SZ + Kamenz
Merken

Kamenzer Feuerwehr: Einsatz-Rekord seit 150 Jahren

Die Statistik des vergangenen Jahres überrascht: Nie gab es mehr zu tun als 2022. Ein Blick ins Einsatztagebuch der Feuerwehr Kamenz-Stadt.

Von Ina Förster
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Sie und ihre Mitstreiter von der Feuerwehr Kamenz-Stadt waren 2022 besonders oft im Einsatz: Maurizio Hoffmann, Ortswehrleiter Steffen Geisendorf und Svetlana Goncharova (v.l.).
Sie und ihre Mitstreiter von der Feuerwehr Kamenz-Stadt waren 2022 besonders oft im Einsatz: Maurizio Hoffmann, Ortswehrleiter Steffen Geisendorf und Svetlana Goncharova (v.l.). © Matthias Schumann

Kamenz. Wie jedes Mal zum Jahreswechsel saß Ortswehrleiter Steffen Geisendorf kürzlich über der Einsatz-Statistik der Feuerwehr Kamenz-Stadt - und war selbst überrascht. "Das Jahr 2022 stellt einen absoluten Rekord dar, mehr Einsätze gab es in der fast 150-jährigen Geschichte der Feuerwehr Kamenz-Stadt nicht", sagt er. Ganze 179-mal mussten die Kameradinnen und Kameraden der Wehr ausrücken. Zum Vergleich: 2021 waren es "nur" 116 Einsätze und 2020 mit 119 ähnlich viele.

Dies hing möglicherweise auch mit der Corona-Pandemie zusammen, denn über viele Monate lag bekanntlich das gesamte öffentliche Leben brach. Meldungen von Brandmeldeanlagen in Theatern, Museen und Clubs der Stadt liefen in dieser Zeit natürlich seltener ein.

"Wir hatten über Corona dennoch mit mehr Einsätzen gerechnet, denn wenn Menschen viel zu Hause sind, dann passieren auch mehr Dinge", sagt Geisendorf. Zum Beispiel beim Essenkochen, wenn elektrische Geräte stundenlang im Einsatz sind oder eben auch, weil daheim doch mal ausgelassen gefeiert wurde. Doch diese These bestätigte sich im Nachgang nicht.

Technische Hilfeleistungen nehmen zu

Vor Corona - also 2019 - zeigte die Statistik schon noch eine etwas höhere Jahres-Einsatzzahl. "Aber mit 133 Einsätzen lagen wir da immer noch weit hinter den 179 vom vergangenen Jahr zurück", sagt Steffen Geisendorf.

Auffällig: 2022 wurde die Kamenzer Feuerwehr zu sehr vielen sogenannten technischen Hilfeleistungen gerufen. Allein 97-mal rückte sie zu Verkehrsunfällen, Ölspuren, Türnotöffnungen oder als Tragehilfen aus. "Letzteres ganze 25-mal", betont Geisendorf. Dies habe auf jeden Fall in den letzten Jahren zugenommen. Rettungsdienst oder Polizei fordern die Feuerwehr immer öfter an, wenn es darum geht, etwa schwergewichtige Patienten aus der Wohnung bis zum Krankenauto zu tragen.

Viele Einsätze wegen Sturm und Überschwemmungen

Auch das Wetter bescherte den Feuerwehrleuten 2022 wieder Arbeit. "Wir fuhren zu insgesamt 35 Unwettereinsätzen raus", berichtet der Ortswehrleiter. Abgebrochene Äste und umgefallene Bäume gehörten dazu. Besonders im Februar und Mai habe es schwere Sturmlagen gegeben, und Ende August mussten Überschwemmungen und Schlamm im Stadtgebiet beseitigt werden.

"Die einsatzreichsten Monate waren August und Mai. Insgesamt fielen allein von Mai bis August 93 Einsätze an, also in nur vier Monaten über 50 Prozent des Einsatzaufkommens. Diese waren überwiegend der Trockenheit sowie Unwetterereignissen geschuldet", erklärt der Ortswehrleiter.

Kamenzer Wehr rückte 2022 zu 49 Bränden aus

Immerhin zu 49 Bränden, davon 20 Wald- und Flächenbrände, musste die Kamenzer Wehr im vergangenen Jahr ausrücken. "Besonders beschäftigte uns das Feuer im Sportzentrum auf dem Thonberg am 4. Mai", erzählt der Ortswehrleiter. Aber auch drei Kellerbrände im Stadtgebiet mit Rettung von Menschen und Tieren aus diesen Gebäuden verlangten den Kameraden einiges ab.

Bei der Brandbekämpfung in der Sächsischen Schweiz war die Kamenzer Feuerwehr ebenfalls dabei. Über 72 Stunden half sie Anfang August im Waldbrandgebiet bei Bad Schandau mit. Diesen Einsatz werde man so schnell nicht vergessen.

Fehlalarme und angenehme Einsätze auf dem Hutberg

Auch 20 Einsätze wegen ausgelöster Brandmeldeanlagen beschäftigten die Frauen und Männer der Wehr - darunter wieder einige Fehlalarme. Doch dieser Wert liege immer noch im Normalbereich.

Sieben Brandsicherheitswachen auf der Kamenzer Hutbergbühne zählen ebenfalls als Einsätze mit in die Statistik - auch wenn diese zu den angenehmeren Dingen im Feuerwehralltag gehören.

Letzter Einsatz 2022 am Silvestertag

Der erste Einsatzalarm ging 2022 übrigens erstaunlich spät ein. "Erst am 17. Januar wurde unsere Drehleiter bei einem Sturmschaden in Schwepnitz benötigt", blickt Steffen Geisendorf zurück. Insgesamt verlief der Januar im letzten Jahr mit nur fünf Einsätzen verhältnismäßig ruhig ab.

Der letzte Einsatz für das Jahr war erst zu Silvester: Kurz nach 20 Uhr galt es, den Landeplatz für einen Hubschrauber im Bereich der Elstraer Straße auszuleuchten.

Nach drei Absagen: 2023 wieder Tag der offenen Tür

Die Ausbildung sowohl bei der Feuerwehr als auch bei der Jugendfeuerwehr lief im Januar und Februar 2022 corona-bedingt nur online, erst danach ging es wieder in den „analogen“ Dienstbetrieb. Da es bis in den April hinein keine Planungssicherheit bezüglich des Tages der offenen Tür am 1. Mai gab, musste dieser zum dritten Mal abgesagt werden. "2023 steht er aber fest im Terminkalender", sagt Geisendorf.

Im Sommer konnte die Jugendfeuerwehr dann wieder ihr jährliches Jugendlager durchführen. Und im Herbst ging es mit allen Kameradinnen und Kameraden sowie deren Familien auf Tagesausflug ins Seenland – zum Krafttanken und Dankesagen! "Das ist wichtig, bei uns läuft alles im Ehrenamt . Da darf man sich auch mal ausruhen, vor allem mit Familie, die oftmals zurückstecken muss", findet Steffen Geisendorf.

Und dann hat er noch einen Wunsch fürs gerade begonnene Jahr: Neue Mitstreiter sind jederzeit willkommen, sie werden dringend gebraucht!