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Ein Weihnachtswunder in der Hebelei

Der Elbetierpark in Diera-Zehren stand mal wieder kurz vor der Schließung. Wie er gerettet wurde. Vorerst.

Von Jürgen Müller
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Tierparkchef Sven Näther kann sich freuen. Dank vieler Spenden kann er den Tierpark vorerst weiter offenhalten. Auch über die Weihnachtsfeiertage ist geöffnet.
Tierparkchef Sven Näther kann sich freuen. Dank vieler Spenden kann er den Tierpark vorerst weiter offenhalten. Auch über die Weihnachtsfeiertage ist geöffnet. © privat

Diera-Zehren. Sven Näther, der private Betreiber des Elbetierparks Hebelei, glaubt nicht an Wunder. Dabei ist es schon ein kleines Wunder, dass der Tierpark so lange besteht. Seit Jahren hat er größte finanzielle Probleme, nachdem sich die Gemeinde Diera-Zehren aus finanziellen Gründen der Einrichtung entledigte und diese privatisierte. Dass es nahezu unmöglich ist, einen Tierpark auf dem Dorf wirtschaftlich privat zu betreiben, das zeigt sich immer wieder.

Und so hangelte sich Näther von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr durch. Ohne Spenden hätte er die Einrichtung längst schließen müssen. Doch in den vergangenen zwei Jahren war es besonders prekär. Rasant steigende Kosten für Energie, Kraftstoffe, Mindestlohn, Futter, Tierärzte belasteten das Budget über Gebühr. Hinzu kam die Inflation, welche die Bürger zwang, das Geld zusammenzuhalten. Und da steht ein Tierparkbesuch ganz oben auf der Streichliste. So schlimm wie in diesem Jahr war es aber noch nie, sagte Näther schon im Spätsommer. Er bangte darum, dass er den Tierpark dichtmachen muss. Mal wieder.

Es drohte die Schließung

Doch jetzt die gute Nachricht. Der Elbetierpark Hebelei ist immer noch geöffnet und wird es auch zu Weihnachten und über den Jahreswechsel sein. Doch wie kam es zur Kehrtwende? "Dass der Tierpark überhaupt die Monate November und Dezember überleben konnte, ist schon ein echtes Weihnachtswunder, nachdem sich das Team durch das Jahr 2023 wirtschaftlich durchgehangelt hat, der Weiterbetrieb am seidenen Faden hing und die Schließung des Parks befürchtet werden musste", sagt Sven Näther.

Möglich wurde dieses Weihnachtswunder - man ahnt es schon - erneut durch Spenden. Bereits Ende Oktober wurde eine Spendentonne mit der Aktion "280 Tierfreunde gesucht" aufgestellt. "Der Elbetierpark Hebelei braucht im Winter mindestens 25 Euro Futterkosten am Tag. Wenn 280 Tierfreunde einen solchen Betrag in die Spendentonne legen, wäre die Futterversorgung der Tiere für den Winter gerettet", rechnet der Betreiber vor.

Doch obwohl das Jahr schon fortgeschritten war und die Situation immer brenzliger wurde, wollte dieser Aufruf nicht richtig an Fahrt gewinnen. Erst als die Aktion am 17. November auf Facebook vorgestellt wurde, platzte der Knoten. "Wie in Falladas Weihnachtsgeschichte, wie die Protagonisten Friedrich, Franz, Alwert und Frieda, machten sich viele Tierfreunde auf den Weg, um zu helfen", so Sven Näther.

Helden in der wirklichen Welt

Einer dieser "Heldinnen in der wirklichen Welt", wie sie Näther nennt, heißt Melli Reiche vom Tierschutz Oberlausitz/Dreiländereck, die mit Freunden und ihrem Netzwerk viele Futterspenden für die Katzen, Vögel und Kleintiere organisieren konnte und in den Elbetierpark Hebelei brachte. "Auch Mareen Schreiber besorgte über 1.500 Kilogramm Trockenfutter für Schweine, Geflügel, Ziegen, Schafe und hat sogar an die Mitarbeiter und Helfer des Tierparks gedacht und einen selbst gebackenen Quarkstollen zur Stärkung mitgebracht", sagt er.

Auch verschiedene Firmen helfen dem Elbetierpark als Sponsor und Pate, so zum Beispiel nun schon über viele Jahre die Apart Küchen GmbH und Co. KG aus Riesa.

Zudem hatten Schüler vom Christlichen Gymnasium "Rudolf Stempel" aus Riesa bei einem Aktionstag Geld für einen guten Zweck gesammelt und dem Tierpark übergeben. Mit dieser und zahlreichen weiteren Geldspenden, die auf dem Tierparkkonto eingingen, konnte jetzt Heu gekauft werden, welches bis maximal Mitte Januar reiche.

"Der minimale Tierparkbetrieb ist bis dahin erst mal gesichert. Wir möchten alle Akteure bitten, uns weiterhin zu helfen und andere dazu anzuregen, denn der Winter ist noch lang. Allen Spendern, Helfern, Paten und Sponsoren gilt unser herzliches Dankeschön - ihr seid spitze", so der Betreiber.

Lütte Weihnacht für die Tiere

Doch er verlässt sich nicht nur auf Spender, sondern ist selbst aktiv. Große Hoffnungen setzt Sven Näther nun auf die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel. Der Tierpark ist auch in dieser Zeit täglich von 10 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet, vom 25. bis 30. Dezember gibt es wieder Weihnachten in der Hebelei. Die Weihnachtstage, Silvester und Neujahr sind für Sven Näther und seine Mitarbeiter wie in jedem Jahr ganz normale Arbeitstage.

"Wer am Heiligen Abend in der Tradition der Lüttenweihnacht, wie sie auch in einer Geschichte von Hans Fallada beschrieben wird, den Tieren Futterspenden bringen möchte, kann dies gerne mit seinen Kindern machen und nach Absprache mit den Tierpflegern auch die Gaben den Tieren direkt bringen", sagt Näther.

Wie der Name schon sage, geht es bei der kleinen Weihnacht nicht um die Menschen, sondern stünden die Tiere in Wald, Flur und im heimischen Stall im Mittelpunkt. Sie sollen auch Anteil an den guten Gaben haben. Einem alten Aberglauben nach sollen die Tiere in der Heiligen Nacht sogar sprechen können, sagt er.

In der Weihnachtsgeschichte spielten Stall, Ochse und Esel eine zentrale Rolle. Das Jesuskind habe seine ersten Tage in einer Krippe verbracht, in der normalerweise Heu und Hafer für die Nutztiere bereitgestellt werden. Noch heute gehören Ochse und Esel zu jedem Krippen-Ensemble, das zur Weihnachtszeit viele Wohnzimmer schmückt.

Verlängerung von Patenschaften oder Geldspenden für den Elbetierpark unter IBAN: DE04 8505 5000 3100 0050 65, BIC: SOLADES1MEI bei der Sparkasse Meißen.
Verwendungszweck: Hilfe für den Tierpark