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Kamenz hat jetzt einen arabischen Lebensmittelmarkt

Nachdem in der Kamenzer Altstadt zum Jahresende mehrere Geschäfte schlossen, wurde jetzt ein neues eröffnet. Warum es Damaskus heißt und was Kunden hier bekommen.

Von Ina Förster
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Das arabische Lebensmittel- und Spezialitätengeschäft Damaskus öffnete am 1. März 2024 seine Türen in der Kamenzer Rosa-Luxemburg-Straße. Zum Team gehört auch Mitarbeiter Ghassan Gomaa.
Das arabische Lebensmittel- und Spezialitätengeschäft Damaskus öffnete am 1. März 2024 seine Türen in der Kamenzer Rosa-Luxemburg-Straße. Zum Team gehört auch Mitarbeiter Ghassan Gomaa. © Matthias Schumann

Kamenz. Endlich gute Nachrichten für den Einzelhandel der Stadt Kamenz: Ein neuer Laden öffnete seine Pforten direkt in der Altstadt. Diese hatte in den vergangenen Monaten für viele unschöne Schlagzeilen gesorgt. Ein Frühstücks-Café, ein Bistro sowie zwei langjährige Geschäfte schlossen zum Jahresende 2023 ihre Türen. Nun scheint die Negativ-Serie zumindest in einem der Viertel unterbrochen zu sein.

Neben der Wiedereröffnung des Eiscafés Emilia unter den Fleischbänken und einer neuen Apollo-Optik-Filiale an der Rosa-Luxemburg-Straße öffneten sich am 1. März 2024 gleich um die Ecke die Türen für ein weiteres neues Geschäft: das Damaskus.

Nicht nur exotische Produkte im Angebot

Der Name ist Programm. Denn hier gibt es ab sofort arabische Lebensmittel für den täglichen Bedarf. Neben einem Angebot an frischem Obst- und Gemüse sowie Kräutern warten jede Menge Waren aus fernen Ländern, aber auch deutscher Herkunft auf die Kundschaft. Von Eiern, über Mehl und Zucker bis Ketchup oder Nutella bekommt man hier auch Dinge, die im üblichen Supermarkt zu finden sind.

Natürlich überwiegen im Laden Damaskus aber orientalische Gewürze und Tees, süße Spezialitäten, Großpackungen an Reis und Nudeln, Öle, Kichererbsen, Malvenblätter sowie Konserven mit zumindest für den deutschen Gaumen exotisch anmutenden Speisen. Aber auch jeder Menge fertige Produkte wie Baklava, Hummus oder Falafel gibt es.

Geschäftsinhaber Mohammed Alkhatib betreibt schon seit zwei Jahren ein weiteres Lebensmittelgeschäft in der Senftenberger Altstadt. Und wohnt auch dort. Doch der 31-Jährige hatte sich geraume Zeit nach einer Filiale umgeschaut, um sein Geschäftsfeld zu erweitern. Kamenz schien ihm dafür geeignet, und im ehemaligen Geschäft von Foto Steinborn wurde er fündig.

Laden wurde in den letzten Jahren verschieden genutzt

2018 verabschiedeten sich die Kamenzer Geschäftsleute Doris und Thomas Hein genau aus diesem Haus an der Rosa-Luxemburg-Straße und aus ihrem aktiven Arbeitsleben. Wo früher Fotos geschossen und entwickelt wurden, probierten sich in den zurückliegenden Jahren verschiedene Unternehmen aus, wie ein Modegeschäft. Und auch Citymanagerin Anne Hasselbach hatte dort vorübergehend ein Studio eingerichtet. Nun gehört das Haus Christian Hein, dem Sohn und Enkel der Fotografen-Dynastie.

Dessen Familie hat ihren Lebensmittelpunkt in Berlin, doch die gut gelegenen Geschäftsräume sollten nicht leer stehen. "Wir hatten das Geschäft über Kleinanzeigen online inseriert. Es dauerte nicht lange, und Herr Alkhatib meldete sich. Nachdem wir uns etwas ausgetauscht hatten, kam es zu einer Besichtigung und kurz darauf schon zur Anmietung. Wir freuen uns sehr, dass der Laden wieder belebt ist und denken, dass es für Kamenz eine tolle Abwechslung für den Einkauf darstellt", so Christian Hein.

Geschäftsinhaber kam 2015 aus Syrien nach Deutschland

Mohammed Alkhatib stammt aus Syrien und kam auf der Flucht bereits 2015 nach Deutschland. Er ist gelernter Verkäufer und mittlerweile zweifacher Familienvater. Senftenberg ist seit Längerem sein Lebensmittelpunkt, und auch die beiden Töchter wachsen dort auf. Eine Freundin aus Kamenz machte ihn auf die Stadt aufmerksam. Dass auch die Besitzerin der neuen Apollo Optik-Filiale gleich gegenüber aus Senftenberg kommt, sei aber ein netter Zufall.

Auch Citymanagerin Anne Hasselbach beobachtete die positive Entwicklung im Viertel mit Freude. "Ich werde ihm zum Einzug neu bepflanzte Blumenkästen schenken. Er will gern gießen, meinte er. Wenn er mit dem Geschäft eine Marktlücke füllen kann, ist das gut", sagt sie.

Arabische und russische Spezialitäten in einer Straße

Mohammed Alkhatib würde auch sein Frische-Angebot gern außen vor das Fenster stellen. "Problematisch dabei sind aus meiner Sicht der Dieselfeinstaub insbesondere der Stadtbuslinie in dieser engen Gasse und der Platz generell. Ich werde das noch mal als Thema aufgreifen", verspricht die Citymanagerin. Grundsätzlich mache es aber Sinn, dass der Einzelhandel sich angemessen im Außenbereich zeigt.

Im Geschäft Damaskus gibt es übrigens auch eine große Auswahl an Nüssen, die lose verkauft werden. Und zahlreiche Kühl- und Tiefkühlprodukte. "Ich beziehe die Ware aus dem Großhandel in Berlin und Cottbus", sagt Mohammed Alkhatib. Wer sich beispielsweise durch das Angebot von Schaf- und Ziegenkäse durchkosten will, braucht schon etwas Zeit.

In den letzten Tagen schauten zahlreiche Kunden vorbei. Auch solche, die einfach neugierig waren, was sich denn vor Ort tut. "Es ist toll, wenn mal wieder etwas öffnet, statt immer nur schließt", meint beispielsweise Sylvia Schulze. Man solle sich unbedingt trauen und ohne Vorurteile reinschauen. Die größte Hemmschwelle befinde sich ja ohnehin immer im Kopf, lacht die 38-Jährige. Und steckt frische Minze in ihre Einkaufstasche. Sie gehe regelmäßig im Berjoska nur ein paar Meter weiter russische Spezialitäten einkaufen. Das hätten die Kamenzer über die Jahre schließlich auch gut angenommen.