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Hinweis auf Brandstiftung: Feuerwehr löscht Brand im Görlitzer Weinberghaus

Am Donnerstagnachmittag brach ein Brand im Keller des historischen Görlitzer Weinberghauses aus. Dessen Verfall beschäftigt auch den Görlitzer Stadtrat.

Von Sebastian Beutler & Marc Hörcher
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Die dicken Rauchschwaden sahen anfangs schlimmer aus als es dann war: Die Feuerwehr löschte schnell den Brand im Görlitzer Weinberghaus.
Die dicken Rauchschwaden sahen anfangs schlimmer aus als es dann war: Die Feuerwehr löschte schnell den Brand im Görlitzer Weinberghaus. © Frank Schmidt

Das Görlitzer Weinberghaus gehört zu den Wahrzeichen der Stadt, geradezu zum emotionalen Haushalt jedes Görlitzers wie sonst nur noch Stadthalle, Kaufhaus oder Peterskirche. Am Donnerstag nun schien es in Gefahr, vernichtet werden zu können.

Dicke Rauschschwaden hüllten das Holzgebäude im Schweizer Stil am Hang des Weinbergs in der Görlitzer Südstadt ein. Die sofort alarmierte Görlitzer Feuerwehr rückte aus. 22 Kameraden, elf von der Berufsfeuerwehr, elf weitere von freiwilligen städtischen Wehren, eilten mit zehn Fahrzeugen kurz vor 14 Uhr zum Ort des Geschehens.

Feuerwehr entdeckt zwei Brandherde im Keller

Vorsichtshalber wurden Berufsfeuerwehrleute und Kameraden freiwilliger Wehren alarmiert.
Vorsichtshalber wurden Berufsfeuerwehrleute und Kameraden freiwilliger Wehren alarmiert. © Martin Schneider
Die Feuerwehrleute waren mit mehreren Fahrzeugen zum Weinberghaus gekommen.
Die Feuerwehrleute waren mit mehreren Fahrzeugen zum Weinberghaus gekommen. © Martin Schneider
Weinberghaus und Weinbergturm sind bekannte Görlitzer Gebäude.
Weinberghaus und Weinbergturm sind bekannte Görlitzer Gebäude. © Martin Schneider
In dem Gebäude brach der Brand an zwei Stellen aus . Es wird vermutet, dass Brandstifter am Werk waren.
In dem Gebäude brach der Brand an zwei Stellen aus . Es wird vermutet, dass Brandstifter am Werk waren. © Martin Schneider
Mitglieder der Görlitzer Feuerwehr bei ihrem Einsatz am Donnerstag am Weinberghaus.
Mitglieder der Görlitzer Feuerwehr bei ihrem Einsatz am Donnerstag am Weinberghaus. © Martin Schneider

Wie sich herausstellte, hatten zwei voneinander unabhängige Brandherde Feuer gefangen, berichtete Einsatzleiter Remo Kölzsch noch vor Ort gegenüber der SZ. Beide befanden sich im Keller, einer rechts und ein weiterer links unterhalb der Holzterrasse. Dort stand jeweils Unrat in Flammen. Erste Erkenntnisse lassen eine Brandstiftung vermuten, denn so etwas passiere in der Regel nicht ohne Fremdeinwirkung, sagt Kölzsch. Genauer wird das der Brandursachenermittler der Polizeidirektion Görlitz in den nächsten Tagen untersuchen müssen.

Das Brandgeschehen verlief insgesamt nicht so dramatisch, wie es zunächst den Anschein hatte. Denn der Feuerwehr gelang es, Schlimmeres zu verhindern. Dank schnellen Eingreifens griffen die Flammen nicht auf das Holz über. Diese Gefahr bestand allerdings kurzzeitig. Um an das Gebäude zu gelangen, musste ein Bauzaun vor dem Weinberghaus ab- und nach dem Löschvorgang wieder aufgebaut werden. Neben der Feuerwehr waren auch Polizei und Rettungsdienst vor Ort. Im Gebäude befand sich niemand. Gegen 15 Uhr löschten die Feuerwehrleute letzte Glutnester mittels Schaum ab.

Görlitzer Rathaus kündigt Kontrolle der Bauaufsicht an

Erst am Donnerstag vor einer Woche war das Weinberghaus auch Thema im Görlitzer Stadtrat. Räte erkundigen sich regelmäßig, ob sich was bei diesem Gebäude tue oder ob die Stadt einschreite, um das Gebäude vor dem völligen Verfall zu bewahren. So kündigte die Stadt jüngst an, dass sie eine "bauaufsichtliche Kontrolle des Weinberghauses" vornehmen werde. Das Rathaus will sich also einen Überblick verschaffen, in welchem Zustand das Objekt ist und ob der Eigentümer beauftragt werden muss, weitergehende Schritte zu unternehmen, um das Gebäude zu sichern.

Weinberghaus verfällt seit Ende der 1980er-Jahre

Das Ensemble des Weinberghauses ist eng mit der Gewerbe- und Industrieausstellung 1885 auf dem heutigen Lutherplatz verbunden. Seinerzeit errichtete der Riesengebirgsverein einen Aussichtsturm auf dem Gelände. Nach der Schau schenkte der Verein den Turm der Stadt, die ihn 1887 auf dem Weinberggelände oberhalb der Neiße aufstellte. Kurz darauf wurde das Weinberghaus daneben errichtet, das als Gaststätte fast 100 Jahre lang betrieben wurde.

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Bei den Görlitzern war das Gelände ein beliebtes Ausflugsziel. Bis die Gaststätte Ende der 1980er-Jahre geschlossen werden musste, der Turm war bereits seit 1970 für Besucher gesperrt. Während der Aussichtsturm nach der Wende restauriert wurde und seit einigen Jahren von einem Verein regelmäßig geöffnet wird, gab es für das Weinberghaus bislang keine Lösung. Es gehört dem Bremer Physiker und Immobilienbesitzer Philipp Metz. Der erklärte im vergangenen April gegenüber der SZ, dass er das Gebäude für sich nicht mehr sanieren werde und stattdessen einen Gastronomen sucht, der es übernehmen wird. Doch seitdem gab es nichts Neues rund um das Weinberghaus.

Bis zu diesem Donnerstag. Da es ganz in der Nähe der Görlitzer Parkeisenbahn liegt, wird es am Osterwochenende wahrscheinlich Ziel von wahren Völkerwanderungen: Denn die Parkeisenbahn startet in ihre neue Saison, und so werden viele Görlitzer den Besuch der Bahn mit einem Blick auf das Weinberghaus verbinden. Schöner ist dessen Anblick durch den Brand auch nicht geworden.