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Trockenheit bedroht den Stausee Quitzdorf

Weil kaum Wasser nachfließt, ist das Gewässer zu einer Gefahr für die Menschen geworden. Zwei Angler erlebten das.

Von Steffen Gerhardt
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Inzwischen grünt es auf den Flächen im Quitzdorfer Stausee, die eigentlich im Wasser verschwunden sein müssten.
Inzwischen grünt es auf den Flächen im Quitzdorfer Stausee, die eigentlich im Wasser verschwunden sein müssten. © André Schulze

Zwei Angler wollten es versuchen. Sie ließen ihr Boot in den Stausee Quitzdorf zu Wasser. Doch statt sich ins Boot zu hieven, steckten sie fest. Mit beiden Beinen im Morast.  Nur unter großer Kraftanstrengung und indem sie sich an dem Boot festhielten, erreichten sie das feste Ufer. Für die Landestalsperrenverwaltung, die den See bewirtschaftet, zeigt das Beispiel, wie gefährlich es am See sein kann. Denn es läuft nicht nach Plan bei der Flutung des Sees.

Die Trockenheit und die auf Grund des Sonnenscheins hohe Verdunstung sind in diesen Tagen die beiden Hauptfeinde für den Quitzdorfer Stausee. Mit dem sinkenden Wasserstand bleiben Schlamm und Morast in den Uferbereichen zurück. Tritt man dort hinein, ist es nur schwer, sich von allein daraus wieder zu befreien. Deshalb dürfen die Ufer des Stausees auch weiterhin nicht betreten werden. Das betrifft auch die beiden Strände in Kollm Nord und Ost. Darauf weist die Landestalsperrenverwaltung Sachsen am Montag hin. Wie lange die aus Sicherheitsgründen verfügte Sperre gültig bleibt, kann  die LTV nicht sagen.   

Angler warten auf Saisonstart

Somit bleibt die Talsperre auch für Angler tabu. Darüber informierte Pächter Gunther Ermisch bereits am Montag in der SZ. Wann in die neue Saison gestartet und der Verkauf von Angelkarten für dieses Jahr begonnen werden kann, ist weiterhin offen - und abhängig vom Wasserstand.   

Die LTV spricht von zehn Zentimetern, die am normalen Wasserstand bisher fehlen. Das klingt nicht viel, ist aber aufgrund der großen Wasserfläche, die der Stausee hat, eine enorme Wassermenge. Damit wieder Leben am Stausee herrschen kann, braucht es einen Wasserstand von mindestens 157,8 Metern über Normalnull, sagt die LTV. Am Montag lag der Wasserstand bei 157,67 Metern. Verfolgt man die Entwicklung der vergangenen Woche, so zeichnet sich ab, dass der Wasserspiegel eher fällt als steigt.   

118.000 Kubikmeter in einer Woche weniger

Fasste die Talsperre am Montag vor einer Woche noch 6.787.000 Kubikmeter Wasser, so waren es an diesem Montag nur noch 6.669.000 Kubikmeter. Also 118.000 Kubikmeter weniger. Das macht sich aber nur in einem um drei Zentimeter gesunkenen Wasserspiegel bemerkbar.  Nimmt man rund 100.000 Kubikmeter Wasserverlust in einer Woche als Vergleichszahl, lässt sich schnell errechnen, wie die Wasserstände in den nächsten Wochen sein werden. Vorausgesetzt das Wetter bleibt so wie es ist. 

Dabei setzt die LTV, laut Sprecherin Katrin Schöne, bereits auf eine sparsame Talsperrenbewirtschaftung. Das heißt, es wird nur so viel Wasser abgegeben, wie nötig ist. "Die Talsperre Quitzdorf ist ein Brauchwasserspeicher und versorgt unter anderem die unterhalb der Talsperre liegenden Teiche der Binnenfischerei mit Wasser. Da die Abgabemenge nicht weiter reduziert werden kann, übersteigt sie derzeit die Zuflussmenge zur Talsperre." 

Schwarzer Schöps bringt weniger Wasser

Was den Zufluss betrifft, ist dieser rückläufig. Die Talsperre wird hauptsächlich vom Schwarzen Schöps gespeist. Am Montag vor einer Woche betrug der Wasserstand im Schöps noch bis 36 Zentimeter. Diesen Montag waren es in der Mittagsstunde nur noch 24 Zentimeter, die am Einlauf gemessen wurden. Der Ablauf aus der Talsperre hat einen gleichbleibenden Pegelstand von rund 35 Zentimetern. In der Vorwoche war die zulaufende Wassermenge noch gleich der die abgegeben wird. Das Verhältnis hat sich  nun zum Nachteil des Wasserhaushaltes in der Talsperre gewandelt. Dazu kommt noch die hohe Verdunstung.

Das hat zur Konsequenz, dass das Wasser weiter von den Ufern zurückweicht. Damit wird die Gefahr für den Menschen größer, im Morast zu versinken. Kommt nicht bald ausgiebiger Regen, wird es um den Zustand des Stausees ein weiteres Stück bedrohlicher.   

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