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Kamenz: Große Pläne für das Lessing-Museum

Für die Umgestaltung des Hauses gibt es 2,5 Millionen Euro und ein grobes Konzept. Zu den Details sollen jetzt renommierte Architekten Ideen entwickeln.

Von Reiner Hanke
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Dr. Sylke Kaufmann, Leiterin der Städtischen Sammlungen Kamenz, wird in den kommenden Jahren die Neugestaltung des Lessing-Museums begleiten.
Dr. Sylke Kaufmann, Leiterin der Städtischen Sammlungen Kamenz, wird in den kommenden Jahren die Neugestaltung des Lessing-Museums begleiten. © Matthias Schumann

Kamenz. Ferienkinder erobern derzeit das Lessing-Museum in Kamenz und sind auf den Spuren eines der größten deutschen Dichter und Denker und berühmten Sohn der Stadt Kamenz – Gotthold Ephraim Lessing. Hinter den Kulissen wird unterdessen am größten Umbruch für das Museum seit der Gründung vor 90 Jahren gearbeitet. Das war so ursprünglich gar nicht geplant. Nun wird es ein Millionenprojekt. Ein Ideenwettbewerb dazu hat begonnen. Auch der Stadtrat sprach sich dafür aus.

1931 weihten die Kamenzer den heutigen Museumsbau ein. 90 Jahre später spricht der Kamenzer Bürgermeister Roland Dantz (parteilos) sogar von einem Jahrhundertschritt bei der Neugestaltung des Hauses. So wird jetzt die Zweiteilung des Gebäudes in Bibliothek und Museum aufgegeben und das Haus ganz dem Dichter gewidmet.

Zwei glückliche Umstände treffen zusammen

Klar ist schon länger, dass die Stadtbibliothek im kommenden Jahr auszieht in neue Räume im Anbau des Lessing-Gymnasiums - und damit mehr Platz schafft für das Lessing-Museum. Dass nahtlos die Neukonzeption anschließen kann, sei nicht vorauszusehen gewesen, so OB Dantz. Wenn sich jedoch diese Möglichkeit bietet, wäre es töricht, das nicht anzugehen.

Im Winter kam die überraschende Nachricht, dass es viel Geld für das Museum geben soll. Jetzt steht fest: Zweieinhalb Millionen Euro kommen aus dem Milliarden-Paket zur Abfederung der Folgen des Kohleausstieges. Die Stadt rechnet zugleich fest damit, dass sich der Freistaat an der Finanzierung beteiligt.

Es sei ein schöner Zufall, dass Auszug der Bibliothek und Fördergeld-Bewilligung zusammenfallen, sagt der Oberbürgermeister. Er ist froh darüber, dass die überregionale Bedeutung des Kamenzer Standortes in Berlin so geschätzt werde. "Wenn wir jetzt etwas tun und über 2,5 Millionen Euro reden, muss etwas entwickelt werden, dass Jahrzehnte Bestand und Wirkung für die Stadt und die Region hat", so Roland Dantz. Deshalb startet ein Ideenwettbewerb.

Mehr Platz, günstigeres Klima, bessere Beleuchtung

Ein städtisches Konzept dafür, wie die neuen Räume genutzt werden sollen, gibt es bereits. „Die funktionalen Vorstellungen sind klar“, so Dr. Sylke Kaufmann, Leiterin der Städtischen Sammlungen Kamenz. Im Obergeschoss des Gebäudes soll ein Saal für Sonderausstellungen entstehen. Außerdem sind Kabinette zur Erweiterung der Dauerausstellung vorgesehen, die eine Etage tiefer verbleiben soll. Mit den neuen Räumen werden auch multimediale Inszenierungen möglich, wie es sie bisher nicht gibt.

Außerdem können Bedingungen hinsichtlich Raumklima und Beleuchtung geschaffen werden, die es ermöglichen, künftig hochkarätige Leihgaben zu präsentieren. Im Untergeschoss des Hauses sollen sich Garderoben, Mitarbeiterräume und Büros konzentrieren. Dazu eine Fachbibliothek, insbesondere zu Lessing.

Nicht so klar ist aber, wie sich diese Vorstellungen in den Räumen umsetzen lassen, wie die Flächen gestaltet werden könnten. Schließlich ändern sich Wege und Funktionen, und die Museumsfläche wird sich mit dem Ober- und dem Untergeschoss etwa verdoppeln. Deshalb sind Ideen von Architekten gefragt, erklärt Sylke Kaufmann.

Architekten vom Dresdner Schloss gewonnen

Zwei Architekturbüros, so der Gedanke, sollten einbezogen werden, um Vorstellungen für das Lessinghaus zu entwickeln. Gefragt seien Architekten mit Museumserfahrung und mit Gefühl für die Bedeutung Lessings. Ein sehr renommiertes Büro konnte schon gewonnen werden - das von Professor Peter Kulka mit Standorten in Dresden, Frankfurt/Main und Köln. Die Liste von dessen Referenzobjekten ist lang.

Wichtige Teile des Residenzschlosses in Dresden wie der Riesensaal und die berühmte Türkische Kammer gehören ebenso wie das Deutsche Hygienemuseum; in Frankfurt/Main zum Beispiel die Neugestaltung des Senckenberg-Museums. Vielleicht reiht sich Kamenz mit dem Lessinghaus bald ein. Die Museumschefin geht davon aus, dass noch in diesem Jahr erste Ideen diskutiert werden.

Die Architekten sollen auch über Höhepunkte nachdenken, die künftig die Besucher staunen lassen. Später würden dann noch Museumsdesigner einbezogen. Für die wissenschaftliche, inhaltliche Seite sei außerdem ein Beirat mit hochkarätigen Fachleuten gebildet worden - mit geballter Dichter-Erfahrung. So gehört die Leiterin des Goethe-Nationalmuseums in Weimar dazu.

Beirat und Architekten sollen sich ergänzen. Am Ende muss feststehen, wie die Inhalte des Lessing-Museums am besten und publikumswirksam in die Zukunft zu transportieren sind, schätzt Roland Dantz ein. Unter den Museen gäbe es einen Konkurrenzkampf um Aufmerksamkeit, in dem Kamenz mithalten müsse, sind sich OB und Museumsleiterin einig. 2024, spätestens im Kamenzer Jubiläumsjahr 2025 mit den 800-Jahres-Feierlichkeiten, soll der Umbau beendet sein.