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Darum verunglücken immer wieder Radfahrer in Dresden

Am Freitag starb eine Radfahrerin. Das sagt der ADFC zu den Gründen.

Von Julia Vollmer
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Am Freitag starb eine Radfahrerin bei einem Unfall.
Am Freitag starb eine Radfahrerin bei einem Unfall. © Roland Halkasch

Rasen, fehlender Schulterblick, knappes Überholen:  Die Liste der Gefahren, die Radfahrer ausgesetzt werden, ist lang, sagt der Radfahrclub ADFC. In den Jahren 2017, 2018 und 2019 starben fünf der insgesamt sechs getöteten Dresdner Radfahrer nach Kollision mit einem Kraftfahrzeug. Nur einer davon starb ohne bekannte Fremdeinwirkung. Im Fahrradklima-Test 2018 gaben 80 Prozent der Dresdner Radfahrer an, regelmäßig von Autofahrern bedrängt zu werden und 75 Prozent fühlten sich gefährdet.

Erst am Freitag war eine Radfahrerin bei einem Überholmanöver getötet worden. Ein 18-Jähriger am Steuer eines Mercedes war an einer langsam fahrenden Kolonne vorbeigezogen. Die Radfahrerin wollte dort offenbar nach links in die Wieckestraße abbiegen – und wurde dabei von dem Auto erfasst. Der Rettungsdienst konnte der 55-Jährigen nicht mehr helfen. 

"Es ist fast immer eine Kombination aus hoher Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs, für Fußgänger und Radfahrer unsicherer Infrastruktur und Rücksichtslosigkeit oder Überforderung, die tötet. Die Geschwindigkeit der Kraftfahrzeuge muss auf ein sicheres Maß reduziert werden." sagt Nils Larsen, Vorstandsmitglied im ADFC Dresden. "Der ADFC fordert Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in der Stadt sowie ein Umdenken bei allen, die es für eine Lappalie halten, schneller als erlaubt zu fahren", sagt er. 

Der ADFC fordert ein stärkeres Engagement der Polizei und viel intensivere Polizeikontrollen, die das Ziel haben müssen, die vorhandene gesellschaftliche Akzeptanz vom Rasen, knappem Überholen, gefährlichem Falschparken  verschwinden zu lassen. Nur mit niedrigeren Geschwindigkeiten und deutlich mehr Verantwortungsbewusstsein der Autofahrenden wird das regelmäßige und voraussehbare Töten ein Ende bekommen." so Larsen weiter.

Im Fall der getöteten Radfahrerin in Reick hätte der im Radverkehrskonzept geplante Radfahrstreifen an der Reicker Straße den tödlichen Unfall womöglich verhindern können, so der ADFC. Mit dem im Radverkehrskonzept vorgesehenen Radweg wäre kein Platz mehr für waghalsige und bereits heute per Überholverbot untersagte Überholvorgänge gewesen. 

CDU-Verkehrspolitiker Veit Böhm sieht bei der Reihe von schweren Unfällen, bei denen Radfahrer in den letzten Jahren in Dresden verletzt worden oder sogar ums Leben gekommen sind, Abbiegeunfälle, insbesondere verursacht von Lastkraftwagen als eine Ursache. "Hier steht die Forderung nach der verbindlichen Einführung von Abbiegeassistenten auf der Agenda, die notfalls eingreifen, wenn der "tote Winkel" nicht frei ist", so Böhm. 

Radverkehrstote in Dresden

2017: 1 tote Radfahrerin (durch einen Lkw)

2018: 1 tote Radfahrerin (durch eine geöffnete Autotür)

2019: 4 tote Radfahrer (1x Lkw, 2x Pkw, 1x allein)

23.06.2019 Stauffenbergallee: ein Radfahrer vom linksabbiegenden Lkw getötet

23.07.2019 Kohlenstraße: Radfahrer vom rechtsabbiegenden Auto getötet

29.07.2019 Cunewalder Straße: überrollt von Auto ohne Fahrerin

12.12.2019 Königsbrücker: Alleinunfall