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Sprachnachrichten aus Hollywood: So fieberte Christian Friedel auf den Oscar hin

Der Dresdner Schauspieler Christian Friedel ist gerade in L.A. – und schickt Nachrichten an unsere Redaktion.

Von Johanna Lemke
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Christian Friedel an seinem 45. Geburtstag - in der Villa Autora in Los Angeles.
Christian Friedel an seinem 45. Geburtstag - in der Villa Autora in Los Angeles. © dpa

"Ich bin froh, dass ich erst übernächste Woche auf der Bühne stehe – das alles hier ist für meine Stimme eine echte Herausforderung!" Diese Sprachnachricht schickt Christian Friedel am Freitagabend – aus Hollywood. Dort werden in der Nacht zum Montag die Oscars verliehen. Friedel selbst ist nicht nominiert, doch er spielt eine der Hauptrollen in dem Ausnahmefilm "The Zone of Interest", der gleich in mehreren Kategorien nominiert ist, unter anderem als bester Film und bester internationaler Film.

Klar, dass das ganze Team anreist und mitfiebert – und natürlich das komplette Programm rund um die Oscars mitnimmt. Also auch eine Reihe an Veranstaltungen, die für die Stimme eben nicht ganz so freundlich sind. Aber dazu später mehr.

Friedel, der in Dresden lebt und hier mit seiner Band Woods of Birnam probt sowie regelmäßig am Theater spielt, hat in diesen Tagen vor der Verleihung einen vollen Terminkalender. Doch was er schafft: Sprachnachrichten schicken. "Viele Grüße aus Los Angeles", so beginnen seine Nachrichten an sächsische.de, deren Redaktion Friedel schon lange begleitet.

"Das Hotel ist hoffentlich kein schlechtes Omen"

Vor 13 Jahren war Christian Friedel schon mal bei der Oscar-Verleihung dabei. Damals, weil "Das Weiße Band" von Regisseur Michael Handke nominiert war. Friedel spielte darin die Hauptrolle, es war sein Kino-Durchbruch. "Ich bin dieses Jahr wieder im gleichen Hotel untergebracht", erzählt er auf seiner Sprachnachricht aus Hollywood, "im Beverly Wilshire Hotel, in dem übrigens auch Pretty Woman gedreht wurde. Ich hoffe, dass die Unterbringung kein schlechtes Omen ist, denn 'Das Weiße Band' hat ja damals leider nicht den Oscar bekommen." Und er fügt lachend hinzu: "Als Schauspieler ist man ja immer etwas abergläubisch."

Doch der Film "The Zone of Interest" von Jonathan Glazer über den KZ-Kommandanten Rudolf Höss hat tatsächlich ziemlich gute Chancen: Er wurde auf dem Filmfestival in Cannes und von der Kritik gefeiert.

Friedel kam am Donnerstag direkt aus Thailand nach Los Angeles - "da drehen wir gerade die nächste Staffel 'The White Lotus'", erzählt er. Doch dann ging es direkt los mit dem Oscar-Programm: "Zuerst war ich beim Fitting bei den Marken, die mich für die Oscars ausstatten werden." Die Stars bekommen bei den Oscars in der Regel von großen Modefirmen Kleider und Schmuck geliehen, bei Friedel sind es Zegna und Cartier. "Danach hatte ich dann noch etwas Freizeit und musste schauen, was der Jetlag so sagt – nach einem Zeitunterschied von 16 Stunden zwischen Thailand und Kalifornien."

Der Freitag startete mit einem Fotoshooting, dann ging es zu einem Empfang des deutschen Films und dann weiter auf eine Pre-Oscar-Party seiner amerikanischen Agentur – der Grund für die beanspruchte Stimme: "Die Partys hier sind sehr, sehr laut. Man muss die ganze Zeit schreien", erzählt Friedel in der Sprachnachricht. "Insbesondere, wenn man auf Englisch kommunizieren muss, ist das eine Herausforderung. Es war aber trotzdem toll, ich wurde verschiedenen Leuten vorgestellt und habe einige Stars von Nahem gesehen. Es war sehr anstrengend, aber auch schön!"

Christian Friedel und Sandra Hüller beim Oscar-Empfang in der Villa Aurora am Sonnabend – einen Tag vor der Oscarverleihung.
Christian Friedel und Sandra Hüller beim Oscar-Empfang in der Villa Aurora am Sonnabend – einen Tag vor der Oscarverleihung. © dpa/Barbara Munker

Der Sonnabend war dann ein doppelt aufregender Tag für Christian Friedel: Er wurde an diesem Tag 45. "Man kann sich keinen schöneren Geburtstag vorstellen", sagt er in seiner Sprachnachricht am Samstagabend. "Wir wurden auf den traditionellen Oscar-Empfang des deutschen Films in die Villa Aurora eingeladen." Die Villa Aurora ist einer der altehrwürdigen Hollywood-Orte: Sie war das Domizil des Schriftstellers Lion Feuchtwanger und seiner Frau Marta Feuchtwanger während ihres US-amerikanischen Exils, ist heute ein Denkmal des deutschen Exils in Kalifornien und fungiert als Künstlerresidenz.

"Alle deutschen Filmemacherinnen und Filmemacher, die gerade in Hollywood sind, haben sich dort getroffen", erzählt Friedel: "Die Regisseure Wim Wenders und İlker Çatak, und natürlich Sandra Hüller. Leonie Benesch, die in 'Das Lehrerzimmer' die Hauptrolle spielt und mit der ich seit dem 'Weißen Band' gut befreundet bin, war auch da – wir hatten unabgesprochen beide einen weißen Anzug an, das war sehr lustig!"

Christian Friedel in der Villa Aurora mit der Schauspielerin Leonie Benesch, die im oscarnominierten Film "Das Lehrerzimmer" die Hauptrolle spielt.
Christian Friedel in der Villa Aurora mit der Schauspielerin Leonie Benesch, die im oscarnominierten Film "Das Lehrerzimmer" die Hauptrolle spielt. © Benedikt Kauf

Mit prächtiger Aussicht und vor Palmen durften sich die deutschen Filmstars schon mal an das Blitzlicht gewöhnen. Und Christian Friedel erlebte einen besonderen Moment: "Plötzlich sang das ganze Publikum für mich Happy Birthday, das war wunderschön", erzählt er in seiner Sprachnachricht. Wie laut es im Anschluss wurde, verrät er nicht. Dafür verabschiedet er sich mit einem Versprechen für den Tag der Oscarverleihung: "Ich versuche, zwischendurch mal eine Nachricht zu schicken. Bis dahin erst mal!"