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Mitmachkunst für den Frieden

Der Bildhauer Joachim Zehme hat den Marktbrunnen in Lommatzsch zum Friedensbrunnen umgestaltet. Er will ein Zeichen setzen.

Von Jürgen Müller
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Joachim Zehme gestaltet den Lommatzscher Friedensbrunnen.
Joachim Zehme gestaltet den Lommatzscher Friedensbrunnen. © Gerhard Schlechte

Lommatzsch. "Das ist aber schön, haben das Kinder gemacht?", fragt die ältere Frau und bleibt am Marktbrunnen in Lommatzsch stehen. Ja, das haben Kinder gemacht, sagt Joachim Zehme, der Bildhauer und Schöpfer des Brunnens, der in der Silvesternacht durch Böller schwer beschädigt wurde. Zehme, der auch ein Projekt der Kinder- und Jugendbauhütte St. Egidien der evangelischen Werkschule Naundorf in Nordsachsen führt, hat zusammen mit den Kindern sowie Mädchen und Jungen aus Schulen und Kindereinrichtungen der Region Lommatzsch aus dem Marktbrunnen einen Friedensbrunnen gemacht.

Vom Balkon des Lommatzscher Rathauses grüßte jetzt die Friedenstaube.
Vom Balkon des Lommatzscher Rathauses grüßte jetzt die Friedenstaube. © Gerhard Schlechte

Er ist zufrieden: "Jetzt sieht es nicht mehr aus wie eine Baustelle, sondern wie ein Kunstwerk", sagt er und lacht. Dabei ist ihm angesichts des Krieges in der Ukraine gar nicht zum Lachen zumute. "Wir haben ein Friedenszeichen installiert, um sichtbar zu machen, dass wir um den Weltfrieden beten und bitten. Ein solches Zeichen sollte jede Stadt, jede Gemeinde setzen", sagt er.

Fantasien für den Frieden

In Lommatzsch sei man auf offene Ohren gestoßen und habe offene Türen eingerannt. Die Stadt selbst hat auch schon ein Zeichen gesetzt. Seit einiger Zeit prangt am Balkon des Rathauses die weiße Friedenstaube von Picasso. "Ich habe ja schon zu DDR-Zeiten in der Friedensbewegung mitgearbeitet. Es ist wichtig, dass wir aktiv am Frieden mitgestalten. Wir dürfen keine Angst haben, uns keine Angst machen lassen. Mit Furcht ist die Welt noch nie besser geworden", sagt er.

"Man muss an den Frieden glauben, die Situation darf sich nicht weiter aufheizen. Wir brauchen Fantasien für den Frieden, nicht Kriegsfantasien", so der Bildhauer. Es sei Zufall, aber vielleicht ein gutes Zeichen, dass der Friedensbrunnen an jenem Tag entstehe, an dem Friedensgespräche zwischen der Ukraine und Russland stattfänden. "Vielleicht gibt es ja ein Wunder", sagt er am Donnerstagmittag. Das Wunder allerdings gab es nicht, die Verhandlungen verliefen ergebnislos.

Der Brunnen sei nicht ukrainelastig, sondern solle auch an alle anderen Kriege erinnern. Derzeit gebe es rund 50 Brandherde auf der Welt, von denen aber kaum jemand Notiz nehme.

Erstmal bis Ostern soll der Friedensbrunnen stehen, fertig ist er nicht. Schüler könnten weitere Bilder für den Frieden malen und diese in den Briefkasten der Stadtverwaltung stecken. Diese Bilder würden dann laminiert und am Brunnen angebracht. "Das ist Mitmachkunst für den Frieden", sagt er.

Schaden noch höher als erwartet

Mehr als nur mitmachen will er bei der Reparatur des Marktbrunnens. Inzwischen hat ein Gutachter der Versicherung den Schaden ermittelt. Und kam auf eine weit höhere Summe als bisher. Demnach liegt der Schaden, der durch die Böller entstand, zwischen 17.000 und 18.000 Euro. Den größten Teil davon habe die Versicherung bereits gezahlt. Zusätzlich hat die Stadt ein Spendenkonto eingerichtet, auf dem schon fleißig Geld einging. Auch Erlöse aus einer Kunstauktion flossen mit ein. Dieses Geld soll nicht nur für den Brunnen, sondern auch für andere Kunstprojekte in der Stadt verwendet werden.

Die Sanierung des Brunnens könne erst beginnen, wenn es frostfrei ist. Und sie wird aufwendig. Die Schadstellen müssen mit Sandstein patiniert werden. Einige der abgesprengten Teile sind nicht mehr auffindbar oder so zerstört, dass sie nicht mehr verwendet werden können. Sie müssen nachmodelliert werden.