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Meißen macht einen riesen Rummel

Anderthalb Jahre waren die Fahrgeschäfte eingemottet. Jetzt geht es wieder rund. Gerade noch rechtzeitig.

Von Peter Anderson
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Zwei Männer, eine Leidenschaft: Der Meißner Schausteller Peter Vennedey freut sich, seinen Kollegen Felix Freiwald aus Brandenburg wieder bei einer Volgelwiese in Meißen begrüßen zu dürfen.
Zwei Männer, eine Leidenschaft: Der Meißner Schausteller Peter Vennedey freut sich, seinen Kollegen Felix Freiwald aus Brandenburg wieder bei einer Volgelwiese in Meißen begrüßen zu dürfen. ©  Claudia Hübschmann

Meißen. Da kann einem schon beim Zuschauen flau im Magen werden. Schausteller Felix Freiwald lässt auf seinem Kult-Karussell zur Probe die leeren Gondeln tanzen. In schnellem Tempo drehen sie sich um die eigene Achse. Dazu noch mal die Platte selbst. Jetzt fehlen nur noch der Bass und die Lichtanlage. Dann wäre das Rummel-Gefühl perfekt.

Freiwald gehört zu rund einem Dutzend Fahrgeschäften, die mittlerweile auf dem Meißner Festplatz unterhalb der Albrechtsburg für eine Kirmes aufgebaut sind. Urgestein Peter Vennedey rechnet zurück: Rund anderthalb Jahre mussten er und seine Kollegen aufgrund der Pandemie pausieren. "Es war höchste Zeit, dass es wieder losgeht", sagt er. In Chemnitz habe es sehr zufriedene Rückmeldungen gegeben, so der Meißner. Eltern seien froh gewesen, ihren Kindern wieder Abwechslung bieten zu können.

Neben dem Breakdancer hat Felix Freiwald aus Herzberg im Elbe-Elster-Kreis noch ein Kinderkarussell mitgebracht. Er und seine Familie gehören zu den Stammgästen bei Vogelwiesen in der Porzellanstadt. Nach der zehnten Klasse stieg der Junior in das Geschäft ein. Heute hier – morgen dort. Kaum schon da, wieder fort. Wer sich einmal an das fahrende Leben gewöhnt hat, wird nicht so schnell sesshaft.

Trotz aller Leidenschaft für den außergewöhnlichen Beruf: Die vergangenen Monate haben ihn und seine Kollegen auf eine harte Probe gestellt. "Vor ein paar Jahren mussten wir noch mal einen ziemlich hohen Kredit aufnehmen", sagt der Brandenburger. Die Technik der Fahrgeschäfte sollte immer auf dem neusten Stand sein. Da darf sich keine Schraube lockern. Regelmäßig kommen die Prüfer vom TÜV. All das kostet Geld. Die Bank musste trotz fehlender Einnahmen während des Lockdowns bedient werden, ebenso die Versicherung. Hilfen des Bundes ersetzten zumindest einen Teil des ausbleibenden Umsatzes. Sonst hätte es düster ausgesehen.

Regelmäßige Arbeitszeiten nicht wieder missen

Freiwald und viele Mitstreiter haben sich einen Job zum Beispiel auf dem Bau gesucht, um die Saure-Gurken-Zeit zu überbrücken. Mancher Helfer hat allerdings Gefallen an den regelmäßigen Arbeitszeiten gefunden und kehrte nicht wieder auf den Rummel zurück. Auch einige sonst zuverlässige Mitarbeiter aus Rumänien seien noch nicht eingetroffen, sagt Felix Freiwald.

Kritisch sehen die Schausteller die zögerliche Haltung der Behörden beim Wiedereinstieg in das Kirmesgeschäft. Sie verweisen darauf, dass große Vergnügungsparks wie Belantis sehr schnell ihre Tore öffnen durften. "Rummel findet immer an der frischen Luft statt", sagt der Unternehmer aus dem Süden Brandenburgs. Das Ansteckungsrisiko sei dementsprechend gering, zumal bei den geringen Inzidenzwerten im Landkreis Meißen.

An der Losbude neben der Achterbahn arrangiert der Betreiber unterdessen die Preise. Wo kommt das rosa Plüsch-Einhorn am besten zur Geltung? Von Donnerstag bis Sonntag können die Besucher ab 14 Uhr ihr Glück versuchen. Vennedey grüßt freundlich hinüber. Der Meißner kennt hier alle mit Vornamen, oftmals hat er sie noch im Kinderwagen erlebt. Die Vogelwiese an der Elbe ist für den Routinier ein erster Hoffnungsschimmer. Offen bleibe jedoch, wie es weitergeht. Kann das Meißner Weinfest Anfang Oktober 2021 als ein Volksfest stattfinden, so wie es bekannt und beliebt ist? Wie fällt in diesem Jahr die Meißner Weihnacht aus? Dürfen sich Menschen zwischen den Buden drängen und bei den Kräppelchen anstellen? Viele Fragen überschatten die Zukunft der Schausteller.