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Das Programm der Filmnächte am Elbufer

Mit Trabi Schorsch, Alfons Zitterbacke und einem DDR-Flucht-Ballon widmet sich Deutschlands größtes Kino-Open-Air dem Thema "30 Jahre Mauerfall". 

Von Oliver Reinhard
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Die Komödie "Go Trabi Go" wird in diesem Jahr bei den Filmnächten am Elbufer zu sehen sein.
Die Komödie "Go Trabi Go" wird in diesem Jahr bei den Filmnächten am Elbufer zu sehen sein. © United Archives/IFTN

Ist das schon so lange her, dass Udo Struutz mit Gattin Rita, Tochter Jacqueline und Trabi Schorsch kurz nach dem Mauerfall von Bitterfeld in den Westen reiste? Und binnen weniger Monate des Jahres 1991 eineinhalb Millionen Gesamtdeutsche im Kino zum herzlichen statt hämischen Lachen übereinander brachte? In der Rückschau muss man bilanzieren: Ein solch herrlich unschuldiger und trotzdem bissig-humorvoller Film wie "Go Trabi Go" ließe sich im heutigen Deutschland wohl weder drehen noch an die Frau und den Mann bringen. 

Insofern ist es eine sinnige, aber auch nachdenklich machende Idee der Filmnächte am Dresdner Elbufer, die Komödie mit Wolfgang Stumph auch 2019 noch einmal zu zeigen. Schorsch & Co rollen gleich zum Auftakt am 27. Juni über die Leinwand, gemeinsam präsentiert von den Filmnächten und saechsische.de, erneut als Benefiz-Aktion zugunsten des Kinderhilfswerks Unicef.

Es ist der erste von mehreren Abenden zum Thema "30 Jahre Mauerfall", dem sich die Filmnächte in dieser Saison etwas intensiver widmen. Auch Bully Herbigs packendes Abenteuer "Ballon" über die Flucht zweier Familien durch die Luft aus der DDR steht auf dem Programm. Ebenso die Deutschlandpremiere des Historiendramas "Und der Zukunft zugewandt", geschrieben und inszeniert von Defa-Veteran Bernd Böhlich. 

Er gehört natürlich auch zu den Filmnacht-Favoriten von saechsische.de: "Der Junge muss an die frische Luft" erzählt aus der Kindheit des Komikers Hape Kerkeling. Die war alles andere als durchgehend lustig, ist aber hinreißend erzählt und toll besetzt mit Julius Weckauf in der Hauptrolle (am 26. Juli)     
Er gehört natürlich auch zu den Filmnacht-Favoriten von saechsische.de: "Der Junge muss an die frische Luft" erzählt aus der Kindheit des Komikers Hape Kerkeling. Die war alles andere als durchgehend lustig, ist aber hinreißend erzählt und toll besetzt mit Julius Weckauf in der Hauptrolle (am 26. Juli)      © PR
Hohe Ehren für eine großartige Schauspielerin: Für ihre Darstellung als schwermütige und aufbrausende Britenkönigin Anne in "The Favourite" bekam Olivia Colman den Oscar für die beste Hauptrolle. Aber auch Emma Stone und Rachel Weisz machen ihre Sachen als fiese Intrigantinnen um die Gunst der Monarchin ausgezeichnet (am 15. Juli).
Hohe Ehren für eine großartige Schauspielerin: Für ihre Darstellung als schwermütige und aufbrausende Britenkönigin Anne in "The Favourite" bekam Olivia Colman den Oscar für die beste Hauptrolle. Aber auch Emma Stone und Rachel Weisz machen ihre Sachen als fiese Intrigantinnen um die Gunst der Monarchin ausgezeichnet (am 15. Juli). © PR
25 km/h durften im alten Westen die Mofas fahren. In dem entschleunigten Roadmovie "25 km/h" machen sich Bjarne Mädel (l.) und Lars Eidinger als auseinandergelebte Brüder mit ihren alten Karren auf den Schleichweg durch Deutschland und versuchen, irgendwie wieder zueinander zu finden. Die Komödie war mit einer Million Zuschauer ein Überraschungserfolg an der Kinokasse (am 4. August).
25 km/h durften im alten Westen die Mofas fahren. In dem entschleunigten Roadmovie "25 km/h" machen sich Bjarne Mädel (l.) und Lars Eidinger als auseinandergelebte Brüder mit ihren alten Karren auf den Schleichweg durch Deutschland und versuchen, irgendwie wieder zueinander zu finden. Die Komödie war mit einer Million Zuschauer ein Überraschungserfolg an der Kinokasse (am 4. August). © PR
Mit "Get Out" hat Regisseur Jordan Peele 2017 den satirischen Horrorfilm neu erfunden: als Parabel für das Grauen, das viele Schwarze im ganz normalen US-Alltag erleben. "Wir" (Foto) ist der Nachfolger des vielfach ausgezeichneten Werkes und erzählt von einer Familie, die sehr seltsamen Besuch bekommt. Noch gruseliger, noch böser, noch subtiler. Und erneut tolles Anspruchs-Kino (am 3. Juli).
Mit "Get Out" hat Regisseur Jordan Peele 2017 den satirischen Horrorfilm neu erfunden: als Parabel für das Grauen, das viele Schwarze im ganz normalen US-Alltag erleben. "Wir" (Foto) ist der Nachfolger des vielfach ausgezeichneten Werkes und erzählt von einer Familie, die sehr seltsamen Besuch bekommt. Noch gruseliger, noch böser, noch subtiler. Und erneut tolles Anspruchs-Kino (am 3. Juli). © PR
Eigentlich sollte "Avengers: Endgame" das letzte Abenteuer der Superhelden um Ironman (Robert Downey Jr.) werden. Doch die Fragen sind wieder offen: Werden Stark, Captain America, Black Widow & Co.  den finalen Kampf in diesem gelungenen Spektakel gegen Superschurke Thanos bestehen? Können sie in die Vergangenheit reisen und die Zerstörung der Welt verhindern? (am 14. August).
Eigentlich sollte "Avengers: Endgame" das letzte Abenteuer der Superhelden um Ironman (Robert Downey Jr.) werden. Doch die Fragen sind wieder offen: Werden Stark, Captain America, Black Widow & Co.  den finalen Kampf in diesem gelungenen Spektakel gegen Superschurke Thanos bestehen? Können sie in die Vergangenheit reisen und die Zerstörung der Welt verhindern? (am 14. August). © PR

