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Bau fürs neue MVZ kann starten

Ärztin Katharina Varga erweitert ihr Versorgungszentrum. Bis Jahresende soll das Gebäude in Seifhennersdorf stehen. Eigentlich hatte sie aber andere Pläne. 

Von Romy Altmann-Kuehr
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Katharina Varga (Mitte) betreibt das MVZ in Seifhennersdorf. Nun gibt es einen Neubau für die Einrichtung.
Katharina Varga (Mitte) betreibt das MVZ in Seifhennersdorf. Nun gibt es einen Neubau für die Einrichtung. © Archivfoto: Matthias Weber

Seifhennersdorf bekommt ein neues Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ), der Bau kann nun starten. Vom Seifhennersdorfer Stadtrat gab es jetzt grünes Licht für das Bauvorhaben der Seifhennersdorfer Ärztin Katharina Varga. Entstehen soll der Flachbau in Containerbauweise an der Nordstraße 4, auf einer Wiese direkt gegenüber der neuen Seniorenwohnanlage, die ebenfalls gerade gebaut wird. Frau Dr. Varga, die bereits ein Medizinisches Versorgungszentrum im Oberland betreibt, will in dem Neubau eine neue Zentrale für ihr MVZ einrichten. 

Die Versorgungszentren sind ein Trend in der Gesundheitslandschaft, der sich immer mehr ausbreitet. Das MVZ vereint mehrere Praxen im Versorgungszentrum, beschäftigt mehrere Ärzte, so das Prinzip. Durch diese Bündelung sollen wirtschaftliche und personelle Synergie-Effekte entstehen: teure Geräte müssen zum Beispiel nur ein Mal vorgehalten werden, können aber von mehreren Praxen genutzt werden. Schwestern und Ärzte können nach Bedarf an den unterschiedlichen Standorten eingesetzt werden, wenn Not am Mann ist. So hat auch Frau Varga mittlerweile drei Praxen - in Seifhennersdorf, Leutersdorf und Großschönau - in das MVZ eingegliedert. Auch Krankenhäuser oder sogar Kommunen können Medizinische Versorgungszentren mit angestellten Ärzten gründen, teilt die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen (KVS) - eine Art Kontrollorgan der Ärzte - auf Nachfrage der SZ mit. Das MVZ von Frau Varga schätzt die KVS, die einigen MVZ-Trägerschaften durchaus kritisch gegenüber steht, als wichtiges Versorgungszentrum für die Region Seifhennersdorf ein. 

Eigentlich hatte die Medizinerin in der Grenzstadt nun andere Baupläne. Sie wollte mit dem MVZ das alte Ambulatorium in Seifhennersdorf wieder beleben. Das liegt ebenfalls ganz in der Nähe ihrer jetzigen Praxis an der Otto-Simm-Straße. Doch derzeit sei es noch schwierig an das leer stehende Gebäude heranzukommen, bestätigt die Seifhennersdorfer Bürgermeisterin Karin Berndt. Es gehörte zuletzt einer Schweizer Aktiengesellschaft, die es aber inzwischen nicht mehr gibt. Da seit Jahren niemand mehr Grundsteuern für das Areal bezahlt und Seifhennersdorf damit eine gehörige Einnahme durch die Lappen geht, würde die Stadt das ganze Objekt gern zwangsversteigern lassen. Doch bisher gelang es ihr nicht, einen Antrag auf Zwangsversteigerungsverfahren beim Gericht durchzusetzen. Inzwischen ist das Gebäude von der Straße aus kaum noch zu sehen, der Park rundherum ist verwildert und zugewachsen. Die letzte Nutzung war vor ein paar Jahren eine Schule für Spürhunde. Diese Ära wehrte aber nur kurz. Seitdem steht das Gebäude leer.  

