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Warum Schillers "Räuber" das Woodstock-Festival plündern

Das Görlitzer Studierenden-Ensemble um Eike Zastrow probt eine neue Inszenierung. Inspiration lieferte eine Doku auf dem Streaming-Kanal Netflix.

Von Marc Hörcher
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Eike Zastrow, Leiter des Görlitzer Studierenden-Ensembles, steht vor dem Apollo-Theater. Dort hatte die Gruppe im Juni ihre Premieren-Aufführung.
Eike Zastrow, Leiter des Görlitzer Studierenden-Ensembles, steht vor dem Apollo-Theater. Dort hatte die Gruppe im Juni ihre Premieren-Aufführung. © SZ-Archiv / Paul Glaser

Um junge, wütende Männer und deren Gewaltverbrechen geht es in der neuen Produktion des Studierenden-Ensembles des Görlitzer Gerhart-Hauptmann-Theaters unter Leitung von Eike Zastrow. Die Gruppe hat in diesen Tagen begonnen mit den Proben für ihre modernisierte Fassung von Friedrich Schillers Drama „Die Räuber“. Es ist nach dem Volksstück „Kasimir und Karoline“, das im Juni gezeigt wurde, die zweite Inszenierung der Gruppe.

Dramaturg Philipp Wegerer von der Uni Amsterdam unterstützt. Außerdem wird die Band „Demianiplatz 3“ das Projekt musikalisch begleiten. Aufgepeppt wird die Inszenierung dadurch, dass sie im Gegensatz zum Original-Stück eher in einer moderneren Zeit spielt, inspiriert von der auf dem Streaming-Dienst Netflix ausgestrahlten Dokumentation „Absolutes Fiasko: Woodstock 99“. Die Doku erzählt von der Neuauflage des ursprünglichen Hippie-Festivals, das 1999 in New York stattfand - und sich bald zu einem Alptraum entwickelte. Es kam zu gewalttätigen Ausschreitungen, Randale, Brandstiftung und Vergewaltigung. „Warum eskaliert eine solche Situation derartig schlimm?“, ist nun die Frage, der die Doku-Macher nachgehen.

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Hier spannen die zehn im Projekt engagierten Studierenden den Bogen zu den Ereignissen in Schillers „Räuber“. Auch in der Geschichte, die den Konflikt der beiden Brüder Karl und Franz von Moor erzählt, geht es gewalttätig zu, dort wird gebrandschatzt, vergewaltigt und gemordet. In beiden Fällen gehe es darum, dass eine Jugendkultur nicht ideologisch begründete Gewaltverbrechen begeht und einen brutalen Befreiungskampf zum Selbstzweck führt. Bei Schiller hieß die Jugendkultur „Sturm und Drang“, im Falle der Woodstock-Neuauflage ging die Aggressivität von Rockmusik-Fans der Nu-Metal-Szene aus. Der Tätertypus - nämlich der des "wütenden jungen Mannes" - sei ähnlich, ohne die Ereignisse 1:1 gleichsetzen zu können, erläutert Zastrow.

Trotz aller Modernisierung: Schauplatz des Dramas bleibt der Böhmische Wald, auch Kostüme und Dialoge traditionell. Allerdings werde das Skript ordentlich gekürzt, auf eine Länge von etwa zwei Stunden, die am 21. Januar um 19.30 Uhr zur Aufführung kommen sollen. Zwei Proben pro Woche statt einer gibt es in diesem Semester. Jeweils dienstags und donnerstags von 18 bis 21 Uhr übt die Gruppe. Weitere Mitstreiter sind gerne gesehen. Diese sollten entweder an der Hochschule studieren oder sich im „typischen Studierenden-Alter“ befinden.

Wer mitmachen möchte, kann sich melden: [email protected]