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Bei zweistelligen Minusgraden: Eiswein-Ernte in Meißen

Eiswein muss, wie der Name vermuten lässt, bei stabilen Minusgraden geerntet werden. In Meißen war es jetzt kalt genug.

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Ein Winzer der Winzergenossenschaft Meißen kippt zur Eisweinlese auf einem Weinberg der Sächsischen Winzergenossenschaft geerntete Trauben in einen Trog.
Ein Winzer der Winzergenossenschaft Meißen kippt zur Eisweinlese auf einem Weinberg der Sächsischen Winzergenossenschaft geerntete Trauben in einen Trog. © dpa

Meißen. In bitterer Kälte und nächtlicher Finsternis haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Winzergenossenschaft Meißen in der Nacht zum Dienstag gefrorene Weintrauben für die Herstellung von Eiswein gelesen. Auf dem rund 3.000 Quadratmeter großen Weinberg wurden Trauben der Sorte Cabernet Blanc geerntet, wie die Genossenschaft mitteilte - und das bei minus zehn Grad.

Ein Team von rund 40 Winzern traf sich zur Lese am Weinberg am Zscheilaer Berg. Bis zum frühen Morgen waren sie am Werk - unter anderem, weil sie zuerst schützende Netze von den Rebstöcken abnehmen mussten. Diese sollten die Trauben vor hungrigen Vögeln und diebischen Waschbären schützen. "Bei der Kälte musste man da schon aufpassen, dass einem nicht die Finger abfrieren", erzählt der Genossenschafts-Geschäftsführer Lutz Krüger.

Auch Sachsens Weinhoheiten ließen es sich nicht nehmen, bei der Ernte anzupacken. Die sächsische Weinkönigin Alona Chesnok freut sich, "bei so einem seltenen Ereignis mit dabei sein zu können".

Eine Winzerin der Winzergenossenschaft Meißen steht zur Eisweinlese mit Stirnlampen in einem Weinberg der Sächsischen Winzergenossenschaft an einer Weinrebe.
Eine Winzerin der Winzergenossenschaft Meißen steht zur Eisweinlese mit Stirnlampen in einem Weinberg der Sächsischen Winzergenossenschaft an einer Weinrebe. © dpa
Gefrorene Weintrauben liegen zur Eisweinlese auf einem Weinberg der Sächsischen Winzergenossenschaft in einem Trog.
Gefrorene Weintrauben liegen zur Eisweinlese auf einem Weinberg der Sächsischen Winzergenossenschaft in einem Trog. © dpa

700 Liter Most

Denn unter Kennern ist Eiswein eine begehrte Rarität. Um ihn zu ernten, sind Temperaturen von mindestens minus sieben Grad nötig. Im Idealfall sind die Trauben bei der Lese bereits seit mehreren Tagen gefroren. Die letzte Eisweinlese ist bereits drei Jahre her, erzählt Lutz Krüger. Und von dem damals produzierten Wein sei fast gar nichts mehr da. Auf der Website der Winzergenossenschaft Meißen lassen sich noch Fläschchen der damaligen Lese erstehen - zum Preis von 59 Euro für 0,375 Liter.

"Wir haben in den letzten beiden Jahren immer Trauben hängen lassen", erklärt Krüger weiter. Doch die Gegebenheiten für eine Eisweinlese stellten sich nicht ein. Der Frost kam nicht, oder blieb nicht lange genug, um die Trauben angemessen einzufrieren. Umso mehr freue man sich, dass es in der Nacht vom Montag zum Dienstag geklappt habe, eine Eisweinlese durchzuführen. Für Winzer birgt das Hoffen auf einen ordentlichen Frost ein erhebliches Risiko: Wird es nicht ausreichend kalt, kann dies den Verlust der Ernte bedeuten.

Die kalten Trauben wanderten vom Weinberg direkt in die Presse. 700 Liter Most konnten gewonnen werden, mit einem Mostgewicht von 186 Grad Oechsle. Das Mostgewicht kennzeichnet das Gewichtsverhältnis von einem Liter Most zu einem Liter Wasser und gibt unter anderem Aufschluss über den Zuckergehalt der gepressten Trauben. Je nach Anbaugebiet ist ein Mostgewicht von 110 bis 128 Grad Oechsle vonnöten, um das Prädikat Eiswein zu erhalten. Diese Hürde hat die Lese der Montagnacht also mit Bravour bestanden.

Bis zum Genuss des Weines müssen allerdings noch einige Monate ins Land ziehen. Der Wein muss nach der Gärung noch mehrere Monate reifen. Lutz Krüger legt diese Verantwortung in die Hände der Kellermeisterin Natalie Weich: "Wir haben mit ihr eine Expertin, die das Können und das richtige Händchen dafür hat."

Mit rund 1.500 Winzern gilt die Sächsische Winzergenossenschaft Meißen als größter Weinerzeuger im Freistaat. (SZ)