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Wo bleibt das Eigene, Frau Wagenknecht?

Jetzt ist es offiziell: Sahra Wagenknecht und mehrere Mitstreiter spalten sich von der Linken ab. Sächsische.de-Redakteur Thilo Alexe kommentiert die Pläne für die neue Partei.

Von Thilo Alexe
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Wagenknecht will wieder in die Parlamente – mit neuer Partei und vertrauten Unterstützern.
Wagenknecht will wieder in die Parlamente – mit neuer Partei und vertrauten Unterstützern. © dpa/Soeren Stache; SZ

Den Wahlkampf hat sie eröffnet, auch wenn es noch gar keine Partei gibt. Dass die Ex-Linke Sahra Wagenknecht behauptet, die Bundesrepublik habe ihre "wohl schlechteste Regierung der Geschichte", ist nicht mehr und nicht weniger als das: Wahlkampf.

Wagenknecht will wieder in die Parlamente – mit neuer Partei und vertrauten Unterstützern. Dazu brechen sie und ihr Team vollends mit der Linken, was nicht überrascht. Beharrlich hat die Ex-Fraktionschefin ihrer bisherigen Partei vorgeworfen, sich zu wenig um die tatsächlichen Sorgen von Handwerkern, Kassiererinnen und Rentnern zu kümmern.

Wird sich Wagenknecht nun kümmern? In jedem Fall kann sie bei öffentlichen Auftritten punkten, Zuhörer in ihren Bann ziehen. Sie mischt wirtschaftspolitisch linke Ansätze wie Forderungen nach höherem Mindestlohn und Ausbau der Tarifbindung mit konservativen: weniger Zuwanderung, Augenmaß beim Klimaschutz, Stärkung der Mitte. Dazu kommt Pragmatismus. Schon allein wegen des Mangels an einheimischen Rohstoffen braucht es, folgt man Wagenknecht, gute Beziehungen zu Russland, viel Diplomatie und wenig Waffen.

Die derzeit Parteilose hat es geschafft, sich in eine so privilegierte wie beachtete Position zu manövrieren. Sie kann sich Standpunkte herausnehmen, die bei anderen Parteien nicht miteinander vereinbar wären. Ein Schuss Populismus ist dabei, und ja, auch Kaltschnäuzigkeit gegenüber alten Weggefährten. Was als Stärke daherkommt, kann allerdings auch eine Schwäche sein. Mit ihren Forderungen nach Maß, Mitte und Bürgernähe gibt sich Wagenknecht als Korrektiv zu den Regierenden. Sie konzentriert sich sehr stark darauf, Gegenpositionen zu deren vermeintlichen Fehlern einzunehmen. Wo bleibt da das Eigene?