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Evangelische Akademien: AfD-Funktionäre sind in Kirchengremien tabu

Akademiedirektoren, aber auch Ärzte und Apotheker veröffentlichen Erklärungen zu Toleranz und Vielfalt. Eindringlich warnen sie vor Hass und Hetze.

Von Ulrich Wolf
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In den Demonstrationen gegen Rechtsradikalismus wie hier in Dresden Ende Februar sieht die deutsche Ärzteschaft ein "ermutigendes Zeichen".
In den Demonstrationen gegen Rechtsradikalismus wie hier in Dresden Ende Februar sieht die deutsche Ärzteschaft ein "ermutigendes Zeichen". © Archiv: Sebastian Kahnert/dpa

Dresden/Berlin. Die Direktoren der fünf evangelischen Akademien in Ostdeutschland lehnen öffentliche Debatten mit AfD-Funktionären oder deren Mitgliedschaft in kirchlichen Gremien ab.

In ihrem Projekt "Stellungnahmen zur Demokratie" betont die Berliner Direktorin Friederike Krippner beim Thema "Dialog oder klare Kante", es verbiete sich von selbst, AfD-Politikern "eine Bühne zu geben". Dies gelte für die Mitgliedschaft in kirchlichen Gremien ebenso wie für öffentliche Gespräche. Dort sei zu erleben, wie die Auftritte "durch Missachtung aller Regeln des Diskurses für Propaganda missbraucht wird". Anschließend inszenierten sich die AfD-Vertreter "als Opfer, deren freie Meinungsäußerung unterdrückt wird".

Vorwürfe in Richtung AfD macht auch der Thüringer Direktor Sebastian Kranich, insbesondere in der Debatte um die Migrationspolitik. Es sei "Kalkül der extremen Rechten", eine schlechte Grundstimmung zu forcieren und von Krisen zu reden, wenn "andere längst an Lösungen arbeiten".

Zwar sei es christlich, immer wieder auf Einzelne zuzugehen. Dies sei aber nicht zu verwechseln mit mangelnder Abgrenzung zu Organisationen und ihren Programmen, Parolen sowie führenden Personen, wenn diese die Würde jedes Einzelnen nicht respektierten. "Der christliche Prüfstein sollte immer der Schutz des Menschen und seiner Persönlichkeit bleiben", heißt es von den ostdeutschen Akademiechefs.

Apotheker und Ärzte warnen vor Ausgrenzung und Hetze

Zudem warnten mehr als 180 Verbände und Organisationen aus dem Gesundheitswesen, darunter auch die sächsische Landesärztekammer, in einer gemeinsamen Erklärung vor dem Zerfall demokratischer Werte. Hass und Hetze stellten diese "mehr und mehr infrage".

Die medizinische und pflegerische Versorgung in Deutschland könne auf Menschen mit Migrationshintergrund nicht verzichten, heißt es. Die Beschäftigten kämen aus allen Teilen der Welt. Alle Patienten würden "gemäß unserem beruflichen Ethos unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion, sozialem Status oder sexueller Orientierung" versorgt. Zudem sei interkulturelle Zusammenarbeit "unerlässlich für wissenschaftliche Exzellenz und medizinischen Fortschritt".

Ärzte und Apotheker, werteten es als ermutigend, dass Hunderttausende für den Erhalt von Freiheit und Demokratie demonstrieren. Es sei die Aufgabe aller, sich "jeglichen radikalen, ausgrenzenden Tendenzen entgegenzustellen". Die Erklärung unterschrieben haben etwa Ärztekammern und -verbände, die Bundesvereinigung der Apotheker, der deutsche Pflegerat oder auch der Marburger Bund.