Darin geht es zurück in die Zeit des idealistischen Neuanfangs während der frühen DDR. Alexandra Maria Lara spielt die zu Unrecht verurteilte Kommunistin Antonia Berger, die nach vielen Jahren aus der Sowjetunion nach Hause zurückkehrt. Sie wird in Ehren empfangen, bekommt Arbeit, eine Wohnung und schöpft neue Hoffnung. Aber über ihre Erlebnisse in der sowjetischen Haft muss sie schweigen und droht, daran zu zerbrechen. 

DDR-Klassiker im Westfernsehen

Spannend für alle, die sie noch nicht im Kino gesehen haben, wird auch der Abend mit "Alfons Zitterbacke", der Neuverfilmung der legendären Abenteuer jenes zehnjährigen künftigen Erfinders und Kosmonauten, die im deutschen Osten nicht nur jedes Kind kannte. Spannend, weil die Geschichte aus der DDR der Fünfziger in die Bundesrepublik von heute übertragen wurde. Und Alfons sich jetzt darüber ärgern muss, dass die Mitschüler ihn wegen seines Namens foppen und weil er nicht eben die allergrößte Sportskanone ist. 

Ist der neue Zitterbacke nur lustig? Oder obendrein auch so witzig-kindlich-anarchisch wie im Defa-Film von 1966? Der 11. Juli wird die Antwort bringen. Und allen, die sich mit der neuen Sicht auf den "alten" Helden vielleicht nicht so recht anfreunden können, sei am Nachmittag des 12. Augusts das Familienkino empfohlen. Das zeigt nämlich Herrmann Zschoches herrlichen und sehr erfolgreichen Jugendfilm "Sieben Sommersprossen" von 1978, der auch im damaligen Westfernsehen gezeigt wurde.     

Ansonsten setzen die Filmnächte auf ihre bewährte Mischung aus eher wenigen Blockbustern wie "Captain Marvel", "Die Unglaublichen" und "Avengers", gepaart mit viel Komödien vom Schlage "Monsieur Claude 2", "Der Junge muss an die frische Luft", "Mid90s" und "25 km/h". Das Familienprogramm wird immer weiter ausgeweitet; die Filmnächte wachsen, die Tage werden zwar nicht länger oder mehr, aber voller, vor allem an den Nachmittagen. Neu hinzugekommen zur Kaffeezeit ist auch die - vorerst - kleine Reihe Kultur-Talk. In ihrem Rahmen laden die Filmnächte und saechsische.de jeweils einen Gast aus dem Dresdner Stadt- und Kulturleben zum Gespräch. Den Auftakt am 29.7. macht Raoul Schmidt-Lamontain, in Dresden unter anderem Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau. Am 22.8. ist Albertinum-Direktorin Hilke Wagner zu Gast.

