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So haben sich die Mietpreise im Elbland entwickelt

Ein Zehn-Jahres-Rückblick verdeutlicht, wie drastisch die Mieten im Landkreis Meißen wirklich gestiegen sind. Wann hat die Entwicklung ihren Höhepunkt erreicht?

Von Marvin Graewert
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Im ganzen Landkreis steigen die Mieten – in Radebeul ganz besonders. Für 100-Quadratmeter-Wohnungen wurde ein Anstieg von fast 80 Prozent in den vergangenen zehn Jahren ausgewertet.
Im ganzen Landkreis steigen die Mieten – in Radebeul ganz besonders. Für 100-Quadratmeter-Wohnungen wurde ein Anstieg von fast 80 Prozent in den vergangenen zehn Jahren ausgewertet. © Arvid Müller

Kreis Meißen. Vor zehn Jahren standen selbst in Radebeul die Chancen nicht schlecht, eine 100-Quadratmeter-Wohnung für etwas mehr als fünf Euro pro Quadratmeter anzumieten. Daraus wird längst nichts mehr. Nach einer Auswertung des Immobilienportals Wohnungsbörse.net verzeichneten Wohnungen dieser Größe bei der Kaltmiete einen Preisanstieg von etwa 78 Prozent. Der durchschnittliche Neuvermietungspreis für eine Wohnung dieser Größe liege in Radebeul mittlerweile bei fast zehn Euro.

Es ist das Ergebnis einer stetigen Preissteigerung. Abgesehen von wenigen Ausnahmen stiegen die Radebeuler Neuvermietungsmieten jährlich um bis zu 14 Prozent an. In Riesa schwankte der durchschnittliche Mietpreis – startete bei 4,44 Euro und ist seither um etwa 20 Prozent auf 5,29 Euro angestiegen.

Sprich: Die Mietpreise in Riesa haben noch nicht einmal das Niveau erreicht, wie in Radebeul vor zehn Jahren. In Großenhain zeichnete sich eine ähnliche Entwicklung ab. 2011 lagen die Neuvermietungsmieten laut Wohnungsbörse.net für 100 Quadratmeter-Mietwohnungen 15 Cent über denen in Riesa – heute sind es 35 Cent.

Abgesehen von Radebeul sind die Mieten im Kreis zumindest weniger stark als im sachsenweiten Vergleich angestiegen – eine Rechnung, die allerdings nur aufgeht, weil die Mieten in Dresden und Leipzig explodiert sind: Im Freistaat stieg die durchschnittliche Kaltmiete für Wohnungen mit mehr als 100 Quadratmetern um mehr als 60 Prozent. Zum Vergleich: In Meißen sind die Kosten von 2011 bis 2021 um etwas mehr als 45 Prozent angestiegen. Aus 4,75 Euro pro durchschnittlichem Quadratmeter wurden 6,91 Euro. Laut Wohnungsbörse.net schwanken auch in Meißen die Mietpreise, im vergangenen Jahr war ein deutlicher Anstieg von über 18 Prozent erkennbar.

Ende der Mietsteigerung nicht absehbar

Aufgrund von unterschiedlicher Ausstattung und Lage dient die Auswertung von Wohnungsbörse.net nur als Anhaltspunkt. Allerdings bestätigen die Zahlen – trotz aller regionalen Unterschiede – einen Trend, der mit Auswertung des Onlineportals Immowelt übereinstimmt. Dort wurde die Preisentwicklung von 14 deutschen Städten der vergangenen zehn Jahre untersucht.

Bei kleineren Wohnungen, wo die Mietpreise von je her etwas höher sind, war der Preissprung der vergangenen zehn Jahre nicht so gewaltig, ist aber trotzdem im Vergleich zum Rest des Landkreises mit fast 13 Prozent am höchsten. In Meißen sind die Neuvermietungsmieten von sechs Euro um acht Prozent auf 6,50 Euro angestiegen, in Riesa war der Anstieg von 5,10 auf 5,70 Euro erkennbar. In Großenhain stiegen die Mietpreise von durchschnittlich 5 auf 5,50 Euro. Ein Anstieg von etwas mehr als neun Prozent.

Gleiches Bild bei einer ähnlichen Auswertung von Immoscout24: Ein Ende der Mietsteigerungen sei demnach nicht abzusehen, aber eine Abschwächung erkennbar. In den ersten drei Monaten 2022 legten die Mieten laut dem Wohnbarometer des Onlineportals deutschlandweit um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu – vom Platzen einer Blase am Immobilienmarkt ist bislang nichts bemerkbar.

Und auch Investoren und Privatpersonen zeigen sich davon unbeeindruckt: 2020 – mitten in der Pandemie – wurden laut dem Statistischen Landesamt so viele Baugenehmigungen erteilt wie seit 20 Jahren nicht mehr. Und die Entwicklung hält an, allein im März 2022 wurden im Landkreis Meißen 63 Baugenehmigungen erteilt.

Heizkosten verschärfen Entwicklung

Weg von der Kalt- hin zur Warmmiete zeichnet sich ein noch drastischeres Bild: Die durchschnittliche Warmmiete bei Neuvermietungen in Deutschland ist in den ersten drei Monaten des Jahres bereits um 1,8 Prozent teurer geworden als Ende des vergangenen Jahres. Allerdings hat der den Gaspreis massiv nach oben treibende russische Angriff auf die Ukraine erst Ende des Quartals stattgefunden: "Preistreiber für Miethaushalte in den letzten Monaten sind weniger die Entwicklung der Kaltmieten als vielmehr die enorm gestiegenen Energiekosten", identifiziert Thomas Schroeter, Geschäftsführer von Immoscout24.

Trotz der höheren Preise nahm die Wohnfläche pro Kopf in Sachsen laut Statistischem Bundesamt im gleichen Zeitraum weiter zu: Von 42,8 Quadratmeter im Jahr 2011 auf 44,6 Quadratmeter im Jahr 2020. Eine Erklärung dafür ist die zunehmende Anzahl an Single-Haushalten in Deutschland, die im Schnitt 22 Quadratmeter mehr Fläche pro Person bewohnen als Zwei-Personen-Haushalte, wie aus dem Mikrozensus zuletzt hervorging. Außerdem sitzen alleinstehende Senioren durchschnittlich in einer 100 Quadratmeter-Eigentumswohnung – die nach dem Auszug der Kinder oder dem Tod des Partners eigentlich zu groß sind.