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Schwimmen in Görlitz und Rothenburg kostet bald mehr

Höhere Eintrittspreise sollen die explodierenden Energiekosten abfedern. Krauschwitz geht mit seiner Erlebniswelt einen anderen Weg.

Von Frank-Uwe Michel
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Schwimmen in Görlitz ist weiter fast ohne Einschränkungen möglich. Allerdings wird es demnächst höhere Eintrittspreise geben.
Schwimmen in Görlitz ist weiter fast ohne Einschränkungen möglich. Allerdings wird es demnächst höhere Eintrittspreise geben. © Archiv/Pawel Sosnowski

Oberbürgermeister Octavian Ursu ließ jüngst keinen Zweifel: Sparzwänge hin oder her - das Neiße-Bad bleibt offen. Die Schließung kommt auch in Zeiten hoher Energiekosten nicht infrage. Doch geht damit der Kelch von Sparmaßnahmen gänzlich an der beliebten Freizeiteinrichtung vorbei? Und wie gehen andere Städte und Gemeinden, die ebenfalls kommunale Hallenbäder betreiben, mit dem Zwiespalt von Kostenreduzierung und Weiterbetrieb der Objekte um? Die SZ gibt einen Überblick.

Görlitz: Bis zu 80.000 Euro Mehrkosten im Neiße-Bad

Die Aussage des Görlitzer Oberbürgermeisters pro Neiße-Bad ist ein politisches Statement, weil das Objekt fürs Schulschwimmen unverzichtbar ist. Betriebswirtschaftlich sieht die Lage jedoch ganz anders aus: Denn die Stadt kostet der Weiterbetrieb eine Menge Geld. "Aus heutiger Sicht werden sich die Mehrkosten zwischen 50.000 und 80.000 Euro belaufen", teilt Juliane Zachmann vom OB-Büro in Abstimmung mit Bad-Chef Robert Kubitz mit. Höhere Kosten sind aber nicht auszuschließen, je nachdem wie sich der Gaspreis entwickelt.

Ganz ohne Veränderungen geht es aber auch im Neiße-Bad nicht. Die Besucher werden das bald am eigenen Geldbeutel spüren. Bedingt durch höheren Mindestlohn und steigende Energiekosten "ist eine Steigerung der Eintrittspreise zum 1. Januar 2023 geplant", so Juliane Zachmann weiter. Wie viel die Görlitzer Wasserratten drauflegen müssen, ist noch nicht klar. Die letzte Erhöhung habe es im Januar 2021 gegeben, so die Sprecherin. Vereine müssen erst einmal nicht mehr bezahlen.

Rothenburg: Wärme wird moderat gesenkt

Auch in Rothenburg wird die Schwimmhalle nicht geschlossen. Bürgermeister Philipp Eichler: "Ich bin kein Freund rigoroser Sparmaßnahmen." Trotzdem wird es in Details Änderungen geben. Laut Ulrich Engelmann vom Betreiber Stadtwerke sind Wasser- und Raumtemperatur bereits von 30 auf 28 Grad reduziert worden. Außerdem wurde das Betriebsregime der Lüftungsanlage verändert. Das Gebläse wird nicht mehr automatisch gesteuert, sondern manuell. "Damit wollen wir mehr auf die jeweilige Nutzung der Halle eingehen." Vorerst gar nicht mehr ist die Sauna in Betrieb.

Besucher der Rothenburger Schwimmhalle müssen ab 1. Oktober etwas tiefer in die Tasche greifen.
Besucher der Rothenburger Schwimmhalle müssen ab 1. Oktober etwas tiefer in die Tasche greifen. © Archiv/André Schulze

Außerdem steigen zum 1. Oktober die Eintrittspreise. "Wir haben alle Preisgruppen proportional moderat nach oben verschoben", erklärt Engelmann. Und nennt zwei Beispiele: Hat ein Kind bisher 2,00 Euro für eineinhalb Stunden gezahlt, sind es künftig 3,00. Bei den Erwachsenen erhöht sich der Preis von 3,90 auf 5,00 Euro. Vereine und institutionelle Nutzer werden ebenfalls stärker zur Kasse gebeten. Dabei werden statt 46,00 Euro bald 65,00 Euro je Stunde fällig. Engelmann beziffert die zu erwartende Mehrbelastung für die Stadt auf insgesamt 50.000 bis 100.000 Euro. Einen Teil davon sollen die höheren Ticketpreise auffangen.

