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Was Görlitz im Jakob-Böhme-Jahr erwartet

Gleich zwei Jubiläen zur Erinnerung an den mystischen Philosophen werden 2024/25 gefeiert. Mit Ausstellungen, Vortragsreihen, Lesungen und Konzerten.

Von Ines Eifler
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Jakob Böhme ist 2024/25 ein großes Doppel-Gedenkjahr gewidmet. Sein Porträt in Bronze steht im Görlitzer Park des Friedens.
Jakob Böhme ist 2024/25 ein großes Doppel-Gedenkjahr gewidmet. Sein Porträt in Bronze steht im Görlitzer Park des Friedens. © Archivfoto: Nikolai Schmidt

Eine enorme Fülle an Veranstaltungen hat der Görlitzer Ideenfluß-Verein in den vergangenen Monaten am "Runden Tisch Jacob Böhme" zusammengetragen.

Das Interesse verschiedenster Akteure ist groß, den einstigen Görlitzer Schuhmacher als weltweit geschätzten "ersten deutschen Philosophen" in seinem 400. Todesjahr und gleich darauf in seinem 450. Geburtsjahr zu würdigen.

Görlitz/Zgorzelec als Jakob-Böhme-Stadt

Ziel sei es, Böhme als international anerkannten Sohn der Europastadt zu präsentieren, sagte Maik Hosang, Professor an der Hochschule Zittau/Görlitz und Mitglied der bei ideenfluß angesiedelten "Jacob-Böhme-Akademie" am 14. März vor Medienvertretern. Ein Wunsch sei es auch, dass sich Görlitz/Zgorzelec zur Jakob-Böhme-Stadt erkläre.

Ideenfluß-Vorsitzende Birgit Beltle und Maik Hosang von der "Jacob-Böhme-Akademie".
Ideenfluß-Vorsitzende Birgit Beltle und Maik Hosang von der "Jacob-Böhme-Akademie". © Martin Schneider
Kulturbürgermeister Benedikt M. Hummel dankte dem Ideenfluß-Verein für sein Engagement rund um das Böhme-Jubiläum.
Kulturbürgermeister Benedikt M. Hummel dankte dem Ideenfluß-Verein für sein Engagement rund um das Böhme-Jubiläum. © Martin Schneider
Ein Höhepunkt im Böhme-Jahr wird ab Ende August die Ausstellung "Lilienzeit" im Schlesischen Museum sein. Museumsdirektorin Agnieszka Gasior (l.) und wissenschaftliche Mitarbeiterin Martina Pietsch stellten das Konzept im Gleis 1 vor.
Ein Höhepunkt im Böhme-Jahr wird ab Ende August die Ausstellung "Lilienzeit" im Schlesischen Museum sein. Museumsdirektorin Agnieszka Gasior (l.) und wissenschaftliche Mitarbeiterin Martina Pietsch stellten das Konzept im Gleis 1 vor. © Martin Schneider
Die Schauspielerin Blanche Kommerell liest am 16. März um 15 Uhr aus der Jakob-Böhme-Erzählung "Schusterkugel" von Suse von Hoerner-Heintze im Gleis 1.
Die Schauspielerin Blanche Kommerell liest am 16. März um 15 Uhr aus der Jakob-Böhme-Erzählung "Schusterkugel" von Suse von Hoerner-Heintze im Gleis 1. © Martin Schneider
Malerei des Dresdner Künstlers Frank-Ole Haake zu Jakob Böhmes Texten sind ab 15. November im Dom Kultury in Zgorzelec zu sehen.
Malerei des Dresdner Künstlers Frank-Ole Haake zu Jakob Böhmes Texten sind ab 15. November im Dom Kultury in Zgorzelec zu sehen. © Martin Schneider
Klaus Weingarten, Vertreter des 2020 wieder gegründeten "Jacob-Böhme-Bunds".
Klaus Weingarten, Vertreter des 2020 wieder gegründeten "Jacob-Böhme-Bunds". © Martin Schneider

Kulturbürgermeister Benedikt M. Hummel dankte der Ideenfluß-Vorsitzenden Birgit Beltle für das große Engagement, mit dem sie die Akteure zusammenbringe, die sich aus ganz verschiedenen Perspektiven Jakob Böhme nähern.

Im Programm des Gedenkjahrs sind außer der Böhme-Akademie auch die "Internationale Jacob-Böhme-Gesellschaft" und der 2020 wieder gegründete "Jacob-Böhme-Bund" häufig vertreten. Das Schlesische Museum, die Görlitzer Sammlungen, die Evangelische Kulturstiftung, die Innenstadtgemeinde und das Dom Kultury werden 2024/25 dafür sorgen, dass man zu jeder Zeit Ausstellungen zu Jakob Böhme besuchen kann.

