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Thomas de Maizière wird 70: Der Mann war ein Glück für den Landkreis Meißen

Der ehemalige Bundesminister kennt die lokale Lage im Kreis Meißen bis ins Detail. Das Soldatische hat er von seinem Vater geerbt.

Von Ulf Mallek
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Wird am Sonntag 70 Jahre alt: Thomas de Maizière.  Zwölf Jahre lang war er gewählter Bundestags-Direktkandidat der CDU für den Wahlkreis Meißen.
Wird am Sonntag 70 Jahre alt: Thomas de Maizière. Zwölf Jahre lang war er gewählter Bundestags-Direktkandidat der CDU für den Wahlkreis Meißen. © epd

Rund 800 Mitarbeiter drängten sich in die Kantine des Bundesinnenministeriums, um ihren Chef zu verabschieden. Manche sollen sogar Tränen in den Augen gehabt haben. Das war im März 2018. Wenn es ein Synonym für dauerhafte Treue und Freundschaft - trotz Streits und gegensätzlicher Meinungen - geben würde, es sollte Thomas de Maizière heißen.

Das trifft vor allem auf dessen Beziehung zu Angela Merkel zu. Sehr fein ist die damalige Bundeskanzlerin nicht mit ihrem Innenminister umgegangen. Sie hat ihn kurzerhand politisch geopfert, aus Gründen der Staatsräson. CSU-Chef Seehofer wollte nach der Wahl 2017 unbedingt Innenminister werden, um des lieben Parteifriedens willen wurde er es auch. Und de Maizière musste gehen. Das erfuhr er aus den Medien. Später, bei einem gemeinsamen Mittagessen, hat sie ihm ihre Zwänge erklärt. De Maizière verzieh. Vielleicht passt der Name de Maizière auch ganz gut als Synonym für Parteisoldat.

Das Soldatische wird er von seinem Vater geerbt haben. Ulrich de Maizière diente in Reichswehr, Wehrmacht und Bundeswehr. Zuletzt als Generalinspekteur der Bundeswehr. Sein Sohn brachte es noch einen Schritt weiter, er wurde Verteidigungsminister. Mit recht viel Ärger an der Backe.

Ein kleines Fest in Berlin

Den Bewohnern des Landkreises Meißen ist de Maizière vor allem seit 2009 bekannt. Er trat auf Platz 1 der Landesliste Sachsen für die Bundestagswahl an und bewarb sich um ein Direktmandat im Wahlkreis 155 Meißen, was er auch mit 45,2 Prozent der Stimmen erhielt. 2013 konnte er seinen Stimmenanteil sogar noch ausbauen, 2017 schaffte er es nur noch knapp. Danach trat er nicht mehr an und die CDU verlor das Mandat an die AfD. Seine Nachfolgerin Barbara Benkstein fiel öffentlich mehr durch Streit mit ihrem AfD-Kreisverband wegen verweigerter Rückzahlung des Wahlkampfkredits auf als durch inhaltliche Arbeit.

De Maizière ist da anders. Ein Aktenfresser, sagt man. Ein Arbeitstier. Trotz seines Ministerjobs kam er fast jeden Freitag und oft auch noch Montag in seinen Landkreis Meißen. Er erkundigte sich in den Elblandkliniken, wie es um Corona steht. Er ging ins Riesaer Stahlwerk, zu Wacker oder zu den Bauern von Großenhain. Er war bei der Feuerwehr, den Notfallseelsorgern, der Manufaktur und auf Dorffesten. Er war überall und kannte die lokale Lage bis ins Detail. Oft half er bei Finanzierungen, scheute sich nicht, seine ministerielle Autorität einzusetzen. Der Mann war ein Glücksfall für den Landkreis Meißen.

Am Sonntag wird Thomas de Maizière 70 Jahre alt. Eine große Geburtstagsparty gibt es nicht. Er wird nämlich gar nicht zu Hause in Dresden sein, sondern in Berlin. Dort will er ein kleines Fest veranstalten, teilte er Sächsische.de mit. Das ist praktisch, denn am Montag ist der Trauerstaatsakt für Wolfgang Schäuble im Bundestag. Da will de Maizière unbedingt dabei sein. Und das ist wieder mal typisch.

Zum 70. von Thomas de Maizière

Die Konrad-Adenauer-Stiftung Berlin lädt für den 30. Januar zu einem Symposium zum 70. Geburtstag von Thomas de Maizière ein. Es geht um Innovation und Rechtsprechung. Die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zu Ehe und Familie, Grundeinkommen, Klimawandel und jüngst zur Schuldenbremse werfen ein Licht darauf. Es geht um die Frage, warum tiefgreifende Innovationen politisch derart schwerfallen.