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Rothenburg bietet Zerstörern Paroli

Mit dem Beitritt in ein kommunales Netzwerk ist der erste Schritt gemacht. Das hilft auch dem demolierten Stadtpark. Görlitz und Niesky sind schon etwas weiter.

Von Steffen Gerhardt
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Wilmut Luban inspizierte vor elf Monaten die Schäden im Stadtpark Rothenburg. In reinem Vandalismus wurden Wegrandsteine ausgehebelt, Lampen umgestoßen und Scheiben eingeworfen.
Wilmut Luban inspizierte vor elf Monaten die Schäden im Stadtpark Rothenburg. In reinem Vandalismus wurden Wegrandsteine ausgehebelt, Lampen umgestoßen und Scheiben eingeworfen. ©  SZ-Archiv/André Schulze

Es ist elf Monate her, als am letzten Februarwochenende im Rothenburger Stadtpark ein Zerstörungsmob wütete. Es war nicht das erste Mal, dass in dem denkmalgeschützten Park Chaoten ihr Unwesen trieben. Aber in diesem Ausmaß hatten es die Rothenburger bisher nicht erlebt.

Entlang des Weges waren schwere Begrenzungssteine herausgerissen worden, ebenso drei Bänke aus ihren Verankerungen. Davon fand sich eine im Springbrunnen wieder. Eine vor der Freitanzdiele stehende Laterne wurde kaputtgetreten. Eine Holz-Konstruktion, die bei Veranstaltungen als Bar genutzt wird, ist komplett zerstört worden. Dazu gingen auch einige Scheiben zu Bruch. Das erzählte Wilmut Luban der SZ, nachdem er tags darauf die Schäden in dem Park bei einem Spaziergang entdeckte. Wie andere Rothenburger kümmert er sich seit Jahren um den Erhalt von Rothenburgs grüner Lunge.

Rothenburgs neuer Bürgermeister Philipp Eichler möchte so einen Auswuchs an Zerstörungswut in seiner Stadt nicht noch einmal erleben. Er war damals als Bürger und Stadtrat selbst vor Ort und hat das Ausmaß der Schäden gesehen. Als Bürgermeister hat er Großes mit dem Park vor. Nach Jahren des Siechtums soll dieser, vor allem als Kulturstätte in früheren Jahrzehnten genutzte Park, wieder als solche aufleben. Dazu will die Stadt rund 89.000 Euro ausgeben, um nicht nur die Sitze an der Freilichtbühne zu erneuern, sondern auch für moderne Veranstaltungstechnik - einschließlich Beleuchtung - zu sorgen.

Brennpunkt Spielplätze

Diese Werte sollen nicht Opfer blinder Zerstörungswut sein. Aber es geht nicht allein um den Park. Auch in der Stadt müssen die Bauhofmitarbeiter immer wieder ausrücken, um Schäden und Müll zu beseitigen. "Das konzentriert sich vor allem auf die Spielplätze in der Stadt", berichtete Philipp Eichler nicht nur Sachsens Innenminister Armin Schuster, sondern auch dem Präsidenten der Polizeidirektion Görlitz, Manfred Weißbach, als sie jetzt eine gemeinsame Vereinbarung unterschrieben.

Mit der Vereinbarung tritt die Kleinstadt als 44. Partner der Allianz Sichere Sächsische Kommunen (ASSKomm) bei. In diesem Zusammenschluss geht es nicht nur darum, das Entstehen von Vandalismus rechtzeitig zu erkennen und dem entgegenzuwirken, sondern auch um Gewalt, Sucht, Vermüllung, Verwahrlosung und Kriminalität in all ihren Facetten. Geführt wird die ASSKomm vom Landespräventionsrat. Ihr Geschäftsführer Sven Forkert bezeichnet dessen Aufgabe als "Sozialen Brandschutz".

