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Käbschütztal als großer Solarpark

In der Gemeinde sollen auf 136 Hektar Solarmodule installiert werden. Mit dem Strom könnten 42.400 Haushalte versorgt werden. Doch es regt sich Widerstand.

Von Jürgen Müller
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Auf drei landwirtschaftlich genutzten Flächen mit insgesamt 136 Hektar sollen in der Gemeinde Käbschütztal Solaranlagen aufgestellt werden.
Auf drei landwirtschaftlich genutzten Flächen mit insgesamt 136 Hektar sollen in der Gemeinde Käbschütztal Solaranlagen aufgestellt werden. © Greentech

Käbschütztal. Die Hamburger Firma Greentech plant derzeit auf dem Gebiet der Gemeinde Käbschütztal Fotovoltaikanlagen auf einer Fläche von insgesamt 136 Hektar. Die Anlagen sollen eine Leistung von bis zu 149 Megawatt erreichen. Nötig sind etwa elf Kilometer Kabeltrasse bis zum Umspannwerk. Die Kabel- und Trassenführung soll vorwiegend über Gemeindeflächen und -wege gehen.

Es ist geplant, drei Flächen mit Solarmodulen zu bebauen. Im Gebiet zwischen Großkagen und Kleinkagen sind das 87,5 Hektar, zwischen Käbschütztal im Osten und Leutewitz im Westen eine 21,5 Hektar große Fläche und im Bereich Pröda weitere 27 Hektar.

"Es handelt sich bei den Flächen um einen momentanen Planungsstand und um Gebiete, die aus unserer Sicht potenziell beplanbar sind. Welche Flächen letztendlich bebaut werden, wird sich im kommenden Bauleitplanverfahren zeigen", sagt Projektentwicklerin Leone Werner von Greentech. Die Firma entwickelt, plant und betreut seit 2009 europaweit Fotovoltaikanlagen. Stammsitz ist Hamburg, Niederlassungen gibt es in Leipzig, Milton Keynes (Großbritannien), Mailand und Athen.

Der so erzeugte Strom würde ausreichen, um 42.400 Haushalte ein Jahr lang mit Elektroenergie zu versorgen, rechnet die Firma vor. Strom aus derartigen Projekten sei subventionsfrei und führe damit nicht zu einer steigenden EEG-Umlage für Endverbraucher, so die Firma.

Beste Böden und Rotmilane

Widerstand in der Gemeinde gegen die Pläne regt sich jetzt schon. "Es ist für uns unverständlich, Flächen dieser Größenordnungen der landwirtschaftlichen Nutzung zu entziehen, da die Bodenwerte in der Lommatzscher Pflege im bundesweiten Vergleich Spitzenwerte erzielen", sagt Norbert L. Heidt aus Großkagen.

Im Bereich der geplanten Anlagen, insbesondere über Großkagen, brüteten mehrere Paare von Rotmilanen, die auf Freiflächen angewiesen seien und deren Jagdgebiet beeinträchtigt werde. Nicht zuletzt werde der Wohn- und Lebenswert beeinträchtigt, argumentiert er.

Er hat inzwischen eine Petition gegen den Aufbau des Solarparks verfasst. "Es ist für uns nicht erklärbar, dass die Erzeugung einer derartigen Menge an Strom in unserer Region erforderlich ist. Ein Solarpark muss nach 20 bis 25 Jahren rückgebaut werden, was mit immensen Kosten für die Aufbereitung und Sondermüllentsorgung verbunden ist. Wir möchten nicht, dass sich einzelne wenige Personen auf Kosten der Umwelt, der Landwirtschaft und der hier lebenden Menschen bereichern", so Heidt.

"Wir fragen uns, welche Großstädte, Großbetriebe oder sonstige Stromverbraucher hier in unserer Region diese Mengen an Strom benötigen könnten? Oder ist es so, dass Strom für weiter entfernt liegende Industriestandorte, möglicherweise in Bayern, bei uns erzeugt werden soll, weil in den betreffenden Gebieten keine Genehmigungen für Solarparks erteilt werden oder sich Landbesitzer trotz wesentlich schlechterer Bodenwerte dagegen wehren?", sagt er.

Ein Solarpark mit seinen Paneelen habe irgendwann ein Lebensende. Bereits nach heutiger Einschätzung müssten dann enorme Mengen an Solarpaneelen einer teuren Verwertung und bestimmte Teile davon auch einer Sondermüllentsorgung zugeführt werden. Wer werde sich in 20 oder 25 Jahren dafür verantwortlich fühlen?, fragt Norbert L. Heidt.

Greentech hat darauf Antworten. Teil der Baugenehmigung sei die Hinterlegung einer Rückbaubürgschaft bei Gemeinde, Kreis oder Landeigentümer. Die Rückgabe und Sammlung der Module werde durch das Elektro- und Elektronikgerätegesetz unentgeltlich geregelt. Die Unterkonstruktion würde aufgrund der hohen Wertigkeit von verzinktem Stahl und Aluminium recycelt, ebenso wie Transformatoren und Leitungen wegen des hohen Aluminium- und Kupfergehalts. Restwerte von Hauptmaterialien wie Stahl, Kupfer und Aluminium seien bei sachgemäßer Demontage höher, als die Rückbaukosten der Anlage, hießt es.

Bürger wollen mitbestimmen

Doch die Bürger haben weitere Fragen. Deshalb gibt es am Dienstag, dem 7. Dezember, ab 19.30 Uhr eine Informationsveranstaltung. Diese findet allerdings wegen Corona nur online statt. Auch das kritisiert Heidt: "Wie die Menschen ohne Smartphone, Computer, Internet an der digitalen Infoveranstaltung teilnehmen sollen, wurde uns von der Firma Greentech recht lapidar mitgeteilt, dass man erwartet, dass heutzutage der größte Teil der Bürger Zugang zu solcher Technik hat. In Zeiten von Corona wird also von vornherein ein Teil der Bürger ausgeschlossen."

Er will mit seinen Mitstreitern am Wochenende des 3. Advents die Bürger der betroffenen Dörfer mit Listen aufsuchen und um Unterschrift für die Petition bitten. Diese soll Bürgermeister und Gemeinderat vor der Abstimmung in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 14. Dezember übergeben werden. "Wir wollen dabei die Gemeindevertreter auffordern, im Sinne der betroffenen Dörfer zu entscheiden. Es geht hier nicht um einen simplen Bebauungsplan, nicht nur um eventuelle Steuern und Einnahmen für die Gemeinde, nicht nur um die Bereicherung Einzelner. Es geht hier um Umweltschutz, um Flächen- und Artenerhalt, um unser Lebensumfeld und um unser Recht der Mitbestimmung", so der Großkagener.

Anmeldungen für die Teilnahme an der Bürgerinformation zum Solarpark Käbschütztal unter [email protected]