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Görlitzer Händler erwarten großen Ansturm

Ab Montag sind viele Läden dicht. Kunden besorgen jetzt schnell Geschenke. Doch es gibt auch noch einige Unklarheiten.

Von Ingo Kramer
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Mitarbeiter Max Barthel präsentiert Weihnachtsbäume im Görlitzer Hornbach-Markt. Sie werden auch nächste Woche noch verkauft.
Mitarbeiter Max Barthel präsentiert Weihnachtsbäume im Görlitzer Hornbach-Markt. Sie werden auch nächste Woche noch verkauft. © Paul Glaser / glaserfotografie.d

Wenigstens die Weihnachtsbäume werden auch nächste Woche noch verkauft. „Wir haben dann also nicht komplett zu“, sagt Andreas Böttcher, stellvertretender Leiter des Görlitzer Hornbach-Baumarktes. Ansonsten stellen sich ihm aber zu dem in Sachsen ab Montag gültigen harten Lockdown noch viele Fragen. Zum Beispiel, ob Hornbach an Gewerbetreibende weiterhin verkaufen darf. „Die Hoffnung, dass wir noch ein paar Sachen weiter tun dürfen, stirbt zuletzt“, sagt Böttcher. Erst am Freitag rechnet er mit Klarheit: Dann will der Freistaat seine neue Corona-Schutz-Verordnung veröffentlichen.

Landrat zeigt sich skeptisch

Doch so oder so: Gerade für diesen Sonnabend rechnet Böttcher mit einem Kundenansturm. „Wir merken schon seit zwei Tagen ein spürbar erhöhtes Kundenaufkommen, vor allem nachmittags“, sagt er. Landrat Bernd Lange äußerte sich bereits am Dienstag vor Journalisten in Görlitz genau aus diesem Grund skeptisch über die schnelle Schließung der Geschäfte. Er befürchtet nun für die noch geöffneten Tage bis Sonnabendabend einen besonderen Ansturm – und damit auch ein erhöhtes Risiko für Kunden wie Geschäftsinhaber, sich das Coronavirus einzufangen.

Auch bei vielen Innenstadthändlern ist jetzt viel los. Die Comenius-Buchhandlung ist sogar vormittags schon voll, berichtet Filialleiterin Anja Sorkalle. Seit zwei Tagen sei das so – seit bekannt ist, dass die Läden ab Montag schließen müssen. Doch auch Anja Sorkalle erlebt so einige Unklarheiten. „Wir wissen beispielsweise noch nicht, ob Kunden nächste Woche noch Ware an der Tür abholen kommen dürfen“, sagt sie. Mit der neuen Verordnung am Freitag werde es wohl Klarheit geben. Falls irgendwie möglich, will ihre Buchhandlung nächste Woche für Abholungen geöffnet bleiben.

Läden öffnen ein bisschen länger

Ähnlich ist die Lage in der Thalia-Buchhandlung. „Die Leute kommen jetzt schon verstärkt, aber für Sonnabend rechnen wir mit einem richtigen Ansturm“, sagt Filialleiterin Petra Kriegel. Beide Läden haben jetzt abends ein bisschen länger offen, wenn noch Kunden da sind. Und beide bestätigen, dass Neuerscheinungen kurz vor dem Fest keine große Rolle mehr spielen. Fast alles ist zu Beginn des Weihnachtsgeschäftes erschienen und schon jetzt erhältlich. Und noch etwas haben beide gemeinsam: Online-Shops, von denen sie sich bis Weihnachten noch einigen Umsatz erhoffen. Doch die Verluste der Läden wird das nicht ausgleichen, glauben beide.

Die Parfümerie Thiemann, die mit zwei Filialen in Görlitz vertreten ist, hat seit zweieinhalb Monaten ebenfalls einen Online-Shop, in den jetzt täglich neue Produkte eingepflegt werden. Das sei sehr aufwendig, sagt Inhaber Bodo Thiemann: „Aber der Online-Shop läuft gut an, wir sind da guter Dinge.“ Auch er hat für nächste Woche noch eine offene Frage: „Wir sind nicht nur Parfümerie, sondern auch Drogerie, wir führen Zahnpasta, Duschbäder, Cremes und vieles mehr. Dürfen wir da wie die anderen Drogerien auch öffnen?“ Am Freitag rechnet er mit Antworten.

In Niesky ist alles wie immer

Letzteres gilt auch für Bernd Barthel, der in Niesky ein Dienstleistungs- und Postgeschäft führt und auch für den Wochenmarkt zuständig ist. Im Moment läuft bei Barthel alles ganz normal. Es kommen nicht mehr Kunden als sonst auch. „Zu allem, was nächste Woche passiert, kann ich mich erst äußern, wenn ich die Verfügung vor mir liegen habe“, sagt Barthel.

In Görlitz gibt es auch Händler, die ganz bewusst keine Online-Shops haben, so das Modehaus Schwind’s Erben oder das Sportgeschäft Muskelkater. Beide betonen, dass sie sehr auf die Beratung ihrer Kunden setzen. Das geht online nicht. Zudem rechne es sich nicht, denn viele Produkte werden zurückgeschickt, weil sie beispielsweise nicht passen. Das sei ein großer Aufwand, der nicht viel bringe. „Wir hatten drei Jahre lang einen Online-Shop, danach haben wir das eingestellt“, sagt Georg Schwind.

Skisaison ist wichtiger als Weihnachten

Er rechnet für Sonnabend mit viel Betrieb und wird bis 18 Uhr öffnen. Erst seit zwei Tagen läuft das Weihnachtsgeschäft bei ihm wie in den Vorjahren. Davor war es deutlich schlechter. Im Muskelkater ist jetzt ebenfalls etwas mehr los, doch dort erklärt Stefan Wenzel, dass Weihnachten für sein Geschäft ohnehin nicht die wichtigste Zeit sei: „Die Skisaison im Januar/Februar ist für uns entscheidender.“

Der Handelsverband Sachsen schlägt bereits Alarm. „Sehen sich nach einer Verbandsumfrage bereits jetzt 45 Prozent der Innenstadthändler, die unverschuldet in die aktuelle Situation geraten sind, in existenzieller Not, so wird der zweite Lockdown ohne finanziellen Ausgleich das endgültige Aus für zahlreiche Unternehmen und Arbeitsplätze bedeuten“, sagt Hauptgeschäftsführer René Glaser. Er plädiert dafür, die Geschäfte offen zu halten: „Eine Schließung des Einzelhandels setzt an der falschen Stelle an, der Einzelhandel tritt nicht als Infektionsherd in Erscheinung.“ Der Görlitzer Aktionsring Handel hat auf seiner Internetseite derweil viele Görlitzer Händler mit ihren aktuellen Öffnungszeiten aufgelistet. Das könnte ihnen diese Woche noch helfen. Und für das Online-Geschäft vielleicht auch darüber hinaus. (mit SZ/sb)

Hier geht's zur Internetseite des Aktionsringes.

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