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Wieso Panschwitz-Kuckau 115 Prozent Wahlbeteiligung hat

Laut Ergebnisübersicht hat das sächsische Panschwitz-Kuckau eine Wahlbeteiligung jenseits der 100 Prozent. Für das Phänomen gibt es eine einfache Erklärung.

Von Fabian Deicke
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Eine Wahlbeteiligung von über 100 Prozent, so wie hier in Panschwitz-Kuckau, verwundert auf den ersten Blick. Aber es gibt eine plausible Erklärung dafür.
Eine Wahlbeteiligung von über 100 Prozent, so wie hier in Panschwitz-Kuckau, verwundert auf den ersten Blick. Aber es gibt eine plausible Erklärung dafür. ©  [M] Claudia Hübschmann/Sächsische.de

Dresden. Im Bundestagswahlergebnis für die Gemeinde Panschwitz-Kuckau taucht ein Wert auf, der auf den ersten Blick irritiert. Es wird eine Wahlbeteiligung von 115,7 Prozent ausgewiesen, 1.875 von 1.620 Wahlberechtigten haben ihre Stimme abgegeben. Die Zahlen sind sowohl auf den Ergebnisseiten bei Sächsische.de als auch in den offiziellen Daten des Statistischen Landesamtes Sachsen so nachzulesen.

In Sozialen Medien kursieren bereits Bilder davon. In einer Bautzner Facebook-Gruppe heißt es schließlich: "Das gab es ja selbst beim Erich nicht." Gemeint ist Honecker in Anspielung auf die früher in der DDR übliche Wahlbeteiligung von nahezu 100 Prozent. Derart vorgestrige Verhältnisse herrschen im sächsischen Panschwitz-Kuckau natürlich nicht - auch nicht bei der Bundestagswahl.

Beim Betrachten des Ergebnisses in der Gemeinde muss auf ein Detail geachtet werden. Wie hier auf nachfolgendem Screenshot von der Wahl-Website des Statistischen Landesamtes zu sehen ist, steht unter der tabellarischen Ansicht, die die Anzahl der Wahlberechtigten und der tatsächlichen Wähler ausweist, dieser Vermerk: "Gemeinde führte Briefwahl ebenfalls für Crostwitz, Nebelschütz, Räckelwitz und Ralbitz-Rosenthal durch."

So sieht die Ergebnisübersicht auf der offiziellen Seite des Statistischen Landesamtes für Panschwitz-Kuckau aus. Wichtig ist der Hinweis unter der Tabelle.
So sieht die Ergebnisübersicht auf der offiziellen Seite des Statistischen Landesamtes für Panschwitz-Kuckau aus. Wichtig ist der Hinweis unter der Tabelle. © Screenshot: wahlen.sachsen.de

Was das genau bedeutet, hat die Landeswahlleitung unter anderem in der Pressemitteilung zum vorläufigen Wahlergebnis am Montag mitgeteilt. Sie erklärt darin, dass die auf den ersten Blick merkwürdig erscheinenden Wahlbeteiligungen jenseits der 100 Prozent mit der Auszählung von Briefwahlstimmen zusammenhängt. "Ursächlich hierfür ist, dass in diesen Gemeinden die Briefwahl für weitere Gemeinden durchgeführt wird", heißt es.

  • Das Bundestagswahl-Datencenter für Sachsen

Im Fall von Panschwitz-Kuckau, wo eigentlich nur 1.620 Bürger wählen dürfen, fließen also noch die Briefwahlstimmen aus vier umliegenden Gemeinden in das Ergebnis ein. Damit erhöht sich die Zahl der abgegeben Stimmen auf ebenjene 1.875 bei gleichbleibender Zahl der Wahlberechtigten. Umgekehrt können diese Stimmen aber auch in keiner anderen Gemeinde mehr gezählt werden. Kurzum: Am Gesamtergebnis ändert sich nichts.

Auch kein Einfluss auf Ergebnis der Erststimme

Ein Einfluss auf das Ergebnis bei der Zweitstimme ist genauso ausgeschlossen wie bei der Erststimme, mit der die Wähler über die Direktkandidierenden entscheiden. "Die gemeinsame Auszählung ist nur möglich für Strukturen innerhalb eines Wahlkreises", erklärt Thomas Wolf, Referatsleiter beim Statistischen Landesamt Sachsen auf Anfrage. Gesetzlich geregelt sei das alles in Paragraf 8 Absatz 3 des Bundeswahlgesetzes.

Außerdem, so erklärt Wolf, sei es unabhängig der gesetzlichen Regelung auch faktisch nicht möglich, eine Auszählung über die Grenzen eines Wahlkreises von anderen Gemeinden vornehmen zu lassen. Schließlich unterscheiden sich wegen der verschiedenen Wahlkreiskandidierenden die Stimmzettel. "Eine Auswirkung auf das Ergebnis der Wahl ist damit systematisch ausgeschlossen", so Wolf.