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Filmakademie geht Bündnis mit Hochschule ein

Die Pläne für das neue Görlitzer Ausbildungszentrum für Berufe hinter der Kamera werden immer konkreter. Offen ist nun noch die Finanzierung.

Von Ines Eifler
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An einem der wichtigsten Görlitzer Filmorte berieten Vertreter der Filmbranche, der Filmförderung und der Stadt Görlitz über die zukünftige Görlitzer Filmakademie.
An einem der wichtigsten Görlitzer Filmorte berieten Vertreter der Filmbranche, der Filmförderung und der Stadt Görlitz über die zukünftige Görlitzer Filmakademie. © Nikolai Schmidt

Aus jungen Leuten, die am Filmset in Görliwood mitarbeiten, werden Profis. Abiturienten, die in der Nähe bleiben möchten, können vor Ort etwas studieren, das sie Film und Fernsehen näher bringt: als Filmausstatter, Licht-, Bild- und Tontechniker oder Produktionsmanager. Und wegen ihrer Vielzahl an Fachleuten wird Görlitz noch interessanter für Filmproduktionsfirmen aus der ganzen Welt. So könnte es sein. Davon ist spätestens seit Octavian Ursus Neujahrsempfang die Rede, als der Görlitzer Oberbürgermeister seine Ideen zu einer Filmakademie in Görlitz vorstellte.

Hochschule sieht viele Anknüpfungspunkte

Am Donnerstag sind diese Pläne zur Gründung eines "Aus- und Weiterbildungzentrums für filmhandwerkliche Berufe" einen Schritt konkreter geworden. Hieß es bisher, eine Kooperation mit der Hochschule Zittau/Görlitz sei wünschenswert, so steht diese nun fest. Für Hochschulrektor Alexander Kratsch ist es gar keine Frage: "Die Hochschule ist so vielfältig aufgestellt, dass wir viele Anknüpfungspunkte und Möglichkeiten sehen, die filmischen Ausbildungen zu unterstützen." Das sagte er in der großen Runde aus Vertretern der Filmbranche, der Filmförderung und der Stadt Görlitz, die Ursu am Donnerstag ins ehemalige Kaufhaus am Demianiplatz eingeladen hatte, um über die Pläne zu beraten.

Stefan Arndt, Mitgeschäftsführer der Berliner Filmproduktionsfirma X Filme Creative Pool begrüßt die Görlitzer Pläne zu einem Zentrum, in dem man Berufe hinter der Kamera erlernen kann.
Stefan Arndt, Mitgeschäftsführer der Berliner Filmproduktionsfirma X Filme Creative Pool begrüßt die Görlitzer Pläne zu einem Zentrum, in dem man Berufe hinter der Kamera erlernen kann. © Nikolai Schmidt

Mit dabei waren Filmproduzent Stefan Arndt, der schon oft in Görlitz gedreht hat und Ursus erster Ansprechpartner für die Idee einer Filmakademie war sowie die beiden Autoren des Konzepts für das Ausbildungszentrum: Der Filmkaufmann Alfred Holighaus, der unter anderem die Produktion von "Comedian Harmonists", "Helden wie wir" oder "Das Experiment" betreute und der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft vorstand. Und der Kameramann Peter Badel, der schon zu DEFA-Zeiten drehte und an der Filmuniversität Babelsberg als Professor im Studiengang Kamera lehrt.

Wer hier lernt, soll später eine Familie ernähren können

Alle drei betonten, wie wichtig es sei, die Ausbildung in Görlitz praxisnah zu gestalten. Arndt sagte, gut ausgebildetes Personal in den Bereichen Ausstattung, Licht-, Bild- und Tontechnik sei rar und er freue sich, wie modern und agil die Hochschule Görlitz/Zittau auf die Idee einer solchen Ausbildung reagiere. Badel sagte, an den etablierten Filmhochschulen würden viele zu Kameraleuten oder Regisseur ausgebildet, von denen später nicht jeder eine Chance auf dem Markt habe. "Ziel des Görlitzer Zentrums ist es, Leute so auszubilden, dass sie später ihren Beruf ausüben und davon eine Familie ernähren können."

Naturfilmer hoffen auf Ausbildung in Görlitz

Neu unter den mit dem Zentrum verbundenen Akteuren ist Willy Xylander, Direktor des Görlitzer Senckenberg Museums für Naturkunde, dessen Förderkreis alle zwei Jahre den Meridian-Naturfilmpreis vergibt. Er habe einige Naturfilmer kennengelernt, sagte er und wisse von ihren Schwierigkeiten: "Außer in London gibt keine Ausbildungsstätte, die von Grund auf vermittelt, was vom Schnitt bis zur Vermarktung eines Naturfilms dazugehört." Deshalb hoffe er, dass auch Naturfilmer von dem neuen Ausbildungszentrum profitieren könnten.

Der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu im Gespräch mit Markus Görsch (l.) von der Mitteldeutschen Medienförderung, die als Förderer für das "Aus- und Weiterbildungszentrum für filmhandwerkliche Berufe in Görlitz" infrage kommt.
Der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu im Gespräch mit Markus Görsch (l.) von der Mitteldeutschen Medienförderung, die als Förderer für das "Aus- und Weiterbildungszentrum für filmhandwerkliche Berufe in Görlitz" infrage kommt. © Nikolai Schmidt

Im nächsten Schritt wird eine Arbeitsgruppe, die im Kern aus Hochschulrektor Alexander Kratzsch, Alfred Holighaus und Peter Badel besteht, den Lehrplan der drei Studiengänge entwickeln, die zunächst in den Räumen der Hochschule als Zertifikatskurse, als berufsbegleitendes oder als grundständiges Bachelorstudium absolviert werden können, und den Finanzierungsbedarf klären. Idealerweise sollen im Sommersemester 2021 schon die ersten zwölf bis 18 Studenten beginnen können.

Förderung ist Landesaufgabe

Doch erst wenn Inhalt, Zeitplan und Bedarf feststehen, können auch mögliche Geldgeber gefragt werden. Markus Görsch von der Mitteldeutschen Medienförderung - einer Gesellschaft der Länder Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, des MDR und des ZDF zur Förderung der Filmbranche - sagte, die Finanzierung des Ausbildungszentrums sei vor allem Landesaufgabe. "Und ich bin optimistisch, dass wir bald einen neuen Ausbildungsgang in Görlitz haben werden."

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