SZ + Radeberg
Merken

Radeberger Eschebach-Gelände: Die Bagger rollen an

Viele Jahre lang lag das Eschebach-Gelände in Radeberg im Dornröschenschlaf, nun rollen die Bagger an. Doch die Einweihung der neuen Außenstelle des Humboldt-Gymnasiums zum Schuljahr 2024/25 bleibt illusorisch.

Von Verena Belzer
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Auf dieser Industriebrache soll der Erweiterungsbau des Humboldt-Gymnasiums entstehen - planmäßig soll am 9. Januar damit begonnen werden, das Areal zu beräumen.
Auf dieser Industriebrache soll der Erweiterungsbau des Humboldt-Gymnasiums entstehen - planmäßig soll am 9. Januar damit begonnen werden, das Areal zu beräumen. © René Meinig

Radeberg. Lange wurde um den Standort für den Erweiterungsbau des Radeberger Humboldt-Gymnasiums gerungen - nun endlich soll es im neuen Jahr mit der Baustelle auf dem Eschebach-Gelände losgehen. Wie das Landratsamt Bautzen auf Nachfrage von sächsische.de mitteilt, sollen Anfang Januar die Räumarbeiten auf dem Areal beginnen.

"Der Auftrag wurde vergeben", teilt Frances Lein, Pressesprecherin des Landratsamtes mit. "Die Bauanlaufberatung fand am 21. Dezember statt." Der Baubeginn sei nun jedoch auch vom Wetter abhängig. "Ziel ist es, am 9. Januar zu starten." Die Kosten für die Beräumung sind ordentlich: Das Landratsamt kalkuliert derzeit mit 800.000 Euro.

Das Grundstück, das der Landkreis vom Eigentümer, der Passat GmbH, gekauft hat, soll komplett beräumt werden. Das bedeutet unter anderem den Abbruch der noch bestehenden Restgebäude. "Das ist Voraussetzung für Baufreiheit", erklärt das Landratsamt. "Der Abschluss der Beräumung soll im zweiten Quartal 2023 sein." Und tatsächlicher Baubeginn? "Dies ist abhängig von der Fördermittel-Zustimmung. Wir tendieren auf 2024."

11.000 Quadratmeter ist das Grundstück groß. Kostenpunkt: 575.000 Euro. Die weitaus beträchtlicheren Summen folgen dann wohl noch für den Bau - und die explodieren gerade vielerorts. Der Baustart für den Neubau der Gymnasiums-Außenstelle sollte ursprünglich mal zwischen 2021 und 2023 erfolgen. Aufgrund Verzögerungen beim Grunderwerb kam es dann zu der zeitlichen Verschiebung.

Ein Umzug zum Schuljahr 2024/25 wäre rekordverdächtig

Weil der gesamte Terminplan nun weiter in die Zukunft gerutscht ist, bleibt mehr als fraglich, ob der geplante Umzug zum Schuljahr 2024/25 Bestand haben kann. Dazu teilt das Landratsamt mit: "Aktuell findet das Ausschreibungsverfahren statt. Davon ist der Gesamtablauf abhängig."

Bedenkt man, dass laut aktuellen Planungen die Bauarbeiten erst im Jahr 2024 beginnen sollen, kann man sich nur schwerlich vorstellen, dass neun Monate später die ersten Schüler im Erweiterungsbau unterrichtet werden sollen. Ein Schulhausbau in so kurzer Zeit - das wäre wohl rekordverdächtig.

Falsche Schülerprognosen führten zum Platzmangel im Hauptgebäude

Dennoch: Einer ist begeistert, dass es nun endlich losgeht: "Großartig", sagt Andreas Känner, Schulleiter des Humboldt-Gymnasiums, zur Nachricht vom Beräumungsbeginn. "Das ist endlich ein sichtbares Zeichen dafür, dass sich für unsere jungen Humboldtianer und für unsere Kolleginnen und Kollegen die Lehr- und Lernsituation in absehbarer Zeit entscheidend verbessern wird."

Schon seine Vorgängerin Elke Richter hatte sich jahrelang dafür eingesetzt, dass es einen Erweiterungsbau gibt. "Das Humboldt-Gymnasium wurde 2000 als dreizügige Schule gebaut", berichtet Känner von den Anfängen. "Im vergangenen Schuljahr hatten wir aber so viele Anmeldungen, dass wir auf sieben fünfte Klassen gekommen sind." Das ist sehr weit weg von dreizügig. "Die Schülerprognosen von damals waren einfach leider komplett falsch."

Der Gymnasiumsbau könnte der Startschuss für die Wiederbelebung des gesamten Areals werden

Es wäre ein Meilenstein für Radeberg: Endlich passiert etwas auf der Industriebrache in bester Lage und in direkter Nachbarschaft zum Radeberger Bahnhof. Schon im Wahlkampf war das Thema eines der zentralen Fragen, die den Oberbürgermeister-Kandidaten gestellt wurden. OB Frank Höhme (parteilos) sprach sich seinerzeit für Gewerbebetriebe und Einzelhandel, ergänzt mit Wohnbebauung und sozialen und kulturellen Einrichtungen aus. Der Gymnasiums-Bau könnte der Startpunkt dafür sein.

Und auch der Radeberger Gewerbeverein hatte sich in der Vergangenheit bereits zum Eschebach-Gelände positioniert. "Supermärkte haben wir eigentlich ausreichend", findet Thomas Tiebel. "Zusätzliche würde nur zu einem Verdrängungswettbewerb führen." Der Gewerbeverein kann sich dort vielmehr ein neues städtisches Quartier mit Wohnungen, Kita und kleinteiligem Handel vorstellen. "Ein Bäcker, ein Fleischer, ein Friseur beispielsweise."

Auch studentisches Leben wäre eine Option, meint Jens Richter, Vorsitzender des Gewerbevereins. Die Nähe zum Bahnhof sei dafür ideal. Die Vertreter des Gewerbevereins würden sich gerne mit dem Eigentümer des Geländes zusammensetzen und über Möglichkeiten sprechen. "Aber eines ist klar: Das ist sein privates Grundstück."