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In vierter Generation: Warum der Grünberger Bäcker Böhme so beliebt ist

Eierschecke, Semmeln, Pfannkuchen: Die Backwaren der Grünberger Bäckerei von Steffen Böhme sind nicht nur bei Einheimischen beliebt. Was ist sein Erfolgsrezept? Und wie geht es mit der Bäckerei weiter?

Von Rainer Könen
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Bäckermeister Steffen Böhme aus Grünberg in seiner Backstube.
Bäckermeister Steffen Böhme aus Grünberg in seiner Backstube. © Christian Juppe

Grünberg. Man hatte ja immer wieder mal was von diesem Bäcker im Ottendorfer Ortsteil Grünberg gehört. Von seinen Backwaren, seinen Spezialitäten, die nicht nur bei den Einheimischen, sondern auch bei Wanderern gefragt sind, die hier einen Stopp einlegen. Von seinen legendären öffentlichen Backevents auf dem Dorfplatz hörte man ebenfalls. Wer also steckt eigentlich hinter dieser kleinen Bäckerei in Grünberg? Und was ist sein Erfolgsrezept?

Ein Vormittag unter der Woche. Man betritt sein in der Prof.-Nagel-Straße gelegenes Geschäft und beim Blick auf die Regale wird einem ein wenig nostalgisch zumute. Man schaut auf kleine und große, auf eckige und runde Brote, auf die vielen Kuchen und in der Luft hängt dieser so typische Geruch frischer Semmeln.

Kurz darauf ist er da und füllt den Laden direkt mit seiner Präsenz: Bäckermeister Steffen Böhme. Die musternden Blicke, mit denen man sich im Laden umschaut, registriert er sofort: "Ja, schauen Sie ruhig, das ist eine richtige Bäckerei", legt er gleich los. Bevor man weiteres wissen will, folgt die Erklärung: "Hier ist das Ladengeschäft, dahinter die Backstube." So wie es in einer richtigen Bäckerei halt üblich sei. Und dazwischen ein winziges Büro.

Pfannkuchen-Rezept von Bäcker Böhme stammt aus dem Jahr 1860

Der 55-jährige Steffen Böhme stammt aus einer Back-Dynastie. Er führt den kleinen Betrieb mit den sieben Mitarbeitern in vierter Generation. "Ich bin Bäcker aus Berufung, aus Leidenschaft", erklärt er.

Brot, Kuchen, Semmeln - alles, was zum Backhandwerk gehöre, sei sein Leben. Dabei lächelt er. Großen Wert legt er auf natürliche Produkte. Er nehme keine Fertigmehle, keine Tiefkühlprodukte, verwende keine technischen Enzyme für seine Backerzeugnisse. Ihm komme es auf die Reinheit seiner Backwaren an. "Das schmeckt man ja auch", meint er. Seine Produkte werden übrigens auch im Hofladen in Weixdorf verkauft.

Besonders beliebt sind seine Pfannkuchen. Da macht man ihm nichts vor. Das Rezept dieser Spezialität, mit der er sich mittlerweile einen Namen gemacht hat, hat er aus "einem Fachbuch von 1860", berichtet er.

Da will man natürlich sofort wissen, warum sie so lecker schmecken. Ganz ins Detail geht er natürlich nicht, logisch, ist Geschäftsgeheimnis. Nur soviel verrät er: Er knete den Pfannkuchenteig sehr lange, dann lasse er den Teig für mindestens eine halbe Stunde ruhen. Erst dann werde der Teig geschlagen, portioniert und in Butterfett gebacken. 1,50 Euro kostet sein Pfannkuchen pro Stück.

Aus dem Westen wieder in die Heimat zurückgekehrt

Aufgewachsen ist Böhme in Coswig, dort verbrachte er seine Schulzeit. Bei einem ansässigen Bäcker absolvierte er seine Lehrlingszeit. Klar, wer aus einer Bäckerfamilie wie er stamme, dessen beruflicher Lebensweg sei schon vorgeprägt, meint er.

Weil ihm damals die Verhältnisse in der DDR zusehends weniger behagten, war er kurz vor der Wende in den Westen ausgereist und in Rheinland-Pfalz gelandet. "In Ormont in der Eifel konnte ich nach wenigen Tagen wieder als Bäcker arbeiten", erzählt er. Eine schöne und interessante Zeit sei das gewesen. Nach fünf Jahren zog es ihn jedoch wieder zurück in die Heimat, nach Grünberg, wo er die Bäckerei von seinem Onkel übernahm.

Da bekommt man direkt Hunger: Blick in die Auslage von Bäcker Böhme in Grünberg.
Da bekommt man direkt Hunger: Blick in die Auslage von Bäcker Böhme in Grünberg. © Christian Juppe
Steffen Böhme an seinem historischen Backofen.
Steffen Böhme an seinem historischen Backofen. © Christian Juppe
Die Bäckerei in der Ortsmitte Grünbergs ist in der ganzen Region sehr beliebt.
Die Bäckerei in der Ortsmitte Grünbergs ist in der ganzen Region sehr beliebt. © Christian Juppe

Wöchentliches Open-Air-Backen auf dem Dorfplatz

Aufmerksam wurde man im Rödertal auf ihn spätestens, als er vor elf Jahren ein aus historischen Steinen gemauerten Backofen am Dorfplatz, direkt gegenüber seines Geschäfts, einweihte. Damals kamen hunderte Menschen zu seiner Brotback-Vorführung. Diese Open-Air-Backevents finden seitdem alljährlich von April bis September statt. Jeden Donnerstag in der Zeit von 9 bis 11 Uhr kann man ihm über die Schulter schauen und zusehen, wie er Brot herstellt.

Böhme: "Es kommen immer Leute vorbei, hin und wieder auch Schulklassen." An diesen Tagen riecht es dann im ganzen Ort nach frischem Brot. Böhme möchte mit diesen öffentlichen Backvorführungen auch den ein oder anderen der jungen Zuschauer für sein Handwerk begeistern, denn natürlich ist in seiner Branche der Fachkräftemangel zum Dauerthema geworden.

"Ich habe bisher Glück gehabt", meint er. Die Mitarbeiter, die er habe, seien sehr engagiert und mit dem Betrieb eng verbunden. Im August bekommt er einen Back-Azubi. Mit anderen Worten: Bei ihm ist derzeit alles in Butter.

Ein Stopp bei anderen Bäckereien ist ein Muss

Ein wenig Entspannung vom Job findet der Bäckermeister auf Wanderungen in der Region. "Ich genieße das sehr", meint er. Neue Eindrücke, neue Ideen, auch für seinen Beruf, holt er sich auf Urlaubsreisen, wenn er mit seinem Motorrad durch Europa tourt. "Für mich ist das ein Muss, in den Orten, in denen ich mich aufhalte, in der örtlichen Bäckereien mal hereinzuschauen", erzählt der 55-jährige Grünberger.

Eines will man aber auch noch wissen: Wie geht es weiter mit der Bäckerei, wenn er einmal aufhört? Was ist mit der fünften Generation? Da zuckt er mit den Schultern. Er wisse es noch nicht. Aber bis dahin sei ja noch Zeit. Seine Tochter jedenfalls, das habe sie ihm schon signalisiert, werde den Betrieb wohl nicht übernehmen. Aber kommt Zeit, kommt Rat. So freut sich Steffen Böhme erst einmal aufs Frühjahr, wenn es wieder losgeht mit den Open-Air-Backevents vor seiner Haustür.

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