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Ob mit oder ohne Sahra Wagenknecht: Die Linke muss zentrale Fragen klären

Die Linke verliert Wähler. Ein klarer Kurs dürfte manche zurückbringen. Ein Kommentar.

Von Thilo Alexe
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Sahra Wagenknecht soll ihr Mandat abgeben, fordert der Bundesvorstand der Linken.
Sahra Wagenknecht soll ihr Mandat abgeben, fordert der Bundesvorstand der Linken. © dpa; SZ

Nachvollziehbar wirkt der Beschluss der Linkenspitze vom Wochenende allemal. Für den Vorstand ist es nicht akzeptabel, dass Sahra Wagenknecht ihre Popularität als Bundestagsabgeordnete nutzt, um in der Öffentlichkeit mit dem Aufbau einer konkurrierenden Partei zu liebäugeln. Also soll sich Wagenknecht verabschieden, freiwillig und möglichst rasch.

Doch ganz so einfach ist das nicht. Die populäre Politikerin hat zwar aus ihrer Abneigung gegenüber aktueller und früherer Parteivorsitzender nie einen Hehl gemacht. Doch die Thesen der langjährigen Fraktionschefin kommen besonders in den Ostbundesländern an. Nicht nur die Kritik an Waffenlieferungen für die Ukraine stößt dort auf Zustimmung. Wagenknechts Skepsis gegenüber der deutschen Asylpolitik und urbanen „Lifestyle-Linken“, die in ihren Augen Interessen von Arbeitnehmern vernachlässigen, zieht ebenfalls.

Die Linke hat sich vor Jahren zurecht dafür entschieden, in den westlichen Bundesländern Präsenz zu zeigen. Mit dieser Strategie verlor sie allmählich die Rolle der Protestpartei im Osten, die vor allem diejenigen anspricht, die unter den Verwerfungen der Nachwendezeit leiden. Die Kritik an Hartz IV war, besonders zwischen Zwönitz und Zittau, aus Linkensicht konsequent. Aber was bietet die Partei dort darüber hinaus?

Wagenknecht kennt die Debatten. Und sie kennt das Fremdeln langjähriger Anhänger mit Linkenforderungen nach offenen Grenzen. Wagenknecht ist, auch wenn es erstaunlich klingen mag, eine Konservative. Sie kritisiert zwar geschickt und scharfzüngig kapitalistische Auswüchse etwa im Gesundheitswesen. Doch wenn es um gesellschaftliche Veränderungen geht, um dem Klimawandel zu begegnen, bremst sie und gibt sich als Stimme derer, die sich vom Wandel überrollt fühlen.

Egal ob Wagenknecht das Mandat abgibt oder im Parlament bleibt und eine Konkurrenzpartei gründet: die Linke muss zentrale Punkte klären. Das ist für die streitlustige Partei die eigentliche Schwierigkeit. Wähler verloren hat sie schon. Ein klarer Kurs wird manche zurückbringen.