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Allerdings befindet sich die Rothenburger Schwimmhalle gegenüber anderen Objekten in einer komfortablen Lage. Denn nach dem Umbau des Heizwerkes 2021 wird die Wärme für das Gebäude nur noch zu 30 Prozent mit Gas erzeugt. Für die restlichen 70 Prozent kommen Holzpellets zum Einsatz. "Aber auch diese Lieferanten verlangen inzwischen leider mehr", stöhnt Engelmann.

Krauschwitz: Erlebniswelt eine Stunde früher zu

Einen anderen Weg hat Krauschwitz mit seiner Erlebniswelt eingeschlagen. "Wir werden die Temperatur in keinem der verschiedenen Bereiche senken. Die Besucher kommen zu uns, weil sie sich wohlfühlen wollen", sagt Geschäftsführer Torsten Noack. In den Becken herrschen weiter zwischen 30 und 36 Grad.

Allerdings gibt es eine Reihe anderer Maßnahmen, mit denen die Einrichtung auf die Kostenbremse treten will. Die Elektro-Saunen liefen über den Sommer nur im eingeschränkten Betrieb. Zudem wurden die Mitarbeiter angehalten, genauer hinzuschauen, dass das Licht im Objekt nicht sinnlos brennt. Am wichtigsten ist wohl die Kürzung der Öffnungszeiten. "Wir schließen jetzt abends eine Stunde eher, konkret um 21 Uhr", so Noack.

Die Erlebniswelt Krauschwitz profitiert von einem langfristigen Gasliefervertrag. Die Öffnungszeiten wurden um eine Stunde reduziert.
Die Erlebniswelt Krauschwitz profitiert von einem langfristigen Gasliefervertrag. Die Öffnungszeiten wurden um eine Stunde reduziert. © Sabine Larbig

Bürgermeister Tristan Mühl erklärt, warum seine Gemeinde so gelassen an die Energie-Problematik geht: "Wir haben den aktuellen Gasliefervertrag bereits 2020 abgeschlossen. Er läuft drei Jahre bis 2023. Deshalb gibt es bei uns keine explosionsartige Kostensteigerung." Er hoffe, dass der Kelch der Einsparungen an der Erlebniswelt vorbeigeht.

Zittau: Zwei Hallen dicht, nur das Stadtbad bleibt

Zittau zieht in einem seiner beiden kommunalen Bäder die Reißleine. Die Schwimmhalle im Ortsteil Hirschfelde - baulich vergleichbar mit der in Rothenburg - bleibt nach der in den Sommerferien üblichen Schließung auch weiterhin zu. Die Städtische Beteiligungsgesellschaft hatte das aufgrund der aktuellen Gasmangellage und der hohen Energiekosten vorgeschlagen. Das hat aber auch Auswirkungen auf das historische Stadtbad im Zentrum der Stadt. Denn das Schulschwimmen wird von Hirschfelde nach Zittau verlegt, was dort zu Einschränkungen beim öffentlichen Schwimmen führt. Der private Betreiber des Westpark-Centers hat sich entschieden, seine Schwimmhalle und den Saunabereich von Ende November bis Anfang April zu schließen. Damit fallen therapeutisches Schwimmen und Reha-Sport, aber auch Baby- und Kinderschwimmen, weg. Zudem verlieren einige Mitarbeiter ihren Job.

Großschönau: Kaum Folgen für das Trixi-Bad

Das Trixi-Bad in Großschönau ist von der Sparrunde kaum betroffen. Seit Jahren setzt der größte Tourismusbetrieb im Zittauer Gebirge auf Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit. Mit eigenem Blockheizwerk und Photovoltaikanlagen werden rund 70 Prozent des Energiebedarfs für das Erlebnisbad und den angrenzenden Ferienpark erzeugt. Zudem ist das Freizeitbad komplett energetisch saniert. Sparmaßnahmen richten sich deshalb hauptsächlich auf den bewussteren Umgang mit Energie.

Kreis Bautzen: Bäder haben lange Lieferverträge

Die Schwimmhallen in Bautzen erleben derzeit keine großen Einschränkungen durch den Kostendruck. Im Röhrscheidt-Bad der Spreestadt wird auf einen unveränderten Gasliefervertrag verwiesen. Die Körse-Therme in Kirschau, die nach längerer personalbedingter Schließzeit wieder geöffnet hat, betreibt ihr eigenes Blockheizkraftwerk. Außerdem gibt es Festpreisverträge für Strom und Gas. Das Lausitzbad in Hoyerswerda profitiert von der Fernwärmeversorgung aus dem benachbarten Kraftwerk Schwarze Pumpe. Trotzdem werden hier seit Anfang September höhere Eintrittspreise verlangt. 50 Cent schlägt die Stadt wegen des höheren Mindestlohns auf die Tickets drauf.