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Görlitzer Spendenfee steht vor der Kamera

Die Görlitzerin Anne Kraft-Liebig steht im Mittelpunkt eines TV-Beitrages. Dort erzählt sie, wie sie bedürftigen Menschen hilft und Unterstützung organisiert.

Von Gabriela Lachnit
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Die Familie der Spendenfee: Micha Liebig, Stefan, Anne Kraft-Liebig, Florian und Isabella. Mittlerweile unterstützen alle die Spendenfee in ihrem Ehrenamt.
Die Familie der Spendenfee: Micha Liebig, Stefan, Anne Kraft-Liebig, Florian und Isabella. Mittlerweile unterstützen alle die Spendenfee in ihrem Ehrenamt. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Ein bisschen Hoffnung hatte Anne Kraft-Liebig im Gepäck, als sie vor Kurzem nach Dresden fuhr. Sie war eingeladen zur Verleihung des Sächsischen Bürgerpreises 2021. Die Görlitzerin, die an der Neiße als die "Spendenfee" bekannt ist, war eine der Nominierten für den Preis. Gewonnen haben andere. Leer ging die Görlitzerin dennoch nicht aus.

Bekanntheitsgrad erhöht

"Es war eine schöne Festveranstaltung, auch wenn ich den Preis nicht bekam", sagt die Spendenfee. Allein die Nominierung habe ihren Bekanntheitsgrad erhöht. Das könne für ihre Spendentätigkeit nur förderlich sein, sagt die 38-Jährige. Allerdings hätte sie sich gewünscht, dass bei der Ehrung auch die Nominierten genannt worden wären. Insgesamt waren das 70. "Es wäre bestimmt für alle schön gewesen, den eigenen Namen in der Dresdner Frauenkirche zu hören und zu wissen, wer noch da ist", erklärt sie.

Der Auszeichnungsveranstaltung schloss sich eine Begegnung mit Sekt und Häppchen im Dresdner Verkehrsmuseum an. Auch dort hatte die Spendenfee wenig Gelegenheit, mit Nominierten ins Gespräch zu kommen. Das lag auch daran, dass sie von einem Kamerateam begleitet wurde.

Spendenfee steht vor der Kamera

Eine TV-Produktionsfirma dreht für einen großen deutschen Fernsehender einen Beitrag über die Görlitzer Spendenfee. "Mehr darf ich nicht verraten", sagt die Görlitzerin. Das ist vertraglich so vereinbart. "Nur so viel: Es geht um mich und meine ehrenamtliche Tätigkeit als Spendenfee", erklärt sie. An welchem Tag, auf welchem Sender und auf welchem Sendeplatz der Beitrag ausgestrahlt wird, steht noch nicht fest.

Aufmerksam auf die Spendenfee wurde die Produktionsfirma, die den Film erstellt, über soziale Medien. Zwar ist die 38-Jährige seit Langem auf Facebook unterwegs, wo sie über ihre Spendentätigkeit berichtet und die Nutzer zum Mitmachen anregt. "Viele haben mir zugeredet, dass ich auch bei Instagram aktiv sein soll", erzählt sie. Genau über diesen Kanal kam die Drehanfrage.

Die ganze Familie macht mit

Mittlerweile ist die Spendentätigkeit keine reine Angelegenheit von Anne Kraft-Liebig allein. "Meine ganze Familie macht mit", erklärt die Spendenfee. Sogar die Jüngste. Mit ihren dreieinhalb Jahren versteht Isabella schon einiges davon, dass die Mutter anderen Menschen hilft, denen es nicht so gut geht. Auch der fast 14-jährige Stefan und der zehnjährige Florian treten in die Fußstapfen der Mutter. "Sie helfen beim Sortieren der gespendeten Sachen, tragen Kisten und sind bei der Verteilung der Spenden oft dabei", erklärt Anne Kraft-Liebig.

Beispielsweise auf dem Lutherplatz, wo auch die mobile Suppenküche Station macht. Wenn die Spendenfee dort mit Bekleidung und Spielzeug hilft, sind oft ihre eigenen Kinder dabei. "Aber keiner wird genötigt, mitzumachen", erklärt die Mutter.

Auch der Ehemann Micha hilft mit. Doch nach einem Schlaganfall ist der 38-Jährige noch nicht wieder voll genesen und noch krankgeschrieben. "Kisten schleppen kann ich beispielsweise nicht", sagt er. In den letzten Jahren hatte die Familie schwierige Situationen zu bewältigen. Die waren immer auch begleitet von Angst und Sorgen, gerade als es um die Gesundheit von Ehemann und Tochter ging. Diese Zeit hinterließ Spuren bei allen. Zeit für die Erholung findet die Familie demnächst bei einer dreiwöchigen Familienkur auf Fehmarn. "Darauf freuen wir uns schon sehr", sagt die 38-Jährige.

Alles im Ehrenamt

Trotz aller Widrigkeiten unterbricht Anne Kraft-Liebig ihre Spendentätigkeit nicht. Denn mittlerweile hilft sie nicht nur Menschen in und um Görlitz, sondern auch in Zgorzelec und sogar europaweit. "Ich hatte in der Corona-Zeit eine Anfrage aus Italien", erzählt die Spendenfee. Die Mutter einer Italienerin lag in Görlitz im Krankenhaus. Wegen Corona konnte die Tochter aus Italien nicht herkommen. Anne Kraft-Liebig absolvierte kleine Botengänge ins Krankenhaus.

Ihre Hauptarbeit konzentriert sich auf Görlitz. Bezahlte Arbeit ist das aber nicht. Die Spendenfee organisiert die Hilfe für bedürftige Menschen im Ehrenamt. Keinen Cent bekommt sie dafür. Dennoch freut sie sich, wenn hin und wieder jemand mal etwas für die Tankfüllung des Autos dazu gibt. Denn die Spenden fährt sie in ihr Lager und verteilt sie von dort mit ihrem Privatauto.

Die nächste Auszeichnungsfeier steht an

Seit Februar dieses Jahres arbeitet die Spendenfee in einem Minijob als Elternassistentin. "Ich begleite eine Familie, in der die Mutter sehr krank ist und den Alltag mit zwei Kindern nicht allein bewältigen kann", berichtet Anne Kraft-Liebig.

Anfang Dezember wird Anne Kraft-Liebig erneut zu einer Auszeichnungsfeier eingeladen. Dann werden im Kulturforum Görlitzer Synagoge die Meridianpreisträger der Jahre 2020 und 2021 geehrt. Anne Kraft-Liebig wurde im Vorjahr von der Stadt Görlitz für ihr ehrenamtliches Tun mit diesem Preis geehrt. Wegen der Pandemie gab es bislang aber noch keine Auszeichnungsveranstaltung.