründonnerstag gibt es ein Begrüßungsgetränk und neapolitanisches Gebäck kostenlos. Anschließend ist immer von Montag bis Sonnabend geöffnet – im Winterhalbjahr von 11 bis 20 Uhr, im Sommer bis 21 Uhr. Sonntag ist Ruhetag – außer an Feiertagen.