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Vonovia baut Mietern die Hinterhöfe zu

Bereits vor drei Jahren hatten die Pläne des Großvermieters für Ärger gesorgt. Nun sollen in der Pirnaischen Vorstadt fünf Neubauten errichtet werden.

Von Sarah Herrmann
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Henry Trautvetter (l.), Karina Grundmann und Joachim Winkler sind nur drei von zahlreichen Mietern, die sich schon 2017 über die Pläne der Vonovia geärgert haben. Die sollen nun umgesetzt werden.
Henry Trautvetter (l.), Karina Grundmann und Joachim Winkler sind nur drei von zahlreichen Mietern, die sich schon 2017 über die Pläne der Vonovia geärgert haben. Die sollen nun umgesetzt werden. ©  Foto: Sven Ellger

Lange war es ruhig geworden um die Pläne der Vonovia in der Pirnaischen Vorstadt. Doch wie sich nun herausstellt, war es nur die Ruhe vor dem Sturm. Denn bald will der Großvermieter die Visionen umsetzen, die schon Anfang 2017 für  Ärger gesorgt haben.

Rückblick: Im Januar 2017 hatte das Unternehmen die Mieter aus den Wohnblöcken der Seidnitzer, Zirkus- und Mathildenstraße zu einer Versammlung eingeladen. Dort wurden die Pläne erstmals vorgestellt: Fünf Neubauten will die Vonovia in dem Karree errichten. Sie sollen in den Hinterhöfen der bereits bestehenden Bebauung platziert werden - für die Mieter ein großes Ärgernis. Denn ihnen wird nun Platz genommen, der bisher zum Wäschetrocknen und Spielen genutzt wird, wie sie bereits in der ersten Versammlung monierten. Zudem befürchten die Anwohner zusätzlichen Lärm, einen stärkeren Hitze-Stau in den Sommermonaten sowie eine angespannte Parksituation. 

Eine Bürgerinitiative gründete sich, eine Petition wurde gestartet, die von rund der Hälfte der Mieter unterzeichnet wurde und auch die Politik stellte sich auf die Seite der Anwohner. Das Wohnungsunternehmen startete wegen des immensen Gegenwinds sogar ein Mediationsverfahren. Das musste jedoch abgebrochen werden - wegen mangelnder Kompromissbereitschaft seitens des Großvermieters, behaupten einige Anwohner. Ein Jahr lang zogen sich die Diskussionen. Dann wurde es zwei weitere Jahre still - bis jetzt.

Per Aushang hat die Vonovia die Mieter nun darüber informiert, dass eine Baugenehmigung vorliegt. "In Kürze starten wir mit den bauvorbereitenden Maßnahmen. Als erstes beginnen wir - wie genehmigt - mit dem Fällen einzelner Bäume", heißt es in dem Schreiben, welches der SZ vorliegt. Der richtige Baubeginn ist demnach am 25. Mai. Bis Sommer 2022 sollen die fünf Neubauten stehen. "Dresden braucht neuen, bezahlbaren Wohnraum. Vonovia möchte dazu aktiv ihren Beitrag leisten", heißt es weiter in dem Schreiben. Das Unternehmen wolle die Bewohner weiterhin einbeziehen und frühzeitig informieren. 

Doch die Wogen sind keineswegs geglättet: "Unser Standpunkt zu diesem Zerstörungsvorhaben hat sich nicht geändert - im Gegenteil", sagt Lutz Werner. Der Anwohner ist Sprecher der Bürgerinitiative Pirnaische Grünstadt, die sich nach Bekanntwerden der Pläne gegründet hat. "Die Sommer von 2018 und 2019 haben uns  vor Augen geführt, wie unerträglich sich dicht bebaute Wohngebiete bei Hitze anfühlen." Diese Situation werde sich durch die Neubauten und den gleichzeitigen Wegfall von Grünflächen zuspitzen, ist sich Werner sicher. "Dass der Baubürgermeister so eine Zerstörung von funktionierendem Grün zulässt, straft alle vorgeblichen Bemühungen um ein menschenfreundliches Stadt-Wohn-Klima sowie alle Behauptungen, Grünflächen im stadtkernnahen Bereich zu schützen, Lügen", ärgert sich der Mieter.

Die Vonovia betont allerdings, dass zu einem späteren Zeitpunkt Baumpflanzungen geplant seien und letztlich sogar mehr Grün entstehen würde. Schon bei der ersten Präsentation verwies das Unternehmen beispielsweise auf begrünte Dächer und Fassaden. Das könne aber die großflächige Begrünung sowie die teils 60 Jahre alten Bäume nicht ersetzen, findet Werner. Doch ihm sind nun die Hände gebunden. Die Genehmigung ist erteilt, die Arbeiten werden starten, die Ruhe ist nun vorbei.

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