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Löbau
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Das überrascht auf den Wahlzetteln in Löbau-Zittau

Vom 18-jährigen Schüler bis zum 87-jährigen Rentner, von Karnevalsverein bis Feuerwehr: Bei der Kommunalwahl ist die Auswahl in den Gemeinden sehr unterschiedlich. SZ hat genauer hingeschaut.

Von Anja Beutler
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Auf Wahlzetteln in den Gemeinden in Löbau-Zittau gibt es Überraschendes zu entdecken.
Auf Wahlzetteln in den Gemeinden in Löbau-Zittau gibt es Überraschendes zu entdecken. © Archivfoto: SZ/Uwe Soeder

Wie wichtig Wahlen sind, wird gerade jetzt - im Wahlkampf - immer wieder betont. Dabei geht es nicht nur um die Wähler, sondern auch um diejenigen, die sich überhaupt zur Wahl stellen. Wie steht es da eigentlich im Süden des Kreises Görlitz? Gibt es in den Gemeinden eine Auswahl - und macht die Jugend überhaupt mit bei den Entscheidungen vor Ort? Die SZ hat in den Bewerberlisten gestöbert.

Jüngste Bewerber: Schüler und Azubis Jahrgang 2005

Sucht man Bewerber, die ab dem Jahr 2000 geboren wurden, so zeigt sich rasch: Sie sind insgesamt rar - aber es gibt sie. Einige der ganz jungen Kandidaten sind sogar noch Schüler: Dazu gehören die Zittauer Stadtratsbewerber Nils Hentschel (2005) von den Grünen und Peter Efaim Brause (2006) von der Wahlvereinigung Hartau ebenso wie Santino Dittmann (2005), der in Lawalde für die AfD kandidiert. Im gleichen Alter sind die Auszubildenden Maximilian Veit (2005) und Alan Weber (2006), die für die Freie Wählervereinigung in Dürrhennersdorf antreten.

Ältester Bewerber: 1937 geborener Löbauer

Im Alter, im Rentnerdasein noch etwas für die Gemeinde tun? Das sagen sich so manche, die in den 1940er-Jahren, sogar noch zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges geboren sind. Auch die gibt es - allerdings ebenfalls eher selten. Den Altersrekord hält bei diesen Stadt- und Gemeinderatswahlen wohl der Löbauer Bernhard Hofmann. 1937 geboren, tritt er für die Linke an - ebenso wie sein Namensvetter Bernhard Tannert, der mit dem Geburtsjahr 1942 fünf Jahre jünger ist. Auch in Zittau wollen SPD-Bewerber mit Lebenserfahrung in den Rat: der 1940 geborene Theologe Christian Lange und der 1945 geborene Ingenieur Wolfgang Speer. In Seifhennersdorf kandidiert der 1940 geborene Heinz-Dieter Winkler für die UBS und in Großschönau der 1941 geborene Wolfgang Uhr für die SPD. Auch Leutersdorfs Langzeit-Bürgermeister Bruno Scholze - kandidiert im Jahr seines 80. Geburtstags - noch einmal für den Gemeinderat.

Oybin hat die meisten Bewerber pro Kopf

Schaut man rein auf die absoluten Zahlen, hat natürlich die Stadt Zittau mit 107 die meisten Bewerber zu bieten. Aber ist Zittau damit auch im Verhältnis gesehen - also nach Kandidaten pro 1.000 Einwohner - die Stadt mit dem größten Kandidatenpotenzial? Ist sie nicht: Auf 1.000 Einwohner kommen in Zittau 4,3 Kandidaten. Da haben andere Gemeinden durchaus höhere Werte: Das kleine Oybin mit seinen knapp 1.300 Einwohnern hat 23 Namen auf dem Wahlzettel stehen - also 17 pro 1.000 Einwohner. Auch Lawalde mit 15 Bewerbern auf 1.000 Einwohner oder Schönbach und Dürrhennersdorf mit gerundet 13, Großschweidnitz mit 12,5 und Rosenbach mit elf Kandidaten pro 1.000 Einwohner zeigen, dass in den Orten die Bürger mitmischen wollen. Manchmal kann es aber auch ganz anders sein: In Oppach gibt es mehr Ratsplätze zu vergeben als Bewerber sind. Die zehn Kandidaten haben also beste Chancen.

Persönlich verbunden - politisch verschieden

Auch das gibt's: Manchmal verhindern persönliche Beziehungen nicht, dass Paare für verschiedene Parteien antreten: In Zittau sind Rosemarie Hannemann, die für die SPD kandidiert, und ihr Partner Horst Schiermeyer - einst Grüne und jetzt Bündnis Sahra Wagenknecht - ein solches Beispiel. Auch die Hirschfelder Ronald Franz (FUW) und seine Partnerin Kathleen Schaarschmidt (FWZ) gehen politisch getrennte Wege.

Größte Vielfalt: Zittau und Schönau-Berzdorf

Es gibt Gemeinden, da stehen die Namen aller Kandidaten unter dem Dach einer Liste oder Partei. In Hainewalde ist das so, da gibt es nur die "Bürger für Hainewalde". Auch in Dürrhennersdorf kandidieren alle bei der Freien Wählervereinigung, ebenso wie in Beiersdorf. Aber es gibt auch das andere Extrem, wobei nicht immer die größten Städte und Gemeinden auch die größte Vielfalt haben: Zwar hat keine Kommune mehr Parteien und Wählerlisten zu bieten als Zittau mit gleich elf verschiedenen sogenannten "Wahlvorschlägen", wie das auf Amtsdeutsch heißt. Aber dass in einem 1.500 Einwohner großen Ort wie Schönau-Berzdorf die insgesamt 13 Bewerber gleich sieben verschiedene Gruppierungen antreten, ist schon außergewöhnlich. Mit ähnlich großer Vielfalt dürfen bei sechs Gruppierungen die Herrnhuter und die Ebersbach-Neugersdorfer Wähler sowie mit fünf Wahlvorschlägen die Lawalder auf dem Wahlzettel rechnen.

Exotische Namen auf dem Wahlzettel

Bei so großer Vielfalt stehen ab und an auch Namen auf dem Wahlzettel, die man da nicht zwingend vermutet hätte: In Schönau-Berzdorf liest sich der Wahlzettel wie die Vereinsliste der Gemeinde: vom Jugendclub über die Freiwillige Feuerwehr und den Sportverein Schönau-Berzdorf ist bis zum Schönauer Karnevals Club alles vertreten. Die "Freunde der Feuerwehr" stehen auch in Schönbach zur Wahl - ebenso wie der Wahlvorschlag mit Namen "Region und Kultur". Politisch ist man mit dem TSV Herwigsdorf 1891 auch in Rosenbach sportlich unterwegs und vermutlich die längsten Namen gibt es in Ostritz mit den "Unabhängigen Bürgerinnen und Bürgern von Leuba und Ostritz" oder auch der "Nichtorganisierten Wählervereinigung Siedlung".