Birgit Kempe beugt sich über ein Hochbeet und inspiziert ihre Kürbisse. Unter ihren Füßen knirscht es leicht. „Oh, entschuldige“, sagt die 53-Jährige in Richtung der Kapuzinerkresse. Aber die orangefarbene Blüte scheint unverletzt.
Birgit Kempe schreitet weiter, begleitet von ihren drei Katzen, durch ihren Kleingarten in Pesterwitz, am Stadtrand von Dresden. Einem Kürbis sagt sie leise, wie schön er gewachsen ist in letzter Zeit.
Den Pflanzen bekommt die Ansprache offenbar hervorragend. Birgit Kempe ist keine Freundin von synthetischem Dünger, nutzt lediglich Kompost und Mulch aus Gras, ist zurückhaltend beim Jäten. Aber überall blüht und wuchert es munter. „Geradlinig und ordentlich ist nicht meins“, sagt Birgit Kempe. „Ich liebe es bunt und verrückt.“
Nicht nur, weil ihr das gefällt so, sondern weil es den Pflanzen bekommt und viele Insekten anzieht. Als die gelernte Uhrmacherin und Gärtnerin den Garten übernahm, rodete sie Koniferen und einen Kirschlorbeer. Pflanzte stattdessen heimische Wildbeerensträucher, Obstbäume, duftende Ramblerrosen.
Der Garten steckt voller Wunder und Raritäten, für die man einen guten Blick braucht oder eine der Führungen, die derzeit jedoch wegen Corona ausgesetzt sind. Birgit Kempe ist seit einigen Jahren selbstständig und spezialisiert auf alte Tomatensorten, deren Samen sie seit Jahren sammelt. 700 Sorten wachsen in ihrem Garten und in zwei Gewächshäusern, die sie gemietet hat.
„Aber ich bin an allem interessiert und experimentiere gern mit Sorten, die man im normalen Handel nicht mehr findet“, sagt sie. So wachsen bei ihr Pfeffer, winterharter Koriander, mexikanische Minigurken, blaue Kartoffeln, Spargelerbsen und eine Fülle an duftenden Kräutern.
„Kosten Sie mal“, sagt sie, es ist ihr Lieblingssatz. Wundervoll ist es, süße Tomaten aller Farben und Formen frisch vom Strauch zu vertilgen. Oder kleine, unscheinbare Kräuter, die schmecken wie eine Möhre oder eine milde Zitrone.