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Jetzt hat Ponickau keinen Pfarrer mehr

Christine und Frank Dregennus wurden verabschiedet. Der Pfarrsitz ist vakant. Bis 2024 werden die Pfarrstellen im Osten des Landkreises sowieso reduziert.

Von Kathrin Krüger
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Gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Das Ponickauer Pfarrerehepaar Christine und Frank Dregennus wurde feierlich verabschiedet.
Gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Das Ponickauer Pfarrerehepaar Christine und Frank Dregennus wurde feierlich verabschiedet. © Kristin Richter

Ponickau. Die Christen im Osten des Landkreises - zwischen Schönfeld und Ortrand - müssen künftig allein auf ihren Heiland vertrauen. Denn einen Pfarrer haben sie derzeit nicht mehr. Am Sonntag wurde das Ehepaar Christine und Frank Dregennus in einem feierlichen Gottesdienst in die nächste Aufgabe verabschiedet: die Gemeindepädagogin und der Pfarrer werden künftig in Hormersdorf bei Zwönitz ihren Dienst tun. Die Familie ist bereits umgezogen. Die Pfarrstelle vakant.

Doch der Gottesdienst war fröhlich und ausgelassen. Kirchenmusikerin Maika Boy, ihr Mann Matthias und der Posaunenchor wollten keine trübe Stimmung aufkommen lassen. Schließlich verbinden die Kirchgemeinde mit Familie Dregennus 19 Jahre voller schöner Erlebnisse. Das Pfarrerehepaar hat viel bewirkt: Der weithin bekannte Pfad der Stille entstand, das neue Gemeindehaus wurde gebaut. Zum Jubiläum des Brunnenwunders 2016 gab es ein tolles Musical, der Bischof war da. Die Kirchgemeinde bekam sogar einen eigenen Spielplatz, der am Sonntag gleich mit eingeweiht wurde.

In der mit Sonnenblumen reich geschmückten Kirche blickte Frank Dregennus noch mal 23 Jahre zurück, als es nicht genügend Pfarrstellen gab - im Gegensatz zu heute. Für den Theologie-Absolventen führte nur ein Umweg in seinen ersten Gemeindedienst. "Ich kam aus Crimmitschau bzw. vom Studium in Leipzig, da wusste ich nicht, wo Ponickau liegt", gibt der Kirchenmann freimütig zu. "Nach Dresden war für mich die Welt zu Ende." Doch Frank Dregennus hat sich in Nordsachsen bald gut aufgenommen gefühlt.

Auch seine Frau Christine, mit der er vier Kinder hat, sorgte am Sonntag für eine Offenbarung. "Ich stamme aus einem katholischen Elternhaus und wollte damals nach einem Besuch eines evangelischen Pfarrhauses meine Verlobung wieder auflösen", blickt sie zurück. Sie meinte, dieses Leben wäre nichts für sie. Doch im anschließenden Gottesdienst habe sie ein Bibelwort getroffen wie ein Blitz. Da war für Christine Dregennus der Weg an der Seite ihres Mannes vorgezeichnet.

Die Pfarrerskinder Salome, Konstantin, Elias und Annalena hatten es wohl auch nicht immer einfach, wie die Älteste - Salome - erzählte. Wenn die Eltern beschäftigt waren, kamen andere Menschen ins Haus, um auf die damals noch kleinen Kinder aufzupassen. "Meine Eltern haben immer für die Gemeinde ihre Hand ins Feuer gelegt", ist Salome überzeugt. In Vertretungszeiten habe sie ihren Vater kaum gesehen. Ihre Mutter schmiss alleine die Kindergottesdienste. Nun werden die Pfarrer von Lampertswalde, Ebersbach, Radeburg und Bärwalde/Bärnsdorf die Vertretung in Ponickau übernehmen.

Der neue Spielplatz am Gemeindehaus Ponickau. Träger ist die Kirche.
Der neue Spielplatz am Gemeindehaus Ponickau. Träger ist die Kirche. © Kathrin Krüger

Doch hier war schon immer eine Mitmachkirche aktiv. Und Nachwuchs ist zur Stelle. Abiturient Markus Lotzmann aus Sacka wird ein Freiwilliges soziales Jahr in der Kirchgemeinde Ponickau-Linz-Schönfeld absolvieren, dann will er Theologie studieren. Vielleicht wird er es sein, der nun Spenden für das neue Kirchendach einwirbt. 4.000 Euro waren vor einigen Jahren bei einem Kleiderbasar zusammengekommen. Das war der Eigenanteil für den neuen Kirchenspielplatz, der am Sonntag in Beschlag genommen werden konnte. 80 Prozent der Kosten wurden über den Dresdner Heidebogen gefördert. Die Firmen Steine und Erden Thiendorf und Galabau Hübner Schönfeld halfen mit. Auch ohne Pfarrer geht es also in der Gemeinde vorerst gut weiter.