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Die Altstadtbrücke mit dem Rad: Es ist kompliziert

Der Arbeitskreis Radverkehr beschäftigt sich aktuell wieder mit der Radwegführung zwischen Bahnhof und Altstadt. Auch die Großenhainer ist Thema.

Von Andre Schramm
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Eine Radfahrerin nutzt die Altstadtbrücke auf der falschen Seite. Sie ist nicht die Einzige.
Eine Radfahrerin nutzt die Altstadtbrücke auf der falschen Seite. Sie ist nicht die Einzige. © Norbert Millauer

Meißen. Radwegeplanung an Bestandsstraßen ist alles andere als einfach. Das weiß jeder, der einmal im Arbeitskreis Radverkehr zu Gast war. Jede Entscheidung, die man zugunsten der Radler fällt, hat Konsequenzen für andere Verkehrsteilnehmer. Wobei "fällen" eigentlich nicht stimmt. Es geht um Vorschläge und Empfehlungen, die hier entwickelt werden und dann den nachfolgenden Gremien, u.a. Stadtentwicklungsausschuss, zur Entscheidung vorgelegt werden.

Häufig gibt es nicht die Ideallösung, sondern einen Kompromiss. Im besten Fall einen, der die Sicherheit der Radfahrer erhöht und diese Art der Fortbewegung etwas komfortabler, vielleicht auch schneller macht. "Ideal wäre natürlich ein eigener, separater Radweg. Das ist aber illusorisch", sagt Dorothee Finzel, die zusammen mit Stadtrat Heiko Schulze dem Arbeitskreis vorsitzt.

Ein einfaches Beispiel: Wenn Radtouristen auf dem rechtselbischen Radweg hinüber in die Altstadt wollen, dann fahren sie in der Regel erst über das holprige Pflaster des Parkplatzes und anschließend den Elbberg hinauf. An dieser Stelle gibt es ein Problem: die gut frequentierte Bahnhofstraße. "Theoretisch müssten sie auf die andere Straßenseite und dort den gemeinsamen Rad- und Gehweg nutzen", sagt Dorothee Finzel.

Die Lösung klingt plausibel: Eine Querungshilfe gleich neben der Einmündung Elbberg. Damit würde man die Linksabbiegerspur Richtung Elbeparkplatz auf der Staatsstraße einbüßen. Autofahrer müssten fortan die Plangasse als Parkplatzzufahrt nutzen. Keine gute Idee. Also bleibt zunächst alles wie es ist. Die Radler fahren über den Gehweg auf ihrer Ankunftsseite rechtswidrig Richtung Altstadt. Auch keine gute Idee.

Seit 2018 wurde das Thema "Radverkehr Bahnhofstraße / Altstadtbrücke" schon mehrmals im Arbeitskreis behandelt. Inzwischen drängt die Zeit. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV) will schon länger die Bahnhofstraße grundhaft sanieren. Weil nach wie vor unklar ist, wie der Radverkehr an der Stelle vernünftig geregelt werden soll, wurde das Vorhaben aufgeschoben – bis 2024, spätestens 2025.

Vom Bahnhof zur Altstadt

Die gegenwärtige Situation ist alles andere als zufriedenstellend, sofern man sich an die StVO halten will. Auf der Dresdner Straße Richtung Altstadt gibt es auf der Fahrbahn noch einen, wenn auch schon sehr verblassten Radfahrstreifen. Nach der Ampel ist davon nichts mehr übrig, man muss auf der Straße bleiben, und zwar bis Höhe Elbberg. Erst hier ist die gemeinsame Nutzung "Rad- und Gehweg" ausgeschildert. Es folgt ein Abstecher in die Zscheilaer Straße und geht dann weiter über die Altstadtbrücke. Im weiteren Verlauf durchkreuzt man noch den Wartebereich der Bushaltestelle. "Für diesen Abschnitt gibt es mehrere Ideen", erzählt Finzel weiter. Sie betonte, dass es sich tatsächlich nur um Ideen handle.

"Sie reichen von einem Fahrradschutzstreifen über die ganze Strecke bis hin zu einer zweigeteilten Variante: einem Schutzstreifen bis zur Einmündung Zscheilaer Straße und anschließender Weiterleitung auf den Geh- und Radweg", so Finzel. Dazu müsste eine Rampe errichtet werden, um den Höhenunterschied zwischen Fahrbahn und Geh- bzw. Radweg zu überwinden. Die Idee eines gemeinsamen, durchgehenden Geh- und Radweges wurde auch besprochen. Das käme dann allerdings dem gegenwärtigen Zustand ziemlich nahe.

In die Gegenrichtung

In der Gegenrichtung ist die Radwegeführung folgende: Im Kurvenbereich der Auffahrt zur Altstadtbrücke steht gegenwärtig das Verkehrszeichen für den gemeinsamen Geh- und Radweg. Heißt: Ortsunkundige, die aus der Elbstraße kommen und mit dem Rad Richtung Bahnhof bzw. rechtselbischen Elberadweg wollen, könnten das Schild möglicherweise übersehen, und die Straße nutzen. Stichwort: Radwegbenutzungspflicht.

"Bis zur Einmündung Elbberg könnte der gemeinsame Geh- und Radweg bleiben", sagt Finzel. Danach sei die Frage, ob man die Radfahrer auf dem Fußweg lasse oder ab Elbberg einen Radfahrstreifen anlege. Option Nummer eins ist problematisch, aufgrund der unübersichtlichen Engstelle an der Rechtsanwaltskanzlei. Bei der Variante mit dem Radfahrstreifen müssten Fahrradfahrer, die auf die Großenhainer Straße wollten, rechtzeitig ausscheren. "Keine praktikable Lösung wurde bisher für Fahrradfahrer gefunden, die von der Altstadt aus in die Zscheilaer Straße möchten", sagt Finzel.

Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr arbeitet gegenwärtig an einer Machbarkeitsstudie, die voraussichtlich im Mai fertig sein soll. Das Papier kommt dann zur weiteren Beratung in den Arbeitskreis. Die Radwegeführung auf der Großenhainer Straße ist gegenwärtig ebenfalls Thema. Hier gibt es Überlegungen, die größtenteils in Richtung Fahrradschutzstreifen laufen. Auch diese Straße soll saniert werden.

"Es ist gut, dass das LASuV uns so eng in die Beratungen einbezieht. Das ist keine Selbstverständlichkeit", sagt Uwe Reichel, der ebenfalls im Arbeitskreis sitzt. In den kommenden Tagen werden die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklimatests veröffentlicht. Die Stadt Meißen landete in der Befragung in den vergangenen Jahren eher auf den hinteren Plätzen.