Das alte Ambulatorium in Seifhennersdorf: Hier hätte Ärztin Katharina Varga gern ihr MVZ eingerichtet. Auf diesem Foto ist es noch zu erkennen, mittlerweile ist das Gebäude aber völlig zugewachsen. 
Das alte Ambulatorium in Seifhennersdorf: Hier hätte Ärztin Katharina Varga gern ihr MVZ eingerichtet. Auf diesem Foto ist es noch zu erkennen, mittlerweile ist das Gebäude aber völlig zugewachsen.  © Archivfoto: Holger Gutte

Eine Nutzung als Ärztehaus ist hier jedenfalls in absehbarer Zeit nicht möglich. Frau Varga musste sich nun auf eine andere Lösung für ihr MVZ besinnen. Denn sie braucht dringend eine Zentrale. Laut KVS muss ein Versorgungszentrum eine solche Hauptbetriebsstätte haben. "Hier muss der überwiegende Teil der Sprechstunden stattfinden", informiert die KVS auf Nachfrage der SZ. Bislang befindet sich diese Zentrale in Vargas Leutersdorfer Praxis. Hier hat sie aber viel weniger Patienten, als in der Praxis in Seifhennersdorf und bietet daher auch weniger Sprechstunden an. Sie habe sich mit der MVZ-Zentrale für einen Standort entscheiden müssen, erklärte Frau Varga jetzt im Stadtrat. In Leutersdorf habe sie 700 Patienten, in Seifhennersdorf 1.400. "Da war klar, dass die Zentrale nach Seifhennersdorf kommt", so die Ärztin. Dorthin wird die Leutersdorfer Praxis dann verlegt und am alten Standort geschlossen. Der Standort Großschönau bleibt erhalten.   

"Wir können nicht auf das Ambulatorium warten", schilderte Katarina Varga jetzt dem Seifhennersdorfer Stadtrat. Deshalb hat sie sich entschieden ein neues Gebäuden zu errichten. Der Stadtrat hatte sich in seiner jüngsten Sitzung mit ihrem Bauantrag für das neue Versorgungszentrum zu befassen. Das Gebäude wird 310 Quadratmeter haben, berichtet Frau Varga. Auf dem Gelände sollen 23 Parkplätze für die Patienten entstehen. Vier Arztzimmer und sechs Behandlungsräume sollen Platz finden. Vier Ärzte werden hier tätig sein. "Das wird so ähnlich sein, wie früher die Poliklinik", erläutert Frau Varga. "Dieses Konzept hat ja gut funktioniert", findet die Ärztin, die selbst aus der Slowakei stammt. Die Vorteile liegen für die Ärztin klar auf der Hand. "Es ist immer ein Ansprechpartner da. Wenn ein Arzt Urlaub hat, merkt das der Patient gar nicht." Außerdem kann sie durch die Bündelung am Zentralstandort viele Serviceleistungen anbieten. So habe bereits eine Gemeindeschwester die Arbeit aufgenommen. Blut abnehmen kann sie beispielsweise zu Hause, die Patienten müssen nicht extra in die Praxis kommen. Auch die Gabe von Infusionen sei zum Beispiel zu Hause möglich, ebenso wie mehr Hausbesuche. 

Damit der Neubau schnell geht, hat sich die Ärztin für einen Containerbau entschieden. Ängste, das neue Gebäude könne nicht ins Ortsbild passen, kann sie beschwichtigen: "Das wird nicht aussehen wie ein Container", so Frau Varga. Das Gebäude werde außen verkleidet. Es wird einen schönen hellen Vanille-Farbton haben, beschreibt sie. 

Katharina Varga übernahm 2012 eine Hausarztpraxis in Seifhennersdorf und ließ sich hier nieder. Zusätzlich führte sie ab Anfang 2017 die Praxis des Ärzte-Ehepaares Philippson. Philippsons praktizierten über 25 Jahre in Leutersdorf und gingen in den Ruhestand. Im Frühjahr 2018 gründete Varga das MVZ. Im Herbst übernahm sie dann auch die Großschönauer Hausarzt-Praxis von Dr. Christiane Brömmer in das MVZ. Eine junge Ärztin ist hier jetzt tätig. 

Auf dieser Fläche an der Nordstraße entsteht das neue Arzt-Gebäude. 
Auf dieser Fläche an der Nordstraße entsteht das neue Arzt-Gebäude.  ©  SZ-Grafik

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