Ein Halleluja für Terence Hill

Da Mario Girotti alias Terence Hill eine Dresdner Mutter hatte, einige Jahre seiner Kindheit in Sachsen verlebt und seinen neusten Film "Mein Name ist Somebody" 2018 am Elbufer vorgestellt hat, war es unausweichlich: Gemeinsam mit saechsische.de gratulieren die Filmnächte dem italienischen Kult-Schauspieler mit deutschem Migrationshintergrund in einer langen Terence-Hill-Nacht nachträglich zum 80. Geburtstag, den er am 29. März feierte. Zuerst ist Girotti an der Seite seines langjährigen Filmpartners Bud Spencer in der Komödie „Vier Fäuste für ein Halleluja“ zu sehen, dann mit Weltstar Henry Fonda in „Mein Name ist Nobody“.

Überhaupt: der Kult. Ihm widmen sich die Filmnächte mit anhaltender Großzügigkeit. "The Big Lebowski" ist auf der Leinwand ebenso selbstverständlich wie vier Mal Kaisermania davor.  In der diesjährigen Saison geht es darüber hinaus mit Volldampf zurück in die Achtziger: In einer Sonderaufführung gibt's am 28. Juli die "Zurück in die Zukunft"-Trilogie, bevor Steven Spielbergs außerirdischer Kulleraugen-Gnom "E.T." am 15. August noch einmal so herzig traurig nach Haus telefonieren wird. 

Auch die Kurzfilmnacht ist am Elbufer längst Kult. Sie wird am 12. Juli präsentiert von der Sächsischen Zeitung und saechsische.de, die wie in jedem Jahr gleich bei mehreren Filmen Pate stehen und dafür am aktuellen Tag Tickets verlosen: "Go Trabi Go" (27.6.), "Der Fall Collini" (7.7.), "Vier Fäuste für ein Halleluja" und "Mein Name ist Nobody" (21.7.), "Und der Zukunft zugewandt" (22.8.)

Das komplette Programm im Überblick

Juni

• Donnerstag, 27. 6., 21.30 Uhr: SZ präsentiert einen Abend zugunsten von Unicef dem Film: „Go, Trabi, Go“

• Freitag, 28. 6., 16.30 Uhr, Filmnächte-Kulturbühne: herrH 

• Freitag, 28. 6., 21.30 Uhr, Film: „Anderswo. Allein in Afrika“

• Sonnabend, 29. 6., 21.30 Uhr, Film: „A Star Is Born“

• Sonntag, 30. 6., 21.30 Uhr, Film: „Trautmann“

Juli

• Montag, 1. 7., 21.30 Uhr, Film: „Captain Marvel“

• Dienstag, 2. 7., 19.30 Uhr, Konzert: Neil Young + Promise of the Real

• Mittwoch, 3. 7., 21.30 Uhr, Film: „Wir“

• Donnerstag, 4. 7., 20 Uhr, Comedyslam Royal #4

• Freitag, 5. 7., 19.30 Uhr, Konzert: Die Fantastischen 4 (Captain Fantastic Open Air)

• Sonnabend, 6. 7., 19.30 Uhr, Konzert: Feine Sahne Fischfilet (Es geht los heute Nacht!)

• Sonntag, 7. 7., 14 Uhr, Dresdner Ferienpass (Veranstaltung für Ferienkinder)

• Sonntag, 7. 7., 21.30 Uhr, SZ präsentiert den Film: „Der Fall Collini“

• Montag, 8. 7., 17.15 Uhr, Film: „Ostwind – Aris Ankunft“

• Montag, 8. 7., 21.30 Uhr, Film: „Brust oder Keule“

• Dienstag, 9. 7., 21.30 Uhr, Film: „Cold War – Der Breitengrad der Liebe

• Mittwoch, 10. 7., 17.15 Uhr, Film: „Mia und der weiße Löwe“

• Mittwoch, 10. 7., 21.30 Uhr, Film: „Britt-Marie war hier“

• Donnerstag, 11. 7., 17.15 Uhr, Film: „Alfons Zitterbacke“

• Donnerstag, 11. 7., 21.30 Uhr, Film: „Stan & Ollie“

• Freitag, 12. 7., 17.15 Uhr, Film: „La Boum“

• Freitag, 12. 7., 21.30 Uhr, Filmnächte & SZ präsentieren: Dresdner Kurzfilmnacht

