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Fluorchemie Dohna ist gerettet

Ein halbes Jahr Bangen ist vorbei. Der neue Eigentümer hält sich zwar noch bedeckt, will aber investieren. Einem anderen Dohnaer Unternehmen erging es anders.

Von Heike Sabel
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Nach sechs Monaten Bangen steht fest: Der Dohnaer Fluorchemie-Standort und die Arbeitsplätze sind gerettet.
Nach sechs Monaten Bangen steht fest: Der Dohnaer Fluorchemie-Standort und die Arbeitsplätze sind gerettet. © Norbert Millauer

Auf den Schlag im April folgt jetzt die Erleichterung: Die Fluorchemie Dohna ist aus der Insolvenz gerettet. Die Gruppe mit vier Betrieben wurde verkauft. Erwerber ist die European Transition Materials Holding GmbH, hinter der ein Investor aus Kasachstan steht, sagt Insolvenzverwalter Dr. Martin Obermüller von der Kanzlei Brandhoff Obermüller Partner in Frankfurt am Main.

Der Investor sei bereit, langfristig zu investieren. Namentlich wolle er bis zum kompletten Abschluss der Übertragung noch nicht öffentlich genannt werden. Der Kaufvertrag wurde am 30. September unterzeichnet. Über den Kaufpreis haben die Parteien - wie in solchen Verfahren meist üblich - Stillschweigen vereinbart. Es wird davon ausgegangen, dass der endgültige Vollzug des Eigentümerwechsels in naher Zukunft erfolgt. Die Zeit bis dahin soll genutzt werden, um den laufenden Geschäftsbetrieb zu sichern und erste Weichen für die Zukunft zu stellen.

70 Arbeitsplätze in Dohna gesichert

Entscheidend auch für Dohna ist, dass durch den Verkauf alle Standorte und alle insgesamt 270 Arbeitsplätze, rund 70 davon in Dohna, erhalten bleiben. "Mit dem Verkauf hat die Fluorchemie-Gruppe wieder eine langfristige Perspektive", sagt Obermüller. "Dass der Erwerber sämtliche Mitarbeiter übernimmt und ein klares Bekenntnis zu den vier Standorten abgegeben hat, ist besonders erfreulich." Aus einer Handvoll Interessenten hatten sich schließlich zwei herauskristallisiert.

Ursache für die Insolvenz waren Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und Lieferkettenprobleme in beide Richtungen. Vor der Insolvenz hatten die Dohnaer Mitarbeiter keinen kein Gehalt bekommen. Die erste Aufgabe für den Insolvenzverwalter war es, Liquidität zu schaffen. Dazu führte er Gespräche mit allen Beteiligten, von Banken über Kunden bis hin zu Lieferanten. Eine temporäre Schließung gab es in den vergangenen sechs Monaten nicht, sie war jedoch auch nicht ausgeschlossen worden. Am Ende gelang Obermüller eine vergleichsweise schnelle Lösung, über die auch Dohnas Bürgermeister Ralf Müller (CDU) erleichtert ist. "Ich freue mich, dass die Rettung des Chemieunternehmens, das Dohna seit vielen Jahren prägt, gelungen ist."

Flourchemische Produkte wichtig für Elektro-Autos

Mit dem Erwerb der Fluorchemie-Gruppe sichert die Holding GmbH die Versorgung mit fluorchemischen Produkten aus deutscher Produktion im Rahmen ihrer langfristigen Investitionsstrategie, sagt Obermüller. Auch für die Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge sind die Produkte von zentraler Bedeutung. Hier gab es für Dohna vor zwei Jahren schon große Pläne. Damals sollte sogar der Firmensitz von Frankfurt/Main nach Dohna verlegt werden. Die Fluorchemie-Gruppe besteht seit 1986, die Chemieproduktion in Dohna hat inzwischen eine 120-jährige Tradition. 1992 war der Betrieb privatisiert worden.

Bei Druckguss Dohna scheiterte Rettung

Für Dohna ist die Sicherung des Betriebs und der Arbeitsplätze eine wichtige Nachricht. Das Aus eines zweiten großen Unternehmens nach Druckguss wäre schwer zu verkraften gewesen. Nicht nur wegen der Gewerbesteuer. Vielmehr noch wegen der Arbeitsplätze und der damit verbundenen Botschaft. Druckguss räumt bis spätestens Ende des Jahres die Gebäude auf der Müglitztalstraße, die Produktion wurde bis Mitte dieses Jahres eingestellt. Eigentümer des Grundstückes und der Gebäude ist eine Dresdner Firma, die auch kleine Flächen im Druckguss-Areal bzw. den Gebäuden vermietet.