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B99: Ist es schade um dieses Haus in Ostritz?

Seit einigen Tagen fehlt in der Görlitzer Straße ein Haus. Denkmalfan Thomas Göttsberger und die Stadt sehen den Fall ganz unterschiedlich.

Von Anja Beutler
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Dort, wo in Ostritz die B99 am engsten ist, fehlt jetzt in der Häuserzeile der Görlitzer Straße ein Haus.
Dort, wo in Ostritz die B99 am engsten ist, fehlt jetzt in der Häuserzeile der Görlitzer Straße ein Haus. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Der Ostritzer Stadtrat Thomas Göttsberger ist bekannt für seine Liebe zu altem Gemäuer und historischer Bausubstanz. Immer wieder setzt er sich auch finanziell für den Erhalt markanter Gebäude ein. Die Zittauer Mandaukaserne ist ein solches Beispiel. Kein Wunder also, dass er den jüngsten Abriss in Ostritz auf der Görlitzer Straße klar bedauert: "Die Wegnahme dieses unsanierten Gebäudes hinterlässt eine weitere Lücke in der Görlitzer Straße in Ostritz, die aufgrund früherer Abrisse schon sehr perforiert ist", kommentiert er auf Facebook.

In der Tat gehörte das Haus mit der Nummer 35 zu einer noch geschlossenen Häuserreihe, wo tatsächlich fünf Häuser direkt nebeneinander gebaut waren. In vielen anderen Abschnitten der Straße gibt es seit jeher Lücken, oft auch, weil Straßen einmünden, aber auch, weil Häuser abgerissen wurden. Hinzu kommt, dass die Görlitzer Straße im Denkmalschutzgebiet der Stadt Ostritz liegt - also jegliche Veränderung vorab geprüft und genehmigt werden muss. Auch dann, wenn - wie in diesem Fall - das Haus selbst nicht unter Denkmalschutz steht.

Eine Lücke an der B99 in Ostritz: Das unsanierte und unbewohnte Haus Nummer 35 in der Görlitzer Straße ist abgerissen worden.
Eine Lücke an der B99 in Ostritz: Das unsanierte und unbewohnte Haus Nummer 35 in der Görlitzer Straße ist abgerissen worden. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Die Fenster mit Brettern verrammelt: So sah das Haus zuletzt aus.
Die Fenster mit Brettern verrammelt: So sah das Haus zuletzt aus. © Marita Böhmer
Auch wenn noch Gardinen hängen: Das Gebäude war rund 30 Jahre unbewohnt und unsaniert.
Auch wenn noch Gardinen hängen: Das Gebäude war rund 30 Jahre unbewohnt und unsaniert. © Marita Böhmer

Genau das ist bei Hausnummer 35 auch so geschehen, bestätigt Gundel Mitter vom Ostritzer Bauamt: "Der neue Eigentümer hat eine Abbruchgenehmigung beantragt." Betrachtet werden musste neben Denkmalschutzbelangen dabei die Verkehrssicherheit. Denn die Görlitzer Straße ist als B99 von überregionaler Bedeutung und der Eigentümer hat den Bordstein absenken lassen, weil er dort, wo das Haus stand, einen Hof gestalten und einen Carport errichten wolle, heißt es. "Natürlich ist es nicht unser Bestreben, die Bebauung der Görlitzer Straße auszudünnen", betont Mitter und fügt hinzu: "Aber in diesem Fall war es ein maßvoller und sinnvoller Schritt." Denn abgesehen davon, dass das Haus seit rund 30 Jahren leer stand und unsaniert war, gab es auch einige, über Jahre aufgelaufene finanzielle Dinge grundsätzlich zu regeln.

Abriss war Stadträten bekannt

Überraschend kam der Abriss auch nicht, da doch der Stadtrat bereits im November Gelder bewilligt hatte, um dann freiliegende Nachbarhausgiebel in Ordnung zu bringen. Es handelte sich dabei um eine Förderung über den Städtebaulichen Denkmalschutz. Dem Beschluss hat damals auch Thomas Göttsberger sein Ja gegeben. Er persönlich wünschte sich aber eigentlich ein bisschen mehr als nur eine Giebelsanierung: "Es wäre schön, wenn die neue Zufahrt wenigstens eine Mauer mit Torbogen erhielte, um die Lücke zu kaschieren", sagt er.

So wie es beispielsweise in der Nachbargemeinde Bernstadt Pflicht ist, wenn man in der dortigen Görlitzer Straße ein Haus abreißen will. Nicht nur der Name, auch die Problemlage ist hier ganz ähnlich wie in Ostritz, nur dass der Straßenzug noch enger und geschlossener bebaut ist als in Ostritz: "Ja, der Straßenzug als solcher steht in Bernstadt unter Denkmalschutz", bestätigt Bernstadts Bauamtsleiter Marko Fröhlich. Und so muss die Stadt selbst, wenn sie - wie beantragt - dereinst ein vor Längerem ersteigertes "Sorgenkind" abreißen wird, eine Mauer vorblenden, damit der geschlossene Straßenzug erhalten bleibt.