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Kreis Görlitz: Neuer Fahrplan bringt auch Schülern Vorteile

Die Kreisverwaltung verteidigt den neuen Taktfahrplan und will ihn zum 1. Januar umsetzen. Bei Problemen reicht er den Schwarzen Peter an Kommunen und Schulen weiter.

Von Steffen Gerhardt
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Den Schülerverkehr wie bisher wird es ab neuem Jahr nicht mehr geben. Dann ist der Transport von Schülern Bestandteil des ÖPNV auch im nördlichen Landkreis.
Den Schülerverkehr wie bisher wird es ab neuem Jahr nicht mehr geben. Dann ist der Transport von Schülern Bestandteil des ÖPNV auch im nördlichen Landkreis. © Archiv/André Schulze

Mit dem neuen Jahr soll der Schülerverkehr nicht mehr separat gefahren werden, sondern Bestandteil des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sein. Das will der Landkreis mit einem neuen Taktfahrplan erreichen mit dem auch mehr Linienbusse im Einsatz sind. Schulen und Eltern befürchten, dass der neue Fahrplan mehr Nach- als Vorteile für die Schüler bringt - durch längere Fahrzeiten und häufigeres Umsteigen beispielsweise.

Dem zuständigen Straßenverkehrsamt des Landkreises sind die Probleme und Meinungen bekannt. In einer Pressekonferenz am Montag verteidigte die Behörde den neuen Fahrplan. Ungereimtheiten sollen in den verbleibenden drei Monaten noch verändert werden. Die SZ fasst die wichtigsten Argumente für einen neuen ÖPNV im Norden des Landkreises zusammen.

Kreis fordert Mitwirkungspflicht der Schulen

Damit der neue Taktfahrplan wie ein Uhrwerk rund läuft, müssen an ihn die Schulzeiten angepasst werden. Das stellt einige Schulen vor große Herausforderungen, zum Teil wollen sie an ihren bisherigen Zeiten festhalten. Falk Werner Orgus, Leiter des Ordnungs- und Straßenverkehrsamtes, sagt, dass die Schulen eine Mitwirkungspflicht haben, wenn es um eine Veränderung und Anpassung des Schülerverkehrs geht. "Sie sind gesetzlich dazu verpflichtet", betont der Leiter. Die zeitliche Verschiebung des Unterrichts beträgt dabei im Einzelfall maximal 20 Minuten, um mit den Fahrzeiten der Busse konform zu sein. Also setzt der Landkreis auf das Mitwirken der Schulleitungen und der Schulkonferenzen.

Wenn die Schulen mitspielen, reduziert das die Umstiegszeiten

Dass die Schüler ab neuem Jahr häufiger umsteigen müssen als bisher, bestätigt der Landkreis. Die Ursache ist, dass die Busse nach Takt fahren und keine langen Strecken mehr am Stück zurücklegen wie bisher. Das bedeutet, dass der neue Fahrplan mehr Linien aufweist, aber auch mehr Flexibilität in der Auswahl. Dass die Mädchen und Jungen aber bis zu einer Dreiviertelstunde auf den Anschlussbus warten müssen, bestätigt der Landkreis so nicht. "Maximal fünf Minuten sind im neuen Fahrplan vorgesehen", sagt Falk Werner Orgus. Das funktioniert aber nur, wenn die Schulzeiten den Buszeiten angepasst sind. Dann haben die Schüler auch bei Ankunft und Abfahrt keinen großen zeitlichen Leerlauf.

Rechtzeitige Information geschah unter Geheimhaltung

Dass ein neuer Fahrplan kommt, ist den Schulen und Kommunen beizeiten kommuniziert worden, sagt Dezernent Thomas Rublack. "Bereits im März haben wir Info-Veranstaltungen mit den Bürgermeistern und Schulleitern durchgeführt." Dem folgte eine Anhörung der Schulen, mit der sie um eine Stellungnahme aufgefordert wurden. Diese lagen dem Landratsamt im Mai vor. Dass in diesen Prozess die Eltern nicht voll mit einbezogen wurden, schreibt sich das Straßenverkehrsamt selbst zu: Die Konzeption war mit dem Vermerk "Vertraulich" an die Schulen geschickt worden. Das hielt manchen Schulleiter davon ab, sie öffentlich zu diskutieren. Mit sechs Gemeinden, unter anderem Waldhufen, Neißeaue und Rothenburg ist der Landkreis über den neuen Fahrplan noch im Gespräch, um einen Konsens dafür zu finden.

Kreis fordert Kommunen auf, für sichere Bushaltestellen zu sorgen

Dass die Bushaltestellen nicht Platz bieten für 20 oder 30 Kinder, die den Bus wechseln müssen, kritisieren Eltern der Oberschule Mücka. Diesen Ball gibt das Landratsamt weiter an die Städte und Gemeinden. Sie sind der Baulastträger der Bushaltestellen. Das Straßenverkehrsamt hat sich zusammen mit der Polizei und Vertretern der Kommunen bestimmte Haltestellen und künftige Umstiegspunkte angesehen. Grundlage ist dafür gewesen ein 2018 verfasstes Gutachten des Verkehrsverbundes Zvon über die Haltestellen in den Landkreisen Bautzen und Görlitz. Sachgebietsleiter René Weichenhain verwies darauf, dass ab nächstem Jahr alle Haltestellen bundesweit barrierefrei sein müssen. Das fordert der Gesetzgeber. Dafür stünden Fördermittel von 95 Prozent für die Kommunen bereit.

Kreis setzt künftig zusätzliche Takt-Busse ein

Im neuen ÖPNV ist der Transport von Schülern nur ein Segment. "Unser Hauptansatz ist, dass jeder Bürger schneller und weiter sowohl mit dem Bus als auch mit der Bahn kommt", betont Falk Werner Orgus. Im Vergleich zu den jetzt gültigen Fahrplänen werden pro Linie fünf zusätzliche Busse eingesetzt. Die sogenannten "Plus-Busse" sollen stündlich verkehren. Dazu kommen noch Takt-Busse, die den Fahrgast alle zwei Stunden von A nach B bringen. Beide Busformen sind zusätzliche Angebote und werden über das Sozialministerium für Wirtschaft und Arbeit finanziert. Diese zusätzlichen Fahrten sind in der Zeit von 5 bis 21 Uhr geplant.

In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass die Linienbusse 750.000 Kilometer im Jahr mehr als bisher im nördlichen Kreisgebiet unterwegs sind. Das sind 500.000 Kilometer mehr als im Vergleich zu den Altkreisen Löbau und Zittau, wo der Taktfahrplan seit diesem Jahr gilt. Insgesamt werden auf den Linien im Landkreis Görlitz im nächsten Jahr rund 7,4 Millionen Kilometer zurückgelegt.

Genehmigung des neuen Fahrplans verzögert sich

Dass der Landkreis bisher zögerlich ist, was die Veröffentlichung des Fahrplanes betrifft, hängt an der Genehmigung des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv). "Wir waren überzeugt, dass wir die Genehmigung zum September haben. Nun rechnen wir im November damit", sagt Falk Werner Orgus. Erst mit der Genehmigung steht fest, wie auf den einzelnen Linien die Busse rollen. Überzeugt ist man, dass der neue Fahrplan zum 1. Januar angewendet werden kann.