Koordinierungsstellen in Görlitz und Niesky

Die Mitgliedskommunen sind angehalten, einen kommunalen Präventionsrat mit ihren Akteuren zu gründen. Die Stadt Görlitz ist als Modellkommune seit 1. Juli 2020 in der Allianz. Sie will das Gremium am 9. Februar ins Leben rufen. Seit Dezember hat die Stadt eine Koordinierungsstelle für kommunale Prävention. Die Stadt Niesky ist diesem Netzwerk im Juli vergangenen Jahres beigetreten. Oberbürgermeisterin Kathrin Uhlemann sieht in einem engen Zusammenspiel von Stadt, Landespräventionsrat und der Polizeidirektion den "Schlüssel für ein sicheres und lebenswertes Umfeld" in Niesky und seinen Ortschaften.

Die Stadt Rothenburg hat mit dem Landespräventionsrat (LPR) eine Vereinbarung unterzeichnet mit der sie der "Allianz Sichere Sächsische Kommunen" beigetreten ist. Die Unterzeichner sind (v. l.): Manfred Weißbach, Polizeipräsident PD Görlitz; Bürgermeister
Die Stadt Rothenburg hat mit dem Landespräventionsrat (LPR) eine Vereinbarung unterzeichnet mit der sie der "Allianz Sichere Sächsische Kommunen" beigetreten ist. Die Unterzeichner sind (v. l.): Manfred Weißbach, Polizeipräsident PD Görlitz; Bürgermeister © SZ/Steffen Gerhardt

Ziel ist es, in Niesky ebenso eine Koordinierungsstelle einzurichten. Deren Wirkungskreis soll auch umliegende Gemeinden mit erfassen. Wie in Niesky sind auch in Rothenburg die Bürger angesprochen, Augen und Ohren offenzuhalten. Denn ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden stehen im Mittelpunkt der Arbeit dieser Allianz. Die Gemeinde Krauschwitz ist im Januar dazugekommen, berichtet Sven Forker. Aus Boxberg, Schleife und Ostritz wurde bereits Interesse bekundet, in diesem Netzwerk mitzuwirken.

Freistaat gibt zwei Millionen Euro

Welche Unterstützung haben die Kommunen vom Landespräventionsrat? Armin Schuster, er ist Vorsitzender dieses Rates, nennt neben der Beratung die Unterstützung bei einer Sicherheitsanalyse sowie Fortbildung der Akteure. Dazu kommt die Förderung von Präventionsmaßnahmen. "Das Thema Sicherheit ist nicht nur ein soziales, sondern auch ein städtebauliches", betont der Landespolitiker. Dazu stehen im Landeshaushalt für dieses und nächstes Jahr jeweils 1,1 Millionen Euro zur Verfügung.

Mit diesem Geld ist die Finanzierung einer Koordinierungsstelle zu 90 Prozent möglich. Görlitz hat sie schon, für Niesky läuft die Ausschreibung, so Geschäftsführer Forkert. Rothenburg will einen Präventionsrat gründen. Mitstreiter können sich in der Stadtverwaltung melden. Philipp Eichler sieht dabei eine enge Zusammenarbeit mit der Fachhochschule der sächsischen Polizei. "Stadt und Polizei können nicht nur voneinander lernen, sondern auch Ordnung und Sicherheit bewahren und ausbauen", nennt er seine Erwartungen.

Neben den Spielplätzen, die besonders in den Abendstunden und an den Wochenenden ein beliebter Treff für die Jugend sind, zählen auch öffentliche Plätze bis hin zu den Parkplätzen wie an der Stadtkirche zu den Brennpunkten. Ebenso die Grenznähe zu Polen und die damit verbundene Grenzkriminalität. Rothenburg will sie in dieser Allianz besser in den Griff bekommen und die Zahl der Fälle verringern.

Bei der Parkrandale in Rothenburg vor einem Jahr hat die Polizei zwei Tatverdächtige ermittelt. Seit Mai liegt der Fall bei der Staatsanwaltschaft Görlitz, teilt ein Polizeisprecher auf Nachfrage mit.