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"Noch wissen wir nicht, wann Flüchtlinge zu uns kommen"

Großenhains Oberbürgermeister Sven Mißbach ist aber bereits in Gesprächen mit der Kirchgemeinde Großenhain und der Diakonie. Auch private Initiativen gibt es.

Von Catharina Karlshaus
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Vorbereitung für die kommenden Tage und Wochen: Großenhains OB Sven Mißbach stimmt sich momentan mit verschiedenen Gremien über die Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen ab.
Vorbereitung für die kommenden Tage und Wochen: Großenhains OB Sven Mißbach stimmt sich momentan mit verschiedenen Gremien über die Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen ab. © Norbert Millauer

Großenhain. Planen lässt sich momentan gar nichts. Aber dennoch steht fest, es wird sicherlich nur eine Frage der Zeit sein, wann die ersten Flüchtlinge aus dem ukrainischen Kriegsgebiet auch in Großenhain eintreffen. Immerhin: Am Dienstag hat die sächsische Landesregierung ein entsprechendes Aufnahmekonzept sowie zusätzliche Hilfsmaßnahmen beschlossen. Die ankommenden Menschen sollten dabei nicht lange in sogenannten Erstunterkünften verbleiben, sondern schnell in einzelne Regionen gebracht werden, um dort auch zu arbeiten und ihre Kinder in Bildungseinrichtungen geben zu können. Wie sich Großenhain auf die Ankunft der Ukrainer vorbereitet, erfuhr Sächsische.de im Gespräch mit Oberbürgermeister Sven Mißbach (parteilos).

Herr Mißbach, wie oft am Tag informieren Sie sich momentan über die aktuelle Lage in der Ukraine?

Immer wenn es meine Termine erlauben. Letzte Woche Donnerstag habe ich neben der Büroarbeit vormittags die Liveberichterstattung verfolgt und konnte kaum glauben, was ich da sehe und höre.

Haben Sie Ihren Kindern schon erklären müssen, was es eigentlich bedeutet, dass in einem europäischen Land, nur 1.500 Kilometer von Großenhain entfernt, tatsächlich Krieg geführt wird?

Ja, das habe ich. Und ich bin sogar so weit gegangen, dass ich ihnen erklären musste, dass auch eine weltweite Eskalation im Raum steht. Ich sehe die Entfernung hierbei nicht als ausschlaggebend an, denn jeder Krieg ist sinnlos und verursacht nur Tod, Schmerz und Zerstörung.

Am Mittwoch hat sich die Landesregierung mit den Bürgermeistern wohl über die Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen ausgetauscht. Wissen Sie schon, ob und wann Betroffene nach Großenhain kommen werden?

Im Moment lässt sich nicht allzu viel dazu sagen! Denn noch wissen wir nicht, wann und wie viele Flüchtlinge uns erreichen. Die Koordinierung sollte beim Landkreis liegen. Wenn vereinzelt Menschen aufgrund privater Initiativen ohne Registrierung hierherkommen, können sie rein rechtlich 90 Tage bleiben, da dieser Aufenthalt als Reise deklariert wird. Allerdings müssen wir letztlich trotzdem zu einer Registrierung kommen. Die erforderlichen Regelungen werden momentan auf Bundes- und Landesebene besprochen.

Die Röderstadt hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Erfahrungen mit der Aufnahme von traumatisierten Menschen auch aus Kriegsgebieten gesammelt. Lassen sich möglicherweise Netzwerke wiederbeleben oder Hilfsdienste aktivieren?

Gegenwärtig führe ich Gespräche mit der Kirchgemeinde Großenhainer Land und der Diakonie Meißen. Ich denke, hier besteht ein gutes Netzwerk und ein hohes Maß an Professionalität, auf die wir in dieser Situation wieder zurückgreifen können. In jedem Fall werden wir auch eng mit dem Landkreis zusammenarbeiten, der die Hilfe koordiniert. Ich weiß auch von privaten Initiativen, die bereits Unterstützungsleistungen, wie etwa die Bereitstellung von Unterkünften, organisieren. Die große Hilfsbereitschaft für die Ukrainerinnen und Ukrainer, die im ganzen Land spürbar ist, ist beeindruckend.

Herr Mißbach, mit welchen Gefühlen blicken Sie in das Kriegsgebiet und auf die kommende Zeit?

Es ist schwer, in dieser Situation in die Zukunft zu blicken. Ich hoffe sehr auf eine schnelle Beendigung des Krieges durch diplomatische Einigungen, sonst ist die Ukraine so stark zerstört, dass eventuell niemand mehr dorthin zurückkehren mag. In jedem Fall führt dieser von Russland geführte aggressive und internationales Recht missachtende Krieg zu entsetzlichem menschlichen Leid und wirft einen unerträglich dunklen Schatten auf Europa und die Welt.