• Sonnabend, 13. 7., 0.45 Uhr, Simplymania – die Simply-Reihe mit Günther & Hindrich

• Sonnabend, 13. 7., 16 Uhr, TANGO al RIO – Open Air Milonga

•- Sonnabend, 13. 7., 21.30 Uhr, Film & Party: Dirty-Dancing-Nacht

• Sonntag, 14. 7., 17 Uhr, Tiere streicheln Menschen – Die Actionlesung

• Sonntag, 14. 7., 21.30 Uhr, „Die Frau des Nobelpreisträgers“

• Montag, 15. 7., 17.15 Uhr, Film: „Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt“

• Montag, 15. 7., 21.30 Uhr, Film:„The Favourite – Intrigen und Irrsinn“

• Dienstag, 16. 7., 21.30 Uhr, Film: „Made in China“

• Mittwoch, 17. 7., 17.15 Uhr, Film: „Die Winzlinge – Abenteuer in der Karibik“

• Mittwoch, 17. 7., 20.30 Uhr, Hören vor Sehen: Raumakustik

• Mittwoch, 17. 7., 21.30 Uhr, Film: „100 Dinge“

• Donnerstag, 18. 7., 17.15 Uhr, Film: „Christopher Robin“

• Donnerstag, 18. 7., 21.00 Uhr, Film: „Aufbruch zum Mond“

• Freitag, 19. 7., 17.15 Uhr, Film: „Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten“

• Freitag, 19. 7., 21.30 Uhr, Film: „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“

• Sonnabend, 20. 7., 19.30 Uhr, Konzert: Marteria & Casper(Champion Sound Open Air 2019)

• Sonntag, 21. 7., 14 Uhr, Juicy Sunday Open Air

• Sonntag, 21. 7., 21.30 Uhr, SZ präsentiert Filme zum 80. von Terence Hill: „Vier Fäuste für ein Hallelujah“ & „Mein Name ist Nobody“ 

Seine blauen Augen machen einfach sentimental – so blaue Augen!

• Montag, 22. 7., 17.15 Uhr, Film: „Rocca verändert die Welt“

• Montag, 22. 7., 21.30 Uhr, Film: „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“

• Dienstag, 23. 7., 21.30 Uhr, Film: „Yuli“

• Mittwoch, 24. 7., 17.15 Uhr, Film: „Spider Man: A New Universe“

• Mittwoch 24. 7., 21.30 Uhr, Film: „Der Vorname“

• Donnerstag, 25. 7., 17.15 Uhr, Film: „Die kleine Hexe“

• Donnerstag, 25. 7., 21.30 Uhr, Film: „Free Solo“

• Freitag, 26. 7., 17.30 Uhr, Kulturbühne: Dreckiges Tanzen

• Freitag, 26. 7., 21.30 Uhr, Film: „Der Junge muss an die frische Luft“

• Sonnabend, 27. 7., 16.30 Uhr, Kulturbühne: Beste Freundinnen – Die nackte Wahrheit

• Sonnabend, 27. 7., 21.30 Uhr, Film: „Monsieur Claude 2“

• Sonntag, 28. 7., 12 Uhr, Film: „Zurück in die Zukunft – Die Trilogie“ 

• Sonntag, 28. 7., 21.30 Uhr, Film: „Ein Becken voller Männer“

• Montag, 29. 7., 14.30 Uhr, Kultur Talk mit Raoul Schmidt-Lamontain, Neue Reihe der Filmnächte und der Sächsischen Zeitung. Erster Gast: Dresdens Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau

• Montag, 29. 7., 17.15 Uhr, Film: „Unheimlich perfekte Freunde“

• Montag, 29. 7., 21.30 Uhr, Film: „Mary Poppins’ Rückkehr“

• Dienstag, 30. 7., 21.30 Uhr, Film: „Shoplifters – Familienbande“

• Mittwoch, 31. 7., 0.30 Uhr, Film: „The Big Lebowski“

• Mittwoch, 31. 7., 17.15 Uhr, Film: „Mister Link – Ein fellig verrücktes Abenteuer“

• Mittwoch, 31. 7., 21 Uhr, Film: „Pets 2“