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Solidaritäts-Welle für Corona-Gefährdete

Auch in Löbau startet eine Internet-Seite für Menschen, die sich in der Krise nur schwer selbst versorgen können - und Seelen-Balsam gibt's dazu.

Von Markus van Appeldorn
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Jörg Krause hat die Facebook-Seite "Corona-Hilfe Löbau" initiiert.
Jörg Krause hat die Facebook-Seite "Corona-Hilfe Löbau" initiiert. © privat

Leute, bleibt daheim! Das ist die Devise, um der Ausbreitung des Corona-Virus Herr zu werden. Besonders gefährdet sind ältere Menschen oder solche mit einem geschwächten Immunsystem. Doch auch wer sich jetzt in angeordneter oder freiwilliger häuslicher Quarantäne befindet, braucht mindestens Lebensmittel. Einer, der in dieser Situation unkomplizierte Hilfe organisiert, ist der Löbauer Jörg Krause. 

Die Solidarität formiert sich seit einigen Tagen bundesweit im Internet auf der Social-Media-Plattform Facebook. In vielen Städten gibt es lokale Seiten mit dem Namen "Corona-Hilfe". Das einfache Prinzip: Menschen melden sich dort an und bieten ihre Hilfe dabei an, für Ältere oder Quarantäne-Betroffene Einkäufe zu erledigen oder etwa auch Medikamente aus der Apotheke zu besorgen. Betroffene können sich mit ihren Bedürfnissen ebenfalls melden.

Die Kittlitzer Pastorin Elisabeth Süßmitt - hier mit ihrer Tochter Gerda - organisiert in der Corona-Krise ein Kummertelefon.
Die Kittlitzer Pastorin Elisabeth Süßmitt - hier mit ihrer Tochter Gerda - organisiert in der Corona-Krise ein Kummertelefon. © Matthias Weber

Die Helfer stehen bereit

"Ich habe gesehen, wie gut das in Görlitz und Zittau bereits angelaufen ist", sagt Jörg Krause. Deshalb hat er jetzt bei Facebook die Seite "Corona-Hilfe Löbau" ins Netz gestellt. "Wer Ideen hat, hier zu unterstützen, gerne, schreibt was ihr tun könnt", schreibt er dort. Seit Dienstag ist die Seite online. Die Reaktionen darauf können sich sehen lassen. Am Mittwoch zählte die Seite bereits 76 Mitglieder, die ihre Hilfe anbieten.

So richtig durchstarten kann Jörg Krause mit der guten Tat noch nicht: "Wir haben zwar schon viele Helfer, aber noch niemanden der sich gemeldet hat, das in Anspruch zu nehmen", sagt er. Das Problem: Noch ist das Angebot einfach zu unsichtbar. Denn gerade ältere Menschen, die sich sicher gerne helfen lassen würden, verkehren gar nicht auf dem Social-Media-Kanal Facebook.

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Unkomplizierte Hilfe per Telefon

Um möglichst viele Betroffene zu erreichen, hat sich Jörg Krause ein starkes Team mit ins Boot geholt: den Christlichen Verein junger Menschen (CVJM) in Löbau. "Viele unserer Angebote ruhen gerade", sagt CVJM-Jugendarbeits-Referent Christoph Adler, "deshalb wollen wir uns mit jungen Leuten in diese Initiative einbringen." Und der CVJM leistet für das digitale Angebot im Internet jetzt ganz analoge Hilfe: mit dem guten, alten gedruckten Flugblatt - auf neudeutsch "Flyer".

"Wir haben jetzt gut 2.000 Flyer drucken lassen", sagt Adler. "Wenn Sie Hilfe brauchen, wenn Sie zur Gruppe gehören, die besonders von Corona gefährdet ist, möchten wir Sie unterstützen, gesund zu bleiben", steht darauf. In den nächsten Tagen will der CVJM die Zettel in die Löbauer Briefkästen tragen - vorwiegend in den Wohngebieten Löbau-Ost und Löbau-Süd. "Dort wohnen auch viele ältere Menschen", sagt Christoph Adler.

Auf den Flugzetteln stehen die Telefonnummern von Jörg Krause (0177 8532856) und Christoph Adler (0172 5297159). "Die Menschen können einfach anrufen und uns gewissermaßen ihren Einkaufszettel durchgeben. Dazu eine Adresse und die Zeit, wann sie die Dinge brauchen. Wir organisieren den Einkauf und bringen den Menschen das nach Hause", erklärt Adler. Bezahlen müssten die Menschen den Einkauf dann auch erst bei Lieferung. "Wir vertrauen den Menschen", sagt Christoph Adler.

Angebote für das Seelenwohl

Und noch eine Telefonnummer steht auf dem Flyer - eine fürs Seelenwohl. Das ist die Nummer der Kittlitzer Pfarrerin Elisabeth Süßmitt (0176 23611385). "Manche Menschen werden sagen: ,Jetzt habe ich Brot und Butter - aber ein Gespräch wäre auch schön gewesen.'", erklärt sie den Bedarf für ihr Angebot. Unter ihrer Nummer sollen Menschen in Einsamkeit und Isolation mentale Kraft finden können. "Ich habe acht Helfer organisiert, zu denen ich solche Gespräche vermitteln kann", sagt Elisabeth Süßmitt. All diese Helfer hätten besondere soziale Kompetenzen, sei es durch Hospizarbeit oder die Mitgliedschaft im Besuchsdienst der Gemeinde.

Auch der Evangelisch-Lutherische Kirchenbezirk Löbau-Zittau hat in der Corona-Krise besondere Angebote eingerichtet. Zum einen eine Whatsapp-Gruppe. "Wenn Sie dabei sein wollen, senden Sie Ihre Handynummer per Mail an [email protected]", teilt Kirchenmusikdirektor Christian Kühne mit. Darüberhinaus stellen die Gemeindepädagogen Spielideen für Kinder und Eltern zusammen. "Wir veröffentlichen diese Ideen auf die Website des Kirchenbezirks. Für Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen oder für eine eventuelle Quarantäne ist das eine Möglichkeit, sich gemeinsam in der Familie durch diese Zeit zu tragen" so Kühne. Zudem wird jeden Tag ein geistlicher Impuls auf der Website des Kirchenbezirkes veröffentlicht.

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