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Leipziger Wirtschaft kritisiert Radwege-Politik der Stadt

Der Radweg am Hauptbahnhof in Leipzig um gut 400 Meter verlängert worden. Die Wirtschaftsverbände halten das für voreilig und fordern mehr Engagement beim ÖPNV.

Von Ulrich Wolf
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Der grüne Radfahrstreifen vor dem Leipziger Hauptbahnhof existiert seit April. Er soll verlängert werden - was die Wirtschaft kritisiert.
Der grüne Radfahrstreifen vor dem Leipziger Hauptbahnhof existiert seit April. Er soll verlängert werden - was die Wirtschaft kritisiert. © Archiv: dpa/Hendrik Schmidt

Leipzig. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Handwerkskammer (HWK) in Leipzig kritisieren das Verkehrs- und Tiefbauamt der Stadt. Die "unbeirrt voranschreitende Umwandlung von KFZ- in Fahrradspuren auf dem Innenstadtring" könne offenbar nicht schnell genug vorangehen, teilte IHK-Präsident Kristian Kirpal am Freitag mit.

Seitens der Wirtschaft seien Widerspruchsverfahren gegen die installierte Radspur vor dem Hauptbahnhof anhängig. Zudem gebe es zu wenig Daten zu Staus und Unfällen, die der neue Radstreifen auf dem Innenstadtring auslöse. Die Effekte für den Verkehr könnten so nicht ausreichend bewertet werden. "Dennoch kann es den städtischen Verkehrsplanern offenbar nicht schnell genug gehen." HWK-Präsident Matthias Forßbohm forderte, "dasselbe Tempo auch beim Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs an den Tag zu legen".

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Die Wirtschaftsfunktionäre befürchten zudem, dass sich mit dem Radstreifen, dem eine, an einigen Stellen auch zwei Autospuren zum Opfer fallen, an der Kreuzung Hallesches Tor/Gerberstraße Unfälle häufen werden. Das sei immerhin "eine der verkehrsreichsten in ganz Sachsen".

Am Mittwoch hatte die Stadt Leipzig bekannt gegeben, den Radfahrstreifen am Hauptbahnhof zu verlängern. In gut sechs Wochen sollen Radfahrer den grün markierten Weg bis zur Einmündung der Löhrstraße nutzen können. Damit werde der bisherige Abschnitt um rund 400 Meter verlängert. Baubürgermeister Thomas Dienberg (Grüne) bezeichnete die Maßnahme als "wichtigen Baustein unserer Mobilitätsstrategie."

Die Stadtverwaltung hatte im April begonnen, den Verkehr rund um den Hauptbahnhof neu zu organisieren. Radfahrer und Fußgänger erhielten mehr Platz. Kraftfahrzeuge hingegen müssen seitdem mit zwei statt vier Spuren auskommen. Bereits 2021 war ein Abschnitt des Promenadenrings nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Bautzen erstmals seit 1975 wieder für den Radverkehr geöffnet worden.

Der Radstreifen vor dem Hauptbahnhof löste in Leipzig heftige Debatten aus. Wirtschaftsverbände protestierten, die CDU drohte mit Klage. Eine Petition wurde gestartet, die bislang mehr als 25.000 Unterschriften gesammelt hat.

Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) hingegen verteidigte im Frühjahr er die grüne Radspur. "Wir werden diesen Versuch nicht stoppen", sagte er bei einer Stadtratssitzung. "Wir bauen diese Stadt für Menschen um. Es ist ein Chaos vor dem Bahnhof." Der Promenadenring zählt dort mit 39.000 Autos am Tag zu den verkehrsreichsten Straßen Leipzigs. (mit dpa)