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Olympia 2030 im Erzgebirge - das sagt Sachsens Sport dazu

Der Traum ist nicht „fertig gedacht“, meint der Landessportbund-Chef und erinnert sich an Altenberg.

Von Michaela Widder
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Altenberg wäre bei Olympia mit seiner Bobbahn dabei.
Altenberg wäre bei Olympia mit seiner Bobbahn dabei. © Ronald Bonß

Peking, Mailand – und jetzt Schmalkalden? Aus dem Schneeball, also der Idee von Olympischen Spielen 2030 in Thüringen, Sachsen und Bayern, ist eine Lawine geworden. Und die sorgt weiter mehr für Verwunderung als Begeisterung. „Die Sache ist ein gesamtdeutsches Projekt und hat nicht nur einen rein regionalen Charakter. Die Idee von zwei Leuten ist nicht fertig gedacht“, sagt Christian Dahms, Generalsekretär des Landesportbundes Sachsen, auf Nachfrage der SZ.

Die beiden Initiatoren, ein Sprecher der Volksbank Schmalkalden im Thüringer Wald und ein Journalist, wollen die Winterspiele in gut zehn Jahren nach Ostdeutschland holen. In ihrem Konzept ist auch Sachsen mit sechs möglichen Standorten vertreten. „Ich halte es für ein sehr schwieriges Unterfangen, da müssen die Leute mitgenommen werden“, sagt Dahms und erinnert an die beiden vorangegangenen Bewerbungen, die in München und Hamburg jeweils am Widerspruch der Bevölkerung scheiterten. „Da gibt es viele Fragezeichen.“ 

Nicht einmal die Kollegen vom LSB Thüringen wussten von der Idee, sagt Dahms, der wie der Bürgermeister von Klingenthal, wo die Skisprung-Wettbewerbe stattfinden sollen, aus den Medien davon erfuhr. Ebenso wenig wurde bisher der Deutsche Olympische Sportbund einbezogen. Doch nur der darf sich beim Internationalen Olympischen Komitee bewerben. 

Klingt das doch eher nach einer PR-Aktion oder einem sehr verspäteten Aprilscherz? Der LSB-Generalsekretär will den Ideengebern keinesfalls nur Eigennutz unterstellen, wundert sich aber über den Alleingang. „Bei mir ist sofort der Gedanke aufgekommen: Da ist doch bestimmt Altenberg mit dabei.“

2013 hatte Thomas Kirsten, der Bürgermeister der kleinen Wintersportgemeinde im Osterzgebirge, eine Bewerbung für die Winterspiele 2026 gemeinsam mit Dresden und Tschechien vorgeschlagen. Die Idee versickerte allerdings schnell wieder, bei der Landesregierung stieß die Initiative auf wenig Gegenliebe. Altenberg ist mit der Bobbahn jetzt wieder im Gespräch.

Christian Dahms, Generalsekretär des Landesportbundes Sachsen - hier mit Kugelstoßerin Christina Schwanitz (re) und Barbara Beyer-Petzold, bei den Winterspielen 1980 in Lake Placid zweifache Olympiasiegerin im Skilanglauf.
Christian Dahms, Generalsekretär des Landesportbundes Sachsen - hier mit Kugelstoßerin Christina Schwanitz (re) und Barbara Beyer-Petzold, bei den Winterspielen 1980 in Lake Placid zweifache Olympiasiegerin im Skilanglauf. © Ronald Bonß

„Wir wollen in Deutschland gern mal wieder Olympische Spiele, aber darüber entscheiden die Bürger“, erklärt Dahms. Der Sportfunktionär hält es auch für wenig klug, Sommer- und Winterspiele nacheinander ins eigene Land holen zu wollen. Trotz der beiden Ablehnungen in Volksentscheiden innerhalb von sechs Jahren in Hamburg und München trommelt bereits eine Initiative aus Wirtschaft und inzwischen auch Politik für einen neuen Anlauf: Sommerspiele 2032 in der Region Rhein-Ruhr. „Dort wird mit den Menschen und den Fachverbänden gesprochen. Das ist sinnvoll“, erklärt Dahms.

Unabhängig von der Vorgehensweise ist der LSB-Chef eher skeptisch. Natürlich befürworte er den Weg weg vom Gigantismus. Trotzdem sei es ein Milliarden-Projekt. Auch wenn eine Vielzahl von Sportstätten vorhanden ist, „müssten in Thüringen Straßen ausgebaut werden. Von Sachsen rede ich noch gar nicht.“ Dazu kommen kostenintensive Sicherheitsauflagen und fehlende Hotels. „Wo sollen Tausende Gäste in Altenberg übernachten?“, fragt er. Der öffentliche Nahverkehr müsse ausgebaut werden. „Die Strecke zwischen Leipzig und Chemnitz ist nicht mal elektrisiert. Da kann kein ICE fahren“, erklärt er. Chemnitz wäre Standort für die Eiskunstlaufwettbewerbe. Der nächste Flughafen ist Leipzig. „Selbst, wenn es günstig wird, reden wir über drei, vier, fünf Milliarden.“

Passend dazu: Für die Olympischen Jugendspiele 2018 in Buenos Aires wurden über eine Milliarde Dollar ausgegeben. Damit waren sie 45-mal so teuer wie geplant.