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Hutberg Kamenz: Saisonstart mit viel Zuversicht

Keine Konzerte, keine Feiern - die Corona-Zwangspause hat dem Hutbergwirt sehr zu schaffen gemacht. Jetzt geht alles wieder los - etwas anders als zuvor.

Von Ina Förster
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Wirt Frank Fuhrmeister (l.) und Servicekraft Claudia Reibeholz von der Hutberggaststätte begrüßen die ersten Terrassengäste. Die Schwestern Monika Knapp (2.v.l.) aus Bautzen und Regina Böckmann aus Kamenz wagten mit Hund Mika den Aufstieg.
Wirt Frank Fuhrmeister (l.) und Servicekraft Claudia Reibeholz von der Hutberggaststätte begrüßen die ersten Terrassengäste. Die Schwestern Monika Knapp (2.v.l.) aus Bautzen und Regina Böckmann aus Kamenz wagten mit Hund Mika den Aufstieg. © Anne Hasselbach

Kamenz. Die weißen Rhododendren sind in voller Blüte. Die Knospen der ersten roten sind ebenfalls schon geplatzt. Süßlicher Duft hängt in der Luft. Das Thermometer zeigt bereits 19 Grad. Es ist 11 Uhr vormittags, und vier Hand voll Spaziergänger und Wanderer stehen staunend vor den Rhododendren auf dem Kamenzer Hutberg. Selfie vor blühender Kulisse - ein Renner dieser Tage. Danach kommt meistens der Durst.

Hutbergwirt Frank Fuhrmeister läuft an den Tischen im Biergarten vorbei. Grüßt hier, bleibt da länger stehen. "Wischt noch mal bitte über die Tische drüber", sagt er zu Mitarbeiterin Claudia Reibeholz. Der gelbliche Blütenstaub ist aktuell überall. Das "Bitte" in Fuhrmeisters Satz war unüberhörbar. Er weiß, dass er sein Personal bei Laune halten muss. Am besten gehe das mit guter Laune und gegenseitigem Respekt, sagt er.

Birgit und Lutz Schmeißer, selbst bekennende Gartenfreunde, erfreuen sich an den Rhododendren-Blüten. Aktuell ist Saisonhoch, Hunderte strömen täglich auf den Kamenzer Hutberg
Birgit und Lutz Schmeißer, selbst bekennende Gartenfreunde, erfreuen sich an den Rhododendren-Blüten. Aktuell ist Saisonhoch, Hunderte strömen täglich auf den Kamenzer Hutberg © Anne Hasselbach

Endlich wieder loslegen können, Gäste wieder ohne Maske bedienen, konkret planen können für die nächsten Monate - was haben sich alle hier danach gesehnt. "Ich möchte über die zurückliegenden Jahre eigentlich gar kein Wort mehr verlieren. Es hat genügend Stress gegeben", sagt der Hutbergwirt. Nur noch nach vorn schauen wolle er.

Der Start in die Nach-Pandemie-Phase sei zuerst holprig gewesen. Richtig losgegangen sei es erst Mitte April. "Wir sind auf dem Berg ohnehin saisonabhängig. Sobald das Wetter schön ist, kommen auch die Gäste. Und wenn die Rhododendrenblüte startet, sogar in Scharen", sagt Frank Fuhrmeister lachend. Das hat selbst Corona nicht verhindern können. Heute hat sich noch eine Wandergruppe mit 80 Leuten angekündigt. Da muss der Service stimmen und alles wie am Schnürchen laufen. Vor allem das Bier aus dem Hahn.

Stamm-Personal hat zur Stange gehalten

Lange war dieses Gefühl der Zuversicht nicht so stark wie jetzt. Mit der aufkommenden Sonne sanken die Corona-Zahlen. Und die Hoffnung auf einen Herbst, der nicht wie die letzten wird, steigt. Das zehn Frauen und Männer starke Team in Küche und Service hat zur Stange gehalten. "Das ist das Wichtigste für einen Wirt. Und irgendwie ein indirektes Lob", sagt Fuhrmeister.

Pauschalkräfte für kurzfristige Überbrückungen bekomme man in der Gastronomie immer wieder mal. Leute, die am Wochenende am Eisverkauf einspringen oder in der Küche abwaschen. "Wenn du es gut machen willst, brauchst du aber Mitarbeiter, die mitdenken, Ideen entwickeln", sagt der 69-Jährige.

Seine vier Köche sind recht jung und hätten noch keine Familien, seien also zeitlich nicht so stark gebunden. Trotzdem hat der Hutbergwirt das Zwei-Schicht-System eingeführt, damit die Arbeit aufgeteilt wird und jeder noch ein Stück Freizeit hat. Eine Jungköchin lernte bei ihm und blieb. Ein Glücksfall.

Kunden buchen nicht mehr so lange im Voraus

Frank Fuhrmeister hat ansonsten schwierige Jahre hinter sich. Hier auf dem Hutberg lebten die Wirte schon immer von Familienfeiern, Hochzeiten, Jugendweihen, Jubiläen. "Für das laufende Jahr ist der Terminplan nun wieder gut gefüllt, aber die Kundschaft ist dennoch vorsichtiger geworden", sagt der Wirt.

Auch vereinzelte Bestellungen für 2023 gebe es bereits. Aber weiter hinaus wolle keiner mehr planen. "Corona hat die Leute nachhaltig verändert. Sie misstrauen vielem. Früher war unser Terminbuch für zwei, drei Jahre im Voraus gefüllt. Das werden wir uns nun abschminken können", meint Fuhrmeister.

Viele Open Airs bedeuten viel Arbeit fürs Gastro-Team

Neben vielen Feiern fiel auch gleich zweimal die Saison auf der nahen Hutbergbühne aus. Hier übernimmt die Gaststätte das Catering zu den Open Airs. So wurde es im Vertrag mit der Stadt festgeschrieben, damit sich besucherarme Monate auf dem Berg kompensieren lassen. Aber ohne Konzerte gab es natürlich auch keinen Umsatz. "Das war ein echtes Problem", so Fuhrmeister.

In diesem Jahr sieht es hingegen nach viel Arbeit aus. Gleich acht Open Airs sind von Juni bis September auf der Hutbergbühne geplant. "Im Vor-Corona-Sommer waren es gerade noch drei bis vier", erzählt der Gastronom. "Wir haben also echt einiges zu tun", freut er sich darauf.

Zur personellen Absicherung setzt er dann auf altbewährte Joker. "Bekannte, Familie, Studenten, Schüler helfen mit beim Catering. Die meisten muss man nicht lange überzeugen. Die Hutbergbühne, das Flair und die Stars locken zusätzlich", erzählt Fuhrmeister. Für ein, zwei Tage gebe es viele freiwillige Helfer. Auf Dauer fehle jedoch der Nachwuchs in der Gastronomie komplett.

Schon vor Corona habe es Engpässe gegeben, vor allem im Service, und es wachse zu wenig nach. "Keiner will mehr in der Gastro lernen. Die meisten scheut das Arbeiten am Wochenende und an Feiertagen", weiß der Wirt. So schätzt er sich glücklich, dass er diese Saison optimistisch starten kann.

Nächste Events: Männertag, ab 11 Uhr, Livemusik mit "Müller & Friends"; Pfingstsonntag, ab 11 Uhr, "Krake & Gitarre"; Pfingstmontag, ab 11 Uhr, Frühschoppen mit dem Blasorchester der Lessingstadt Kamenz, anschließend "Krake & Gitarre".