Sie haben gekämpft bis zum Umfallen: Mehrere Hundert Einsatzkräfte haben im Juli und August gegen die verheerenden Waldbrände im Nationalpark Sächsische Schweiz angekämpft. Vier Wochen lang loderten die Flammen in der Hinteren Sächsischen Schweiz. Erst dann waren die letzten Glutnester gelöscht.
Ein extremer Einsatz und eine beispiellose Gemeinschaftsleistung, die Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bei einer Dank-Veranstaltung auf der Festung Königstein am Freitagabend gewürdigt hat. "Das waren wirklich harte, ganz besondere Wochen", sagte er. Man habe sich aber untergehakt und zusammengehalten. "Wer so etwas schafft, schafft auch andere Herausforderungen", sagte Kretschmer vor insgesamt 1.700 Gästen, darunter vor allem Einsatzkräfte der Feuerwehr, Bundeswehr, Bundespolizei, des Technischen Hilfswerks, ASB und DRK, von Johannitern und Maltesern.
"Sie alle wollen keine Helden sein. Aber in den Augen vieler Menschen sind Sie genau das", betonte Sachsens Regierungschef. Als besonderes Dankeschön und Anerkennung für das, was die Waldbrandhelfer und -helferinnen geleistet haben, hat der Freistaat die "Waldbrandmedaille 2022" geschaffen.
Waldbrandmedaille für 3.500 Einsatzkräfte
Und zwar nicht nur für Einsatzkräfte in der Sächsischen Schweiz. Auch Menschen, die in der Gohrischheide (Landkreis Meißen) und in der Gemeinde Arzberg (Nordsachsen) gegen die zerstörerischen Flammen gekämpft haben, wird diese Medaille verliehen. Insgesamt sollen 3.500 Einsatzkräfte und Freiwillige mit der Auszeichnung geehrt werden.
Den Anfang machte Kretschmer am Freitag in Königstein und überreichte 18 Gästen die "Waldbrandmedaille 2022".
Diese Helfer haben die ersten Waldbrandmedaillen bekommen:
- Björn Rosenkranz: Technischer Einsatzleiter der Feuerwehr Glashütte und stellvertretender Kreisbandmeister
- Sebastian Kotte: Freiwillige Feuerwehr Bad Schandau
- Julia Matschinsky: Sanitäterin beim DRK Dippoldiswalde
- Jan Košík: Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Hřensko
- Susann Ullrich: Leiterin des Verwaltungsstabes beim Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
- Ronny Martin: Hauptfeldwebel der Bundeswehr, Luftrettungsmeister
- Hannes Markert: Fachberater bei der Bergwacht des DRK
- Marcus Levy: Hubschrauberpilot aus der Schweiz
- Steven Neuparth: Koordinator Hubschraubereinsätze in Bad Schandau
- Daniela Müller: Freiwillige Feuerwehr Freital
- Falk Stephan: Polizeidirektion Dresden
- Katja Holzbrecher: THW Ortsverband Dippoldiswalde, beim DRK Logistik Hub
- Christian Röthig: Malteser
- Heidi Martin: private Helferin
- Daniel Kleinert: stellvertretender Technischer Einsatzleiter der Feuerwehr Neustadt
- Luise Bothmann: ASB Neustadt
- Udo Hornhauer: Johanniter-Unfall-Hilfe
- Stefanie Reinhardt-Kegel: Freiwillige Feuerwehr Ottendorf
- Lucas Hänsel: Forstwirt der Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz
"Jeder, der diesen Orden hat, war dabei und hat eine Geschichte zu erzählen", sagte Michael Kretschmer. So zum Beispiel Heidi Martin aus Bad Schandau, die neben dem Gerätehaus der Feuerwehr wohnt. Als dort die Einsatzzentrale eingerichtet wurde, ging sie einfach hinüber, um zu helfen. Nicht als Feuerwehrfrau, sondern als private Helferin. In der Küche sei sie hängen geblieben, erklärt Heidi Martin. Sie schnitt Zwiebeln, verpackte Essen. "Es war einfach ein gutes Gefühl, zu helfen", meinte sie.
Das hat auch Marcus Levy, der als Hubschrauberpilot ebenfalls eine Waldbrandmedaille erhalten hat. Der Schweizer sei zuvor noch nie in der Sächsischen Schweiz gewesen. Drei Wochen hat er nun hier verbracht - mehr in der Luft als am Boden. Was ihm in Erinnerung bleibt: "Wir wurden sowas von herzlich empfangen", sagte Levy zur Verleihung. Viele Leute hätten zudem im Hintergrund geschuftet.
Dazu zählen für Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Bündnis 90/Die Grünen) auch die Angehörigen der Waldbrandhelfer. Manche hätten oft 24-Stunden-Dienste absolviert. "Das durchzuhalten, geht nur mit Familien, die einem zu Hause den Rücken freihalten", sagte er anerkennend.
Eine Geschichte hat auch Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) parat. Nach einem Krisentreffen mit Landrat Michael Geisler (CDU) in Pirna schickte dieser ihn mit einer fünf Punkte umfassenden To-do-Liste zu Schusters tschechischem Amtskollegen. Unter anderem ging es darum, dass Tschechien für die Löscharbeiten mehr Wasser in die Elbe ablassen soll. Das Treffen in Hřensko, wo der Waldbrand ursprünglich entstanden war, hätte nur 30 Minuten gedauert. "Und alles war geklärt", wie Schuster sagte. Denn auch der tschechische Minister hatte eine Wunschliste dabei - mit den gleichen Punkten.
Ein Tempo, das sich Sachsens Ministerpräsident auch auf andere Ebene wünschen würde. Der Bundesrat hätte im Sommer Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro auf den Weg gebracht, das in die Bundeswehr und damit in die Verteidigung gesteckt wird. "Mindestens zehn Milliarden davon sind für den Bevölkerungsschutz nötig", fordert Kretschmer. Auf das Geld könne man nicht warten, es werde jetzt gebraucht.
Waldbrände: Milliarden für den Bevölkerungsschutz
Kein Milliardenpaket, dafür einen Spendenscheck hatte Joachim Hoof, Chef der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, dabei. Er könne nicht mit leeren Händen zu solch einem Dankes-Fest kommen. Auch die Sparkasse wolle den Feuerwehren danken, sagte Hoof und überreichte dem Präsidenten des Landesfeuerwehrverbandes einen Scheck in Höhe von 50.000 Euro. Geld, das gezielt in die Kinder- und Jugendarbeit der Wehren gesteckt werden soll.
Die "Waldbrandmedaille 2022" wird Ende September auch in Torgau (Landkreis Nordsachsen) verliehen. Dort ist ebenfalls eine Dankesveranstaltung für die Helferinnen und Helfer geplant. Eine weitere bereitet auch Bad Schandaus Bürgermeister Thomas Kunack vor. Wann, das steht noch nicht fest. Die Kommune wolle sich aber ebenfalls mit einem kleinen Fest bei den hiesigen Einsatzkräften bedanken, sagte Kunack am Rande der Verleihung. An dieser könnten auch die Helfer teilnehmen, die für den Abend auf der Festung Königstein keine Einladung mehr bekommen hätten.
Laut Staatskanzlei musste das Anmeldeportal für die Dankesveranstaltung auf der Festung aus Kapazitätsgründen vorzeitig geschlossen werden. Einige Personen, die ebenfalls eingeladen werden sollten, konnten sich für diese Veranstaltung nicht mehr anmelden.