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Görlitz: Was gegen Huckelpisten und Hindernisse für Radler getan wird

Zuletzt war im Stadtrat ein Schlagloch am Südausgang Thema. An der Kastanienallee und in der Innenstadt gibt es aber noch mehr Sturzfallen.

Von Marc Hörcher
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Ein Fahrradfahrer fährt auf einen aus dem Boden ragenden Bordstein. Es handelt sich hier um ein Symbolbild, doch die Stelle am Südausgang des Görlitzer Bahnhofs birgt tatsächlich Unfallgefahr.
Ein Fahrradfahrer fährt auf einen aus dem Boden ragenden Bordstein. Es handelt sich hier um ein Symbolbild, doch die Stelle am Südausgang des Görlitzer Bahnhofs birgt tatsächlich Unfallgefahr. © Martin Schneider

Der aufstehende Bordstein am Südausgang des Görlitzer Bahnhofs ist eine Stolperfalle. Auch für Radler kann es hier gefährlich werden. Ein Görlitzer musste das schmerzlich erfahren. Vor einigen Wochen ist er an dieser Ecke mit seinem Fahrrad unterwegs. Plötzlich blinkt ein abbiegender Autofahrer und bremst aufgrund des Gegenverkehrs stark ab. Der Radfahrer stürzt und fällt direkt auf den aufstehenden Bordstein. Der Radler würde sich an dieser Stelle die Einrichtung einer Markierung für Abbieger und Geradeausfahrer beziehungsweise die Kennzeichnung eines Fahrradweges wünschen. Dafür hat er den Mängelmelder der Stadt Görlitz bemüht. Die Verwaltung hat den Fall auf dem Schreibtisch.

Es ist nicht die einzige Ecke in der Neißestadt, an der es für Radfahrer gefährlich werden kann. In der jüngsten Stadtratssitzung thematisierte die Abgeordnete Jana Lübeck (Die Linke) ein knöcheltiefes ungesichertes Schlagloch mitten auf der Kreuzung An der Jakobuskirche/Sattigstraße. Hier hat die Verwaltung relativ zügig reagiert: Mittlerweile wurde das Loch mit Kaltasphalt geschlossen. Etwa zwei Wochen hat die Verwaltung dafür gebraucht.

Obacht geben heißt es für Radfahrer in diesen Tagen an der Kastanienallee in Görlitz. In einer schlecht einsehbaren Kurve nahe des Feldmühlgrabens liegt eine weitere Huckelpiste. Einige weitere gibt es in der Innenstadt, weiß Peter Schellin vom Görlitzer Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) zu berichten. Auch am Radweg an der Christoph-Lüders-Straße stadteinwärts sei es „sehr heftig“, obwohl er zu einem früheren Zeitpunkt schon mal ausgebaut wurde. Der Oder-Neiße-Radweg, eigentlich ein tolles touristisches Aushängeschild, habe an manchen Stellen eine hohe Schlaglochdichte, etwa im Abschnitt in Weinhübel zwischen Wasserwerk und Zeltgarten. Die Zufahrt zur Obermühle von der Dr.-Kahlbaum-Allee aus sei ebenfalls stark verbesserungswürdig.

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Und was sagen die Görlitzer Radfahrer zum Thema Huckelpisten im Gesamtüberblick? Es gehört zwar nicht zu deren größten Sorgen, aber verbesserungswürdig wäre es allemal. Das verrät ein Blick auf die Statistik, den jüngsten ADFC-“Klimatest“ - die Umfrage des Verbands, in der die Fahrradfreundlichkeit der Stadt regelmäßig erhoben wird. Das Thema „Hindernisse auf Fahrradwegen“ landet dort in einem Ranking der Stärken und Schwächen auf Platz 16 von 27, das Thema „Sicherheitsgefühl“ auf Platz 19 - wobei die größten Stärken auf den ersten drei Plätzen liegen und die Schwächen auf den Plätzen 25 bis 27.

Akute Gefahren durch größere Risse im Asphalt, die vom Ordnungsamt mal mehr, mal weniger schnell entfernt werden, sind das eine. Grunderneuerungen bestimmter Straßen das andere. Hier wird in diesem Jahr nicht mehr allzu viel passieren. Die Sanierung der Blockhausbrücke befindet sich in den voraussichtlich letzten Zügen, ab September ist dann der Umbau des Elisabethplatzes an der Reihe. Das betrifft aber nur die obere Platzfläche und nicht die umlaufenden Straßen.

Peter Schellin vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Görlitz hat das Thema Schlaglöcher auf dem Schirm.
Peter Schellin vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Görlitz hat das Thema Schlaglöcher auf dem Schirm. © SZ-Archiv
Diese Schlaglöcher an der Sattigstraße vor dem Südausgang des Görlitzer Bahnhofs wurden mittlerweile geflickt. Notdürftig zwar, aber es ging schnell.
Diese Schlaglöcher an der Sattigstraße vor dem Südausgang des Görlitzer Bahnhofs wurden mittlerweile geflickt. Notdürftig zwar, aber es ging schnell. © Martin Schneider
.An dieser Stelle warten die Anwohner noch auf die Behörde. Nun halfen sie sich selbst.
.An dieser Stelle warten die Anwohner noch auf die Behörde. Nun halfen sie sich selbst. © privat

Ein möglicher Schritt in die richtige Richtung, um Hindernisse für Radfahrer erst einmal auszumachen, wäre aus Schellins Sicht eine Befahrung, die der ADFC gemeinsam mit der städtischen Verkehrsbehörde unternimmt. Die letzte sei schon eine ganze Weile her, 2012 war das. Damals habe es gut funktioniert, einige Punkte seien in das Verkehrskonzept der Stadt Görlitz aufgenommen worden. Vieles wurde umgesetzt, vorbildhaft nennt er etwa die Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrer. Da sei Görlitz gut aufgestellt - und die Öffnung von Einbahnstraßen wird auch im ADFC-Klimatest top bewertet. Manches, was damals eingerichtet wurde, verblasst aber mittlerweile wieder - im wahrsten Wortsinn: Der Fahrrad-Schutzstreifen an der Reichenbacher Straße stadteinwärts etwa ist stark abgefahren und an vielen Stellen überhaupt nicht mehr zu erkennen.

Manch Görlitzer wartet nicht auf Behörden

Dass die Görlitzer sich auch auf unorthodoxe Art und Weise selbst zu helfen wissen, wenn es bei den Behörden mal länger dauert, zeigt ein Leserbrief von Peter Krebs. Ganz hemdsärmelig wurde dort eine Holzplatte zurechtgeschnitten und in die Stolperfalle gelegt. Dazu schreibt Krebs: „Wir melden ein Start-Up zur schnellen und perfekten Schlaglochfüllung an.“ Es sei „ein Baukastensystem und erweiterungsfähig. Wenn das Loch in Kürze größer geworden ist, werden zwei weitere Eck-Normstücke eingesetzt.“ Vielleicht, merkt er süffisant an, „macht das Straßenbauamt der Stadt Görlitz davon Gebrauch? Auf den Hinweis auf das Schlagloch hat dort noch keiner reagiert.“ Das funktioniere auch bei Regenwetter und tiefen Löchern -„Dann wirken die Füllungen wie Pontons.“

Sächsische.de hat die Polizeidirektion Görlitz am Mittwoch nach Unfall-Schwerpunkten für Radfahrer durch Schlaglöcher oder andere Gründe gefragt. Eine Antwort steht bislang noch aus.