Acht Ausstellungen in Görlitz und Zgorzelec

Am 17. März wird das Gedenkjahr um 15 Uhr mit einer Ausstellung in der Nikolaikirche eröffnet. Der "Jacob-Böhme-Bund", der sich nach der von 1920 bis 1924 bestehenden Görlitzer Künstlerkooperation benennt, präsentiert die Hör-Installation "Höre du blinder Mensch". Dazu sind Vergrößerungen der Titel-Kupferstiche von Böhmes Werken zu sehen. Regisseur der Installation ist Ronald Steckel, der 2015 zusammen mit dem Verleger Klaus Weingarten bereits den Film "Morgenröthe im Aufgang" veröffentlichte.

Am 22. März eröffnet im Barockhaus der Görlitzer Sammlungen eine Sonderschau mit Druckgrafiken von Willy Schmidt, der in den 1920ern Teil des Jakob-Böhme-Bundes war. Eine größere Ausstellung zu der Künstlervereinigung ist ab 4. Mai unter dem Titel "Die Suchenden" im Kaisertrutz zu sehen. Außerdem die Video-Installation "Im Ungrund" ab 20. April im Kustoshaus am Heiligen Grab, die virtuelle Ausstellung "Böhme und sein Fernweh" beim Viathea im Braunen Hirsch und ab 15. August "So tritt heraus aus deiner Hülle" in der Frauenkirche.

Ein Höhepunkt des Böhme-Gedenkens ist ab Ende August die Schau "Lilienzeit" im Schlesischen Museum mit dem Untertitel "Der mystische Philosoph Jacob Böhme und die Erneuerung der Welt". Darin geht es um Böhmes Gedankenwelt, seine Bedeutung in Schlesien und die verschlungenen Wege, die seine Manuskripte nahmen. Im Kern ist dies jene viel beachtete Ausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen, die 2017 in der Dresdner Schlosskapelle zu sehen war, dann nach Coventry, Amsterdam und Breslau wanderte und nun erstmalig nach Görlitz kommt. Sie zeigt unter anderem Originalbände Böhmes aus der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften.

Ab 15. November ist im Dom Kultury in Zgorzelec Malerei von Frank-Ole Haake aus Dresden zu sehen, der sich intensiv mit Böhmes Texten beschäftigt hat.

Vorträge für Fachleute und jedermann

Was Menschen weltweit an Jakob Böhme fasziniert und bis heute von ihm erhalten ist, sind seine Schriften, seine Worte, seine Gedanken. So ist ein großer Teil des Programms zum Zuhören gedacht. Am 16. März sind bereits ein Vortrag zu Böhmes Philosophie um 10.30 Uhr und eine Lesung aus der Erzählung "Die Schusterkugel" von Suse von Hoerner-Heintze um 15 Uhr im Gleis 1 zu erleben.

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Am 17. jedes Monats um 17 Uhr – weil Böhme am 17. November 1624 starb – liest Sabine Krug aus Böhmes Werk auf Youtube unter "ideenfluß Kultourpunkt". Zeitgleich bietet der Görlitzer Künstler Sascha Röhricht meist einen "Böhmegang" auf den Spuren des Mystikers an. Im Gleis 1 im Bahnhof sind ab 20. April an mehreren Sonnabenden Vorträge zu hören. Renommierte Referenten werden im Begleitprogramm der "Lilienzeit" im Schlesischen Museum zu erleben sein. Eine weitere Vortragsreihe veranstalten die Städtischen Sammlungen ab 5. September unter dem Titel "Böhme für alle" in Kooperation mit der "Internationalen Jacob-Böhme-Gesellschaft".

Diese bietet außerdem am 20./21. September ein Seminar zu Böhmes Spätwerk in der Volkshochschule an und plant ihre Jahrestagung am 8./9. November als Colloquium zum gleichen Thema. Zusammen mit der Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften fordert sie junge Wissenschaftler auf, sich mit einer Arbeit zu "Böhme als Netzwerker" um den mit 1.000 Euro dotierten "Jacob-Böhme-Preis" zu bewerben.

Konzerte und Filme

"Schwer verständlich", sagen immer noch viele und heben die Hände, wenn es darum geht, Böhmes Gedankenwelt in Worte zu fassen. Musik aber bietet einen intuitiven Zugang zu Böhme, teilweise auch Filme, die im Gedenkjahr eine Rolle spielen. Der Zittauer Komponist Neithard Bethke hat sich mit Böhme befasst: Am 15. Juni erklingt ein Konzert in der Nikolaikirche. Am 21. September bringt dort die "Schoole of Night" mit Frank Pschichholz und Maria Skiba eine Böhme-Komposition von Manfred Stahnke zu Gehör. Weitere von der Böhme-Gesellschaft organisierte Konzerte sowie zahlreiche Veranstaltungen mehr sind außer den bisherigen 61 geplant.

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