Radeberg. Von außen eher unscheinbar, drinnen ein Traum: Der Biergarten des Pilsfaßes in der Radeberger Hauptstraße ist von den Lesern von Sächsische.de zum schönsten Biergarten im Rödertal gewählt worden.
Der Hinterhof ist ein echtes Idyll. Die autobefahrene Hauptstraße ist gefühlt ganz weit weg, dafür hat man als Gast den Turm der Stadtkirche im Blick. Ein Teil des Biergartens ist malerisch von sattgrünen Weinreben überdacht und rundherum wächst Efeu an den Mauern entlang. Liebevolle Details, altes Kochgeschirr als Deko und viel Schatten machen den Biergarten zu etwas ganz Besonderem.
Von der Kneipe mit Spielothek zur traditionellen Gaststätte
"Ich habe schon als Teenager davon geträumt, eine eigene Kneipe zu haben", erinnert sich Martin Kroitzsch. "Das hat man sich damals gemütlich vorgestellt, mit den Kumpels Bier zu trinken."
Besonders gemütlich gehe es nun in seinem Job aber nicht mehr zu, dafür ist zu viel Arbeit zu erledigen. Und dennoch ist er froh und glücklich, mit seiner Frau Sabine - passenderweise eine gelernte Restaurantfachfrau - das Pilsfaß zu betreiben. "Hier steckt unser Herzblut drin."
Martin Kroitzsch hat die Radeberger Kneipe mit Kult-Status 2008 übernommen, zu dem Zeitpunkt war der gelernte Koch bereits seit drei Jahren angestellt. 1993 war das Pilsfaß - damals noch auf der Badstraße - eröffnet worden. "Das war mehr eine Kneipe und Imbissbude", erinnert sich der heutige Chef. "Mit einem kleinen Angebot an Speisen."
Sechs Jahre später zog die Kneipe in die Hauptstraße um, "die Speisekarte wurde deutlich vergrößert und die Spielothek auch", erinnert sich Martin Kroitzsch. Darts, Billard, Spielautomaten - das volle Programm.
Dass das Pilsfaß früher mal zu großen Teilen eine Spielhalle war, davon ist heute rein gar nichts mehr zu sehen. "Und unser Essensangebot ist auch wieder deutlich reduzierter."
Sonntag ist Ruhetag
Heute ist das Pilsfaß eine traditionelle Gaststätte, die bei den Radebergern wegen ihrer leckeren und bezahlbaren Gerichte überaus beliebt ist. "Das Geschäft läuft gut", sagt Martin Kroitzsch. "Toi toi toi." Freitag- und Samstagabend sei man nahezu immer ausgebucht, und auch der Umsatz des Catering-Geschäfts sei gut.
Früher hatte das Pilsfaß mittags und abends auf - und das an sieben Tage die Woche. Auch das hat sich geändert. "Dienstag bis Samstag ab 17 Uhr. Und Sonntag ist Ruhetag", sagt der Chef.
Keine Selbstverständlichkeit in der Gastronomie-Branche. "Die Gründe sind einerseits die Familie und andererseits das Personal." Martin und Sabine Kroitzsch haben einen gemeinsamen Sohn und drei weitere Kinder mit in die Ehe gebracht, "da ist es uns schon wichtig, an einem Tag am Wochenende freizuhaben". Und auch das Personal schätze die Regelung sehr.
Aktuell kein Fachkräftemangel
Stichwort Personal: Im Pilsfaß arbeiten drei festangestellte Köche, drei Service-Mitarbeiter und rund zehn Pauschalkräfte, die in Stoßzeiten aushelfen. "Wir haben ein tolles Team", schwärmt der Chef. "Das ist ein fester Stamm, das ist wichtig."
Einigermaßen geregelte Arbeitszeiten, gute Löhne, ein angenehmes Arbeitsklima: "Wir sind so nah dran an Dresden. Da muss ich meinen Mitarbeitern schon etwas bieten", sagt Martin Kroitzsch.
Unter Fachkräftemangel leide er jedoch derzeit nicht. Und auch sonst will er sich nicht beklagen, auch nicht über die stark gestiegenen Lebensmittelpreise.
Während Corona einen Lieferservice auf die Beine gestellt
"Ich hatte im vergangenen Jahr keine Existenzängste wegen der hohen Kosten für Lebensmittel", sagt er. "Das war schon eher während des ersten Lockdowns der Fall, als wir so abrupt schließen mussten."
Doch auch damals wusste sich der Wirt schnell zu helfen und stellte flugs einen Lieferservice auf die Beine, den die Radeberger gerne annahmen. "Ich musste während Corona auch niemanden entlassen", erzählt er.
Mittlerweile haben sich auch die Lebensmittelpreise wieder etwas normalisiert, auch wenn sie noch nicht auf dem Niveau von vor dem Ukrainekrieg seien.
Den Einkauf übernimmt der Chef persönlich
Um Kosten zu sparen, ist Martin Kroitzsch inzwischen wieder dazu übergegangen, selbst einkaufen zu gehen. Bis zur Krise hat er sich viele Lebensmittel liefern lassen. "So spare ich ungefähr 800 Euro im Monat", berichtet er. "Die Preise variieren von Geschäft zu Geschäft so derart, dass sich der Vergleich durchaus lohnt." Der Einkauf koste ihn zwar "Zeit und Nerven", aber sei in diesen Zeiten das effektivste Mittel, Geld zu sparen.
Die Preise für seine Gerichte habe er in den vergangenen Monaten leicht anheben müssen, berichtet er. "Aber wirklich moderat." Eine Soljanka kostet im Pilsfaß 5,30 Euro, Würzfleisch 6,90 Euro, das griechische Schnitzel 17,50 Euro und das echte Wiener Schnitzel 19,90 Euro.
Sächsische.de hatte seine Leser aufgerufen, den schönsten Biergarten des Rödertals zu nennen. Unter allen Antworten per E-Mail oder Facebook-Kommentar entfielen die mit Abstand meisten Stimmen auf das Pilsfaß